Närrische Weiterbildung für Fastnachter

Zweibrücken · Die 1955 erstmals gesendete Prunksitzung des Mainzer Carneval-Clubs und des Mainzer Carneval-Vereins gilt als Mutter aller Fernsehsitzungen. 1985 war auch ein Zweibrücker auf der Bühne im kurfürstlichen Schloss: Rudi Heim.

 Karl Meyer, wie ihn die Narren aus Zweibrücken und der Region kennen und lieben: als Luiche. Schon viele Male hat Meyer in der Rolle des Zweibrücker Originals in der Bütt für Lacher gesorgt. Foto: pmz/voj

Karl Meyer, wie ihn die Narren aus Zweibrücken und der Region kennen und lieben: als Luiche. Schon viele Male hat Meyer in der Rolle des Zweibrücker Originals in der Bütt für Lacher gesorgt. Foto: pmz/voj

Foto: pmz/voj

Am 17. Februar 1955, also vor fast exakt 60 Jahren, startete eine Erfolgsgeschichte im deutschen Fernsehen. Der Südwestfunk übertrug erstmals die gemeinsame Prunksitzung des Mainzer Carneval-Clubs und des Mainzer Carneval-Vereins. In den 1960er und 1970er Jahren war die Sendung "Mainz wie es singt und lacht" und ab 1973 als Gemeinschaftssendung von ARD und ZDF "Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht" mit über 80 Prozent Fernsehzuschauer ein Quotenbringer.

Einer davon war und ist das Zweibrücker Fastnachtsurgestein Karl Meyer. "Ich habe die Fernsehfastnacht von Anfang an immer angeschaut", erzählt Meyer. "Und ich freue mich auch auf die Jubiläumssendung heute Abend." Schließlich lerne man nie aus. Auch wenn er nicht mehr in die Bütt wolle. Meyer trat in diesem Jahr erstmals nach 52 Jahren nicht bei der Prunksitzung des Karneval-Vereins Zweibrücken auf. "Ich bin jetzt über 80 Jahre. Irgendwann muss Schluss sein." Dem KVZ bleibt der Ehrenpräsident weiter als Ideengeber aktiv verbunden. Auch wenn er der KVZ-Sitzung fern geblieben war: "Als altes Zirkuspferd ist es schwer, nur unten im Saal zu sitzen."

Die Mainzer Fastnachtssitzungen sind für Meyer das "Nonplusultra" der literarisch-politischen Fastnacht. Dafür stünden Namen wie Willi Scheu als Bajazz, Herbert Bonewitz als Prinz Bibi, der gerade verstorbene Jürgen Dietz als Bote vom Bundestag oder Hans-Peter Betz als Guddi Gutenberg. Davon habe er sich inspirieren lassen. Wie auch vom früheren Herausgeber des Pfälzischen Merkur, Günter Bartz. Von dem habe er gelernt: "In einer Büttenrede muss Geist sein."

Der frühere Zweibrücker Oberbürgermeister Werner von Blon und Rudi Heim hätten ihn in den 1950er Jahren zur Fasnacht gebracht. Beide traten schon damals bei der Karnevalistischen Arbeitsgemeinschaft Zweibrücken (KAZ) und nach der Wiedergründung 1952 beim KVZ auf. Heim vor allem als Bauer von der Sickingerhöh. Später zog der Mörsbacher Heim aus beruflichen Gründen nach Wiesbaden, wo er am Samstag, 15. Februar, seinen 90. Geburtstag feiert. Durch die Bekanntschaft mit Vorstandsmitgliedern des Mainzer Carneval-Vereins kam Heim auch in die Fernsehsitzung. "1985 trat er als Indianer im Fernsehen auf." Meyer stand 1962 erstmals zusammen mit Ewald Schlachter als Moritatensänger auf der Fastnachtsbühne. Bartz lieferte die dazugehörenden Zeichnungen.

Später beleuchtete Meyer als Hofnarr die große Politik. Bevor er 1986 auf Anregung des Verkehrsvereinsvorsitzenden Jakob Roth erstmals als Luiche auftrat.

Mit der Figur des Dienstmanns las Meyer den Kommunalpolitikern fast drei Jahrzehnte auf Fastnachtsitzungen oder anderen Veranstaltungen die Leviten. "Die Kommunalpolitik ist die Politik des kleinen Mannes. Das interessiert die Leute. Und da kann man manchmal auch etwas anstoßen." Deshalb sei er gerne in die Montur des Dienstmanns Ludwig Arnold geschlüpft. Bei der Fernsehsendung "Spass auf der Gass" repräsentierte Meyer als Luiche die Stadt Zweibrücken .

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