Euroclassic-Konzert Kunterbuntes Vergnügen ohne roten Faden

Zweibrücken · Im Rahmen der Euroclassic-Reihe war das Musiktheater Amanda aus Göteborg zu Gast in der Zweibrücker Festhalle.

 Rot-schwarze Kleidung, wenig roter Faden, aber viel Abwechslung: Das Chor- und Tanz-Ensemble Amanda aus Göteborg.

Rot-schwarze Kleidung, wenig roter Faden, aber viel Abwechslung: Das Chor- und Tanz-Ensemble Amanda aus Göteborg.

Foto: Sebastian Dingler

„Das war toll“, sagte am Ende eine Besucherin, die es bei den letzten Stücken schon gar nicht mehr auf dem Sitz hielt beim Euroklassik-Konzert am Sonntag in der Festhalle. „Amanda“ nennt sich eine Gruppe von 18 Sängerinnen und Sängern aus Göteborg, die zum einen ein Instrumentaltrio (meistens Percussion) zur Begleitung dabei hatte und zum anderen manchmal selbst zu Musikinstrumenten griff.

Dabei wurden die Stücke nicht nur einfach so interpretiert, sondern durchgehend mit einer Choreografie versehen. Das Repertoire bestand im Wesentlichen aus schwedischer Folklore, Beatles-Songs und sehr afrikanisch klingenden Traditionals aus Haiti. Aber auch schwedische Popmusik erklang, ausnahmsweise nicht von Abba oder Roxette, sondern der Titel „Come Along“ von Titiyo.

Nicht nur die Formation auf der Bühne wechselte ständig, sondern auch die Verteilung der Stimmen an Solosänger und Begleitgruppe. Für albernen Spaß, der nahezu ins Kindische ging, war die Truppe auch zu haben: So stellte sich der Chor in Vierer-Reihen auf, die hinteren krochen dann durch die Beine der vor ihnen stehenden, so geschehen beim Beatles-Titel „Help“.

Ein bisschen schade war nur, dass viel auf Schwedisch gesungen wurde und somit unverständlich blieb. Gerade mal eines dieser Stücke war auf Deutsch im Programmheft zu finden – doch wie sollte man dieses im Dunkel der Festhalle lesen? Bisweilen wurde aber etwas deutscher Text verlesen, der auf die Spiritualität der schwedischen Songs verwies: „Kennst du das Gefühl, dass Musik eine heilende Quelle ist“, hieß es da beispielsweise. Dieser Eindruck wurde durchs Begleitheft verstärkt: „Viele von uns sind schon fast ihr ganzes Leben dabei, fast könnte man uns auch als Sippe oder Clan beschreiben.“ Jedenfalls scheint Amanda eine bestimmte Lebenseinstellung zu repräsentieren – hätte im Begleitheft gestanden, dass alle Mitglieder zusammen in einer Göteborger Hippie-Kommune wohnen, es hätte einen nicht gewundert. Meditative Klänge und rituelle Begrüßungen durch Auflegen der rechten Hand auf die Wange des Gegenübers ließen ein wenig an gruppentherapeutische Settings denken.

Dann wurde aber wieder breitbeinig aufgestampft, als Congas mit afrikanischen Rhythmen ertönten. Ein Stück ging nahtlos ins andere über, sodass sich häufig gar keine Gelegenheit zum Applaus bot – Amanda läuft ja auch unter dem Etikett „Musiktheater“, so dass das Ganze auch eine Art Stück gewesen sein könnte. Allerdings fehlte dazu wieder der rote Faden.

Allerhöchstens bestand dieser in der Abwechslung. Diese zeigte sich auch in der Kleiderordnung: Im ersten Teil der Show trugen die Künstler alle schwarzweiße Sachen – allerdings durch alle Geschmacksrichtungen durch, von ganz normal bis extravagant. Hervor stach dabei ein junger Mann mit kurzen weißen Hosen, Tennissocken und Zylinderhut, der als einziger seine Kluft bis zum Ende behielt. Alle anderen hatten in der Pause etwas Rotes zum Schwarz dazu genommen, besagter junger Mann trug teilweise Engelsflügel (warum auch immer).

Nach einer schönen Version des besinnlichen Sting-Titels „Fragile“ ging es noch ein letztes Mal nach Haiti. Das riss dann, wie anfangs erwähnt, so manchen Zuhörer von den Sitzen. Die stehenden Ovationen zum Schluss waren verdient. Nochmal sorgte das Ensemble für Tanzstimmung mit einer afrikanisierten Version des Jimi Hendrix-Songs „Voodoo Child“, ehe das Schlaflied „Light in the Hallway“ einen schönen Ausklang bildete. Nur schade, dass bei diesem gelungenen Beitrag zum Motto „Nordlichter“ so viele Plätze in der Festhalle frei blieben.

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