Straßennamen Napoléon und das Landgestüt Zweibrücken

Zweibrücken · Als Georg Heinrich von Strubberg mit den besten Pferden floh.

 Die Strubbergstraße erinnert an einen ehemaligen Gestütsdirektor.

Die Strubbergstraße erinnert an einen ehemaligen Gestütsdirektor.

Foto: Volker Baumann

Die Strubbergstraße in Zweibrücken dürfte nicht jedem geläufig oder geographisch zuzuordnen sein. Sie verbindet auf 131 Metern die Hofenfelsstraße mit der Dr.-Ehrensberger-Straße und läuft ein Stück parallel zur Geschwister-Scholl-Allee. Zu Zeiten der Jahrmärkte auf dem Festgelände an der Rennwiese oder bei Veranstaltungen auf der Rennwiese selbst, wird sie gerne als Zugangsweg benutzt. Sonst schlummert sie eher, wartend auf das nächste Ereignis, im Zweibrücker Straßenalltag dahin – außer für die Anwohner natürlich. Auch das IB Bildungszentrum ist über sie zu erreichen.

Nicht ohne Grund trifft die Strubbergstraße auf die Rennwiese. Nicht, weil mit dem Namen der Strubberg im Teuteburger Wald hier eine Verewigung finden soll. Auch nicht zu Ehren des deutschen Amerikareisenden und Schriftstellers Fredéric Armand Strubberg, der mit pseudo-autobiographischen Reisebeschreibungen und Romanen fast ein zweiter Karl May war, nur dass aus seinem Nachlass kaum noch etwas bekannt ist. Der Namensgeber ist der im 18. Jahrhundert das Zweibrücker Gestüt leitende Georg Heinrich von Strubberg. Im Jahre 1793 besetzten die französischen Revolutionstruppen das Land. Die französische Zeit sollte etwa 20 Jahre dauern. Der Hengstbestand sowie die Stuten und Fohlen wurden nach Rosières-aux-Salines bei Nancy gebracht. Erst 1802 kehrten sechs Hengste nach Zweibrücken zurück.

Inzwischen war Napoléon zum Kaiser der Franzosen aufgestiegen. Bei seinen Feldzügen hatten ihn die mit Pferden aus der in Rosières weiterbetriebenen Zweibrücker Zucht ausgestatteten Regimenter wohl derart beeindruckt, dass er am 4. Juli 1806 auf dem heutigen Gelände des ehemaligen Schlösschens der Gräfin von Forbach die Wiedereinrichtung des Zweibrücker Gestütes verfügte. Der ehemalige Gestütsbesitz, der als einziger nicht verkauft, sondern verstaatlicht worden war, wurde dem Gestüt wieder zugewiesen.

Aus Rosières, aus verschiedenen Teilen Deutschlands, aus Spanien und Ungarn kamen Hengste nach Zweibrücken. Der Bestand belief sich schließlich auf 260 Hengste und 112 Stuten. Nur 50 bis 60 Hengste verblieben ständig in Zweibrücken. Ein besonderes Zeichen kaiserlicher Wertschätzung war, dass Napoleon I. seinen arabischen Hengst Fayoum, den er in den Schlachten von Wagram und Eylau sowie in Austerlitz ritt, dem Landgestüt Zweibrücken im Jahre 1811 zum Geschenk machte. Im Jahre 1814 flüchtete Gestütsdirektor Strubberg als Folge der Befreiungskriege mit 78 Hengsten, 29 Stuten und 24 Hengstfohlen in Richtung Fontainebleau. Auf dem Weg wurden die Pferde des Gestüts bei Auxerre von österreichischen Truppen ausgehoben, die schönsten, 64 an der Zahl, herausgenommen und nach Wien verbracht.

Vom pfälzischen Kreisgestüt zum königlich-bayrischen Land- und Stammgestüt führte der weitere Weg, als 1816 die Pfalz zum Königreich Bayern kam. Es gelang, dreizehn Hengste und zwei Stuten aus der alten Zweibrücker Zucht anzukaufen. Dazu kamen bayrische, persische, arabische und englische Hengste. 1828 wurden fünf Araber-Hengste in Damaskus gekauft, die nach einem dreimonatigen Marsch über die Alpen am 9. März 1828 gesund in Zweibrücken ankamen. Hauptabnehmer der zum Teil stark arabisierten Pferde waren die Militärverwaltungen. Waren doch in Zweibrücken seit 1816 immer wieder berittene Einheiten stationiert, nämlich die Cheveauxlegers.

Auch in den erstmals 1821 durchgeführten und seit 1872 zu einer ständigen Einrichtung gewordenen Pferderennen bewies die „Zweibrücker Race“ ihre englisch-arabische Abstammung, ihr Feuer und ihre Ausdauer.

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