„Addams Family“ in Zweibrücken Chaosfamiliengeschichte endet ganz bieder: in Liebe

Zweibrücken · „Addams Family“, eine Gruselfamilie mit Gruftis und lauter Verrücktheiten gastierte in der Zweibrücker Festhalle.

Eine von vielen erfreulich skurillen Szenen aus dem Musical „Addams Familiy“ in der Festhalle.

Eine von vielen erfreulich skurillen Szenen aus dem Musical „Addams Familiy“ in der Festhalle.

Foto: Margarete Lehmann

Wenn Rasputin sich auf Aspirin reimt, dann stimmt irgendetwas wohl nicht. Wenn die Abwasserkanalisation in Paris zum Sehnsuchtsort wird, auch nicht. Doch Verrücktheiten in der Addams Family sollte man nicht unterbewerten, sie haben ihren Platz bei Addams, einer Albtraumfamilie.

In der Zweibrücker Festhalle war am Mittwochabend das Musical „The Addams Family“ zu sehen, produziert vom „Frank Serr Showservice International“ aus Rieschweiler-Mühlbach. Die (leider nur) etwa 200 Zuschauer ließen sich begeistern. Und in der Tat, es war eine kurzweilige Aufführung mit Swing und Tango und mehr, von vier Musikern lässig produziert, Gesang und Schauspielerisches gut umgesetzt und intoniert, Sarkastisches und Morbides im Text besser als Liebedurchtränktes. Die Handlung nahm allmählich Fahrt auf, das Vergnügen im Publikum wuchs. Die Gasbremse kam sogar vor, und die Großmutter, die als Gesundheitsberaterin auftrat, induzierte Ähnlichkeiten mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Um das Gruseln nicht zu strapazieren, gab es eine hübsche lyrische Einlage mit einem Mondanbeten, währenddessen zog der Erdtrabant bildschön und eiskalterhaben in der Höhe der Bühne seine noch unbewohnte unverwirrte Bahn. In jedem Himmel sei die Hölle los, sagte ein Grufti in plötzlicher Erkenntnisklarheit, Recht mag er haben, aber noch wacht Frau Luna als Mann im Mond. Und wirklich: Ein etwas schlichtes Pas de deux von Mutter und Vater (Larissa Pyne und Bas Timmers, die beide überhaupt beeindruckend agierten) schneidet leicht ins Herz, war wirklich rührend.

Als im Verlauf des Stückes ein ganz normaler junger Mann Gruftitochter Wednesday begehrt, normalisiert sich das Familienleben etwas, Liebeslust und Liebeswahn überfluten die Musicalkomödie, die gar keine Komödie war. Die Särge, die als mobile Kulisse hin und hergeschoben wurden, klappten am Ende leer zu, Lebensfreude, in hellen gelben Klamotten, hatte alle wieder eingefangen. Selbst der normale junge Mann trug einen gelben Wams, erinnerte so etwas an Werther in seinem Sturm und Drang, blieb jedoch am Leben. Hier bei den Addams besiegte die Liebe alles Vergruftigte, die Welt blieb also in Ordnung.

Am Broadway lief das Musical 700 Mal, die sympathischen Gruftis wurden so zu Kultfiguren. Wie das Leben so spielt.

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