Nabu Zweibrücken plädiert bei Obst und Gemüse für Verzicht auf Flugware Regional statt international kaufen

Zweibrücken · Frischer, gesünder, schmackhafter sind ausgereiftes Obst und Gemüse aus der Region. Davon ist auch der Zweibrücker Naturschutzbund (Nabu) überzeugt.

 Eingeflogene Lebensmittel waren auch Thema bei der Zweibrücker Karikaturen-Ausstellung.

Eingeflogene Lebensmittel waren auch Thema bei der Zweibrücker Karikaturen-Ausstellung.

Foto: Cordula von Waldow

„Regional ist das neue Bio.“ Diese Meinung vertreten mittlerweile viele ernährungs- und umweltbewusste Menschen. Erstens folgen die „Biozertifikate“ vieler Handelskonzerne selbsternannten Gesetzen und zweitens legt selbst Bio-Ware oft weite Transportwege zurück, um ganzjährig verfügbar zu sein. Diese mindern nicht nur den Gehalt an gesunden Vitaminen und Nährstoffen erheblich, sondern belasten auch die Umwelt massiv. So haben Gewächshaustomaten etwa ein Drittel weniger Vitamin C als Freilandtomaten, dafür jedoch einen wesentlich höheren, gesundheitsschädlichen Nitratgehalt aus Düngemitteln.

Aus einem Bericht des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum DLR geht hervor: „Der Transport von Äpfeln per Schiff aus Chile benötigt zwölfmal mehr Energie als heimische Ware.“ Auch der Geschmack leidet, denn laut DLR – und der eigenen Sinnesprobe beim Genießen – ist er erst bei ausgereifter Ware optimal. „Bei zu früher Ernte nicht nachreifender Früchte wie Erdbeeren, Kirschen oder Trauben kann sich das typische Aroma nicht voll entwickeln“, bestätigt das DLR, was nicht nur ein ausgebildeter Gourmet-Tester schmecken kann. Allerdings gibt es auch Obst- und Gemüsesorten, die nicht oder nur wenig in Deutschland angebaut werden, wie beispielsweise Paprika.

Weil wir uns aber daran gewöhnt haben, dass alle Obst- und Gemüsesorten das ganze Jahr über verfügbar sind, werden nach Angaben des Naturschutzbunds (Nabu) inzwischen über 60 Prozent des Gemüses und rund 80 Prozent des Obstes (ohne Zitrusfrüchte) importiert (wir berichteten). Miriam Krumbach, Vorsitzende des Nabu Zweibrücken, gibt zu bedenken: „Diese ständige Verfügbarkeit bedeutet einen hohen Energieaufwand für weite Transportwege, Treibhäuser oder gekühlte Lagerstätten – alles schlecht für Klima und Umwelt.“ Außerdem mindere das nach ihrer Erfahrung die Vorfreude darauf und damit den Genuss.

Die 62-jährige Zweibrückerin erinnert: „Früher war eine Orange ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk. Heute ist sie Alltagskost.“ Der Nabu plädiert deshalb bei Obst und Gemüse für den Verzicht auf Flugware. Dabei könne man sich an der Faustregel orientieren, dass schnell verderbliche Sorten, die hier nicht Saison haben und von außerhalb Europas importiert werden, mit dem Flugzeug transportiert werden. Das gilt beispielsweise für Bohnen und Erdbeeren aus Ägypten. Auch exotische Früchte wie Papayas, Mangos, Ananas und Guaven sind in der Regel Flugware, während man bei Bananen hingegen sehr sicher sein könne, dass sie mit dem Schiff kommen.

Frühkartoffeln aus Ägypten beispielsweise werden auf Feldern der Wüste abgetrotzt und benötigen das Tausendfache an Wasser, wie ein Kartoffelanbau im Kartoffelland Pfalz. Zudem liefert allein der unterschiedliche Boden von Sand bis Lehm ganz verschiedene Geschmackserfahrungen. Deshalb plädiert Miriam Krumbach für die Stärkung der Erzeuger in der eigenen Region. Sie gehört zu den Glücklichen, die mit einem Anteil auf dem Wahlbacherhof die Solidarische Landwirtschaft unterstützen und ganzjährig Saisongemüse direkt vom Bio-Bauernhof um die Ecke beziehen. „Nach dem Winter mit Kartoffeln, Wurzelgemüse und ab und zu Salaten wie Feldsalat oder dem super gesunden Postelein freut man sich dann ganz besonders auf den Sommer.“ Dazu gehört für sie auch das Erdbeerpflücken etwa auf dem Freudenbergerhof.

Frisch gepresster Apfelsaft aus der Region, Walnuss-Köstlichkeiten aus Kleinbundenbach, selbst geerntete Früchte von Bäumen mit einem gelben Erlaubnis-Band, Eier und Fleisch direkt vom Bauernhof, Nudeln von Hofläden – der „Regionale Einkaufsführer“ der Zweibrücker Wirtschaftsförderung listet eine Vielzahl an Produzenten der weiten Region auf. Weitere Einkaufsquellen sind die Erzeuger- und Wochenmärkte in Zweibrücken und der Umgebung neben einer Auswahl nachweislich regionaler Produkte etwa bei Edeka Ernst im Hilgard-Center oder in den Wasgau-Märkten.

Eine Anregung, passend zur Fastenzeit und dem anschließenden Festmenü zu Ostern: Die Natur der Jahreszeit schmecken, ohne ihr mit austauschbarer Ganzjahres-Ware die Schau zu stehlen. Miriam Krumbach findet: „Der Spargel aus deutschen Landen schmeckt auch nach Ostern noch köstlich.“

Einen regionalen Einkaufsführer gibt es auf

Angaben über die Kennzeichnung regionaler Lebensmittel:

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