Nach langer Genre-Abstinenz gibt's ein neues Pop-Album von Sting

Zweibrücken · Schon seine "Back To Bass"-Tour vor fünf Jahren ließ alte Fans aufhorchen. Im engen T-Shirt stand Sting damals auf der Bühne und spielte wie zu Police-Zeiten seinen abgeschuffelten Fender Precision Bass. Nun legt er mit "57th & 9th" ein neues Pop-Album vor. Zwar erinnert das chaotische "Petrol Head" an "Synchronicity"-Zeiten. Und auch "50000" ist ein typischer Rocksong. Sting schrieb ihn, als er vom Tod seines Musikerkollegen Prince hörte, und philosophiert darin über die Endlichkeit des Lebens. Auf der zweiten Albumhälfte lässt er's geruhsamer angehen. "Pretty Young Soldier" erinnert mit seinem kompliziert gegenläufigen Rhythmus an Stings vom Jazz beeinflusste Soloalben, während "Empty Chair" und "Heading South On The Gate" (beide ganz auf Akustikgitarre und Gesang vertrauend) aus seinem Musical "The Last Ship" (2013) sein könnten. "One Fine Day", in dem Sting vorm Klimawandel warnt, ist zu schmalzig geraten. Dafür überzeugt die Ballade "If You Can't Love Me (This Way, Than You Must Leave Me)". Und dazu das ruhige "Inshallah", in dem er mit orientalischer Intonation zu arabischen Handtrommeln vom Flüchtlingsleid singt. Da ist wieder der Gutmensch, der die Welt verbessern will. Dass auf Stings toskanischem Landgut, wo er Weine, Honig und Olivenöl produziert, kürzlich illegale Migranten aufgegriffen wurden, die für nicht mal vier Euro die Stunde arbeiteten, passt dazu nicht. Sting beteuert, nichts davon gewusst zu haben. Ansonsten: Stings Stimme ist tiefer geworden. Man hört, dass er mal klassischen Gesangsunterricht genommen hat. Machte er damals eine Mutation vom Bassmann zum Barden durch, so wandelt er sich jetzt wieder zurück.

Sting : 57th & 9th (Universal/Interscope)

Am Samstag, 1. April 2017, spielt Sting in der Rockhal in Luxemburg. Los geht's um 20 Uhr, Vorgruppen sind Joe Sumner and The Last Bandoleros.

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