Narrenfieber erreicht HöhepunktJüngeres Publikum im FokusVier Zentner Süßes gebunkert

Zweibrücken/Contwig. Frühling, Sommer, Herbst und Winter: Sicher, alle diese vier Jahreszeiten haben ihren eigenen Reiz. Schön und gut. Aber was wäre das Jahr ohne die fünfte Jahreszeit? Eben, sagen sich da alle Narren - und feiern jetzt, in der Fastnachtszeit, dass die Schwarte kracht, die Wände wackeln und der Boden bebt

 Lea, drei, ist als Tanzzwerg beim KVZ aktiv und freut sich schon mächtig auf den Umzug. Foto: voj

Lea, drei, ist als Tanzzwerg beim KVZ aktiv und freut sich schon mächtig auf den Umzug. Foto: voj

 Von Kopf bis Fuß auf die Fasenacht eingestellt: Emil Mayer, alias s' Luiche. Foto: eck

Von Kopf bis Fuß auf die Fasenacht eingestellt: Emil Mayer, alias s' Luiche. Foto: eck

Zweibrücken/Contwig. Frühling, Sommer, Herbst und Winter: Sicher, alle diese vier Jahreszeiten haben ihren eigenen Reiz. Schön und gut. Aber was wäre das Jahr ohne die fünfte Jahreszeit? Eben, sagen sich da alle Narren - und feiern jetzt, in der Fastnachtszeit, dass die Schwarte kracht, die Wände wackeln und der Boden bebt. Ob Groß oder Klein, alle verbindet die Freude, einmal ausgelassen feiern zu dürfen.Das will sich auch die kleine Lea nicht nehmen lassen. Gerade einmal drei Lenze zählt der Dreikäsehoch. Aber feiern kann sie schon wie eine Große, lacht ihre Mutter Tina Jakobi. Die Contwigerin ist selbst ein eingefleischter Narr. Beziehungsweise war - denn seit der Geburt von Lea musste Tina Jakobi im jecken Getriebe einen Gang zurückschalten. "Ich habe mit großer Freude in der Garde mitgetanzt, ab meinem elften Lebensjahr war ich dabei. Dafür ist momentan leider keine Zeit mehr", bedauert die 34-Jährige. Aber nun ist Lea in ihre Fußstapfen getreten. Die Dreijährige ist die jüngste Aktive beim Karnevalsverein Zweibrücken (KVZ). Tina Jakobi war im vergangenen Herbst zuerst noch etwas skeptisch, ob ihre Tochter nicht zu jung ist. Aber als sie sah, wie Lea bei der Nachwuchsorganisation des KVZ, den Tanzzwergen, vom ersten Moment an über die Bühne fegte, wusste die Mutter, dass ihre Tochter einen Narren an selbigen gefressen hatte. "Auch mein Mann ist inzwischen begeistertes Mitglied beim KVZ, dabei war er, als ich ihn kennenlernte, eher ein Fasenachtsmuffel." Nun schwinge er in der Bütt kecke Reden und trage heute beim Umzug stolz die Vereinsfahne an der Spitze des Trosses. Und freut sich Lea auch auf den Umzug? Das Mädchen nickt eifrig. Sie geht als Teufelchen, ihre Mutter hat schon Hörner und Pferdeschwanz gerichtet. Ist dieses Kostüm berechtigt? "Oh ja", lacht die Mutter. Wie um sie Lügen zu strafen, setzt Lea die allerliebste Miene auf.Um die Wette strahlt auch Emil Meyer, wenn die Rede von der Fasenacht ist. Mit 75 Jahren ist er der älteste Aktive bei der KVZ. Der ehemalige Präsident des Vereins engagiert sich heute als Ehrenvorsitzender. Zahlreiche Auszeichnungen schmücken den Zweibrücker - unter anderem ein Orden vom Bund Deutscher Karneval (BDK). Eine seiner Paraderollen ist die als s' Luiche, in der er zuletzt bei der Prunksitzung des Vereins am 6. Februar glänzte. Was macht für ihn den Reiz der Fasenacht aus? "Das ist das schönste Hobby auf der Welt", sagt er mit leuchtenden Augen. Auch mit fast 76 Jahren könne er nicht davon lassen. Muss er auch nicht. Narreteien kennen keine Altersgrenze.Zweibrücken. Die Narren sind im Fieber. Und auch den Mitarbeitern des Ordnungsamtes steht der Schweiß auf der Stirn. Wenn auch aus ganz anderen Gründen. Der heutige Umzug stellt die Mitarbeiter der Behörde vor besondere Herausforderungen, wie Ordnungsamtschef Willi Holderbaum (Foto: pm) im Gespräch mit dem Merkur erklärt. "Wir sind mit sieben Vollzugskräften im Einsatz. Diese werden von zwei Politessen unterstützt." Mehr Kräfte könnten nicht aufgeboten werden. Das besondere Augenmerk liege in der Zeit des Umzugs auf Kindern. "Wir wissen ja aus Unglücksfällen in anderen Städten, dass schnell etwas passieren kann, wenn Kinder Süßigkeiten, die von einem Umzugswagen heruntergeworfen werden, nachrennen." Nach dem Umzug, wenn in der Innenstadt das Motto "Hoch die Tassen" gilt, wollen die Ordnungsamts-Mitarbeiter verstärkt Jugendliche ins Visier nehmen, so Holderbaum weiter. "Soweit uns das möglich ist, werden wir versuchen, mögliche Trinkexzesse, die gerade bei Jugendlichen verstärkt zu beobachten sind, zu vermeiden." In diesem Zusammenhang appelliert der Ordnungsamtschef an die Gastwirte, keinen Alkohol mehr an Gäste auszuschenken, wenn er diesen bereits aus den Ohren herauskomme. Ansonsten ist Holderbaum, auch auf Grund der guten Erfahrungen der letzten Jahre, hoffnungsfroh, dass der heutige Umzugstag nicht aus dem Ruder läuft. Holderbaum: "Die vergangenen Veranstaltungen in der Stadt sind überwiegend ruhig abgelaufen." eckZweibrücken. Um 14.11 Uhr wird die Innenstadt zum Tollhaus. Dann fällt der Startschuss für den Umzug. Bodo Heintz (Foto: pm), Präsident des Karnevalvereins Zweibrücken (KVZ) und als Vorstandsmitglied des Verkehrsvereins Leiter des Umzuges, rechnet damit, dass rund 18 Wagen teilnehmen werden. "Die endgültige Zahl steht erst vormittags fest, wenn sich alle vor der Festhalle treffen", erklärt Heintz. Mit den 18 geschätzten Wagen habe der Umzug die übliche Größe. Erfahrungsgemäß schlängele sich der närrische Lindwurm rund drei Stunden lang durch die Innenstadt, bis er vor dem Schloss aufgelöst werde. Für die Süßschnäbel unter dem Publikum seien, verteilt auf alle Wagen, vier Zentner Schokoriegel, Bonbons und Popcorn in Tüten gebunkert. Wem der Sinn nicht nach Süßem, sondern nach Barem steht, der werde auch auf seine Kosten kommen, stellt Heintz augenzwinkernd in Aussicht - wenn er denn Mitarbeiter der Stadtverwaltung ist. "Um 17.11 Uhr, wenn der Oberbürgermeister den Schlüssel für das Rathaus zurückerhält, gibt es noch eine Überraschung für ihn", so Heintz. Er werde dann feierlich verkünden, dass die Mitarbeiter der Stadtverwaltung pro Nase 1000 Euro Prämie bekommen. Heintz bezieht sich damit auf einen Merkur-Bericht vom Montag; danach lehnt der Personalrat der Stadtverwaltung Leistungszulagen für die Mitarbeiter ab, Reichling befürwortet dies. Heintz findet: "Unsere Stadt ist pleite, da kommt es auf ein paar hundertausend Euro auch nicht an. Wir haben's doch!" eck "Das ist das schönste Hobby auf der Welt."Emil Meyer über seine Leidenschaft für die Fasenacht

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