Naturschutzbund Zweibrücken zieht Konsequenzen Nabu-Jugendleiterin auch rechtsextrem aktiv?

Zweibrücken · Der Naturschutzbund hat auf entsprechende Vorwürfe entschlossen reagiert – und die Frau von all ihren Aufgaben entbunden. Einem Ausschlussverfahren kam sie durch Austritt zuvor. Die mutmaßlich problematischen Aktivitäten waren weit außerhalb Zweibrückens.

 Die Jugendarbeit des Nabu Zweibrücken ist von unpolitischen Themen wie Insektenhotels (Symbolbild) geprägt. Doch weil die Jugendleiterin auch in völkischen Kreisen aktiv sei, hat der Nabu sie nun abgelöst.

Die Jugendarbeit des Nabu Zweibrücken ist von unpolitischen Themen wie Insektenhotels (Symbolbild) geprägt. Doch weil die Jugendleiterin auch in völkischen Kreisen aktiv sei, hat der Nabu sie nun abgelöst.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Die langjährige Leiterin der Zweibrücker Naturschutzbund-Jugendgruppe ist nach Bekanntwerden von Rechtsextremismus-Vorwürfen von ihren Aufgaben entbunden worden und aus dem Nabu ausgetreten.

Zwei antifaschistische Online-Medien hatten zuvor berichtet, dass die Frau neben ihrer Tätigkeit beim Nabu auch beim „Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff) e. V.“ aktiv sei. Diesen Bund beschreibt das Bundesamt für Verfassungsschutz im Lagebild Antisemitismus als eine „von Antisemitismus und Rassismus geprägte“ Organisation.

Nabu sieht „belastbare Beweise“

Beim Zweibrücker Nabu hatte man von den konkreten Vorwürfen aus einem Online-Bericht des Vereins „Endstation Rechts“ erfahren, wie Miriam Krumbach, Vorsitzende der Nabu-Ortsgruppe, dem Merkur bestätigt. Damit konfrontiert, wendeten sich die Zweibrücker an den Nabu-Landesverband in Mainz. „Im Oktober 2022 erreichten uns belastbare Beweise, die Aktivitäten des Nabu-Mitglieds im Bund für Gotterkenntnis nachwiesen“, mailt Nabu-Landesvorsitzende Cosima Lindemann auf Merkur-Anfrage.

Verfassungsschutz über „Bund für Gotterkenntnis“

Der Bund für Gotterkenntnis (BfG) „bezeichnet sich selbst als Weltanschauungsgemeinschaft“ und „wurzelt ideologisch in der völkischen Bewegung des 19. Jahrhunderts“, wie das Bundesamt für Verfassungsschutz in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Grünen-Anfrage schreibt (19/16742). In der Antwort aus dem Januar 2020 heißt es weiter: „Die Organisation bestand schon zur Zeit des Nationalsozialismus und wurde 1951 von Mathilde Ludendorff, Ehefrau von Erich von Ludendorff, wieder gegründet.“

Dabei bilden die Ideen und Schriften der Philosophin Ludendorff bis heute den Kern dieser Weltanschauung. Bereits im Februar 1960 schrieb der Spiegel über sie: „Mathilde Ludendorff, die gemeinhin und nicht ohne guten Grund als Urgroßmutter des deutschen Antisemitismus gilt.“

Übereinstimmend berichten „Endstation Rechts“ und „Belltower News“, dass die Leiterin der Zweibrücker Naturschutzbund-Jugend (Naju) Anmeldungen für Veranstaltungen des BfG vor wenigen Wochen in Baden-Württemberg und Thüringen entgegengenommen habe. Das zeigten Recherchen von „Endstation Rechts“ und des Journalisten Timo Büchner, die dieser im Hohenloher Tagblatt (Südwest Presse, Paywall) am Donnerstag veröffentlichte. Bei der „Herbstkulturtagung“ vom 30. September bis 2. Oktober im Jugendheim Hohenlohe beispielsweise sei ein Film gedreht worden. Darin sollen Themen wie Brauchtumspflege, aber auch eine Auseinandersetzung mit dem Buch „Triumph des Unsterblichkeitswillens“ aus der Feder Mathilde Ludendorffs aufgegriffen worden sein.

Einen ersten Hinweis auf Aktivitäten der Frau im BfG hatte der Nabu-Bundesverband schon zuvor erhalten. „Diesem Hinweis wurde selbstverständlich nachgegangen“, betont Lindemann gegenüber unserer Zeitung, ohne das Datum zu nennen. Zu diesem Zeitpunkt hätten den Naturschützern jedoch noch keine belastbaren Beweise für die Verbindung der Zweibrücker Naturschutzjugend-Leiterin zum BfG vorgelegen.

„Keine Auffälligkeiten“ in Zweibrücken

Hinweise darauf, dass die Frau bei ihrer Arbeit für den Nabu Zweibrücken Kinder völkisch indoktriniert haben könnte, hat es nie gegeben. Lindemann: „Die Aktivitäten innerhalb der geleiteten Naju-Gruppe wurden regelmäßig von Eltern sowie der Nabu-Gruppenvorsitzenden begleitet. Hier wurden keine Auffälligkeiten in Bezug auf die Gruppenführung durch das Nabu-Mitglied beobachtet.“

Ein Blick ins Merkur-Archiv zeigt zudem, dass die angeleiteten Aktivitäten der Naju sich meist auf das Basteln von Insektenhotels und ähnlich politisch unverdächtige Aktivitäten beschränkt haben.

Was die langjährige Naju-Leiterin sagt

Auf Nachfrage unserer Zeitung räumte die langjährige Zweibrücker Naju-Leiterin Bezüge zum Bund für Gotterkenntnis ein, diese näher ausführen wollte sie jedoch nicht. BfG-Mitglied sei sie jedenfalls nicht. Die Berichte über sie seien jedoch fehlerhaft.

„Das Nabu-Mitglied wurde von allen Aufgaben entbunden und der Nabu-Landesverband Rheinland-Pfalz hat ein Vereinsausschlussverfahren angestoßen“, erklärt Lindemann und fügt hinzu: „Rechtes Gedankengut, Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung jeglicher Art haben keinen Platz im Nabu!“ Dem Ausschluss sei die Frau am vergangenen Wochenende durch eigenen Austritt zuvorgekommen.

So geht es nun weiter im Nabu

Der Austritt bedeutet für die Zweibrücker Kindergruppe des Nabu, dass in diesem Jahr keine Veranstaltungen mehr stattfinden werden: „Wir machen jetzt eine Pause bei der Kindergruppe und planen im neuen Jahr, mit einem neuen Team, die Arbeit wieder weiterzuführen.“, sagt Miriam Krumbach im Gespräch mit dem Pfälzischen Merkur.

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