Forstamtsleiter Florian Kemkes zu Gast beim Zweibrücker Nabu Wie geht es mit unserem Wald weiter?

Zweibrücken · „Forstwirtschaft, eine Gratwanderung zwischen Naturschutz, Klimawandel und Wirtschaftlichkeit“ war der Titel eines Vortrages, den Forstamtsleiter Florian Kemkes beim Zweibrücker Nabu hielt.

Die Vorsitzende des Naturschutzbunds (Nabu) Zweibrücken, Miriam Krumbach (rechts), begrüßte Florian Kemkes (links), Leiter des Forstamtes Westrich, im Vereinsheim des SVN Zweibrücken. Der Forstamtsleiter hielt einen spannenden Vortrag.

Die Vorsitzende des Naturschutzbunds (Nabu) Zweibrücken, Miriam Krumbach (rechts), begrüßte Florian Kemkes (links), Leiter des Forstamtes Westrich, im Vereinsheim des SVN Zweibrücken. Der Forstamtsleiter hielt einen spannenden Vortrag.

Foto: Susanne Lilischkis

Nach zwei Jahren coronabedingter Pause lud der Nabu Zweibrücken am vergangenen Mittwoch wieder zu einem Vortrag ein. Zu Gast war dieses Mal Florian Kemkes, Leiter des Forstamtes Westrich und damit auch für Zweibrücken zuständig. Dem jungen Förster – Kemkes ist 29 Jahre alt – liegt der Naturschutz am Herzen. „Mein Vater ist auch Förster, der hat mich schon als Kind in den Wald mitgenommen“, erinnerte er sich und ergänzt: „Ich freue mich jeden Tag, dass ich etwas für den Wald tun kann und mich im Wald bewegen kann.“

Der deutsche Wald – er ist ein Sehnsuchtsort und das nicht nur zur Coronazeit. Doch dem Wald geht es nicht gut: Hitzestress, Schädlingsbefall und der Klimawandel machen den Bäumen zu schaffen. Was vom Wald alles erwartet wird, fasste der Referent zusammen. Es ist eine ganze Menge. So sollen die Bäume einen Erosionsschutz an Hanglagen bilden, sie sollen Wasser zurückhalten, damit es nicht zu Hochwasserkatastrophen wie im Ahrtal kommt. Natürlich sollen sie Sauerstoff produzieren und vor Lärm schützen.

Gerade in Corona-Zeiten dient der Wald auch als Erholungsort, er ist Lebensraum für unzählige Tiere und Pflanzen, er speichert Kohlendioxid (CO2), ist Bildungsort, Jagdrevier und Arbeitsplatz zugleich. Schließlich muss der Wald auch einen finanziellen Ertrag bringen. Gar nicht so einfach, hier alle Interessen unter einen Hut zu bringen und allen Ansprüchen gerecht zu werden.

Eine riesige Herausforderung für die Förster ist der Klimawandel. Die letzten drei Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. „Alte Bäume sind mit kühleren Temperaturen aufgewachsen, die haben jetzt Probleme“, erklärte Florian Kemkes, „der Klimawandel ist für uns die große Glaskugel. Wir wissen nicht, wie intensiv er weitergeht. Mein Ziel ist es, den Wald für zukünftige Generationen zu erhalten.“

Noch wissen die Förster im Land nicht genau, welche Bäume gut mit Trockenheit und Hitze zurechtkommen. Natürlich könne man mediterrane Bäume pflanzen, sagte Kemkes auf den Einwand eines Zuhörers hin, doch man wisse nicht, wie diese Bäume mit kalten Wintern zurechtkämen. Letztendlich entschied man sich bei den Landesforsten Rheinland-Pfalz für einen vielfältigen Mischwald mit größtenteils einheimischen Bäumen.

Im Landeswald wird laut Kemkes viel Wert auf Naturschutz gelegt. So versuche man, den Einsatz von großen Erntemaschinen aufs Nötigste zu beschränken und setze auch einmal Pferde ein, die den Boden nicht so verdichteten.

Ein oft gehörter Kritikpunkt sind abgestorbene Bäume und Totholz im Wald. Für manche Bürger wirkt der Wald dadurch „unaufgeräumt“ oder verwildert. Doch die abgestorbenen Äste liefern beim Verrotten dem Boden wichtige Nährstoffe und sie bieten zahlreichen Arten ein Zuhause. Auf der anderen Seite sind solche trockenen Hölzer auch gefährlich. Stürzen sie um, können sie Spaziergänger und Waldarbeiter verletzen. Kommt es zu einem Waldbrand, wirkt das Totholz als Brandbeschleuniger. Hier muss das Forstamt abwägen.

Abwägen müssen die Landesforsten auch bei einem Problem, das beinahe allen Zuhörern unter den Nägeln brannte: Schäden durch Wildverbiss. Bei einer angeregten Diskussion am Ende des Vortrages tauschten Waldbesitzer und Jäger Argumente aus.

Die Nabu-Vorsitzende Miriam Krumbach ist froh, dass wieder Vorträge stattfinden können. Am 29. November wird Rafael Phillip von der Unteren Naturschutzbehörde über seine Arbeit sprechen. Davor wird es am 5. November noch einen Arbeitseinsatz geben, voraussichtlich in Contwig. Die Kindergruppe des Vereins trifft sich an jedem zweiten Samstag, 15 Uhr, im Vereinsheim der Zweibrücker Imker im Wildrosengarten. Der nächste Stammtisch findet am Mittwoch, 2. November, ab 19 Uhr im „Pfälzer Hof, Oselbachstraße 92, statt“.

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