Müllmief in der Dunantstraße

Zweibrücken · Verpestet alter Müll der Entsorgungsfirma Remondis am Funkturm die Luft im angrenzenden Wohngebiet? Juan Carlos Pendon-Reyes findet schon. Seit Monaten besteht das Problem, doch Remondis dementiert.

 Blick auf das Gelände von Remondis am Funkturm in Zweibrücken. Foto: Volker Baumann

Blick auf das Gelände von Remondis am Funkturm in Zweibrücken. Foto: Volker Baumann

Foto: Volker Baumann

Merkur-Leser Juan Carlos Pendon-Reyes stinkt es. Und zwar gewaltig. Seit rund zwei Monaten mache sich an wärmeren Tagen in seiner Wohnsiedlung, er wohnt in der Dunantstraße, vor allem morgens und abends ein "brachialer" Mief breit. "Als es noch nicht so warm war, hatte ich den Verdacht, dass Bauern Mist ausgefahren haben. Aber mittlerweile bin ich sicher: Das ist richtiger Müllgestank", schildert der langjährige Zweibrücker SPD-Stadtrat und Geschäftsführer des SPD-Unterbezirks Pirmasens-Zweibrücken.

Er kenne sich mit der Abfallmaterie aus, sei unter anderem im Entsorgungsausschuss der Stadt gewesen. "Je nachdem wie die Windrichtung ist, macht es sich besonders bemerkbar. Wenn man bei offenem Fenster schläft, wird man nachts von dem Gestank raus. Und der geht aus dem Zimmer nicht mehr raus, wenn man es zumacht." Auch Nachbarn hätten den Gestank registriert. Pendon-Reyes ist sich sicher: Die schlechte Luft komme vom nahegelegenen Unternehmen Remondis. Er sei hingefahren und dort habe es genauso gestunken. Wenn dort die Tore geöffnet würden, schwappe der Mülldampf heraus und ziehe herunter in seine Siedlung.

Ehe Remondis sie übernommen habe, sei dort die Firma Kleiner gewesen. Vor vielen Jahren habe man eine Anlage errichtet, in der Gelbe Säcke ausgeleert und sortiert worden seien. Inzwischen sei dort ein Müllumschlagplatz, bei dem Abfall wie eine Silage umwickelt und gelagert werde, bis er den letzten Weg in die Müllverbrennungsanlage antrete. Es hätte vor Jahren schon mal Geruchsprobleme gegeben, als dort Milch- oder Fruchtsaft-Tetra-Packs in der Sonne gegärt hätten.

Mit Remondis hat Pendon-Reyes nicht gesprochen, weil er keinen Ansprechpartner habe. Dafür wandte er sich ans Zweibrücker Ordnungsamt, das die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd einschaltete, doch ohne Ergebnis. "Die Mühlen mahlen da sehr langsam." Die Anlage von Remondis sei genehmigt, so die Aussage. Pendon-Reyes konsterniert: "Damit ist der Gestank aber nicht weg."

Die Firma Remondis weißt Pendon-Reyes Vermutungen auf Anfrage allerdings zurück. Man betreibe in Zweibrücken "ein genehmigtes Ballenlager, wo Abfälle geschreddert, balliert und zwischengelagert werden". Allerdings seien die Arbeiten für 2016 schon seit dem 19. Juli abgeschlossen, es gebe aktuell "keine abfallwirtschaftlichen Tätigkeiten an dem Standort". Nur fünf Kaufleute führten Sachbearbeiter- und Verwaltungsaufgaben aus. Außerdem würden am Objekt "Instandhaltungs- und Wartungsarbeiten durchgeführt, welche sich aber auf normale/übliche Handwerkerleistungen beschränken". Heißt: Die Arbeitsmaschinen werden gewartet, Inspektionen durchgeführt, der EDV-Raum mit einer Klimaanlage nachgerüstet und gestern war eine Reparatur der Hallenrolltore mit gleichzeitiger UVV-Prüfung vorgesehen.

Remondis-Sprecher Michael J. Schneider betont, dass man alle "genehmigungsrechtlichen Nebenbestimmungen" einhalte, also etwa die Betriebszeiten einhalte. Auch sei die 2014 genehmigte Asphaltfläche von bis zu 15 Tonnen Abfällen nur mit etwa 7000 Tonnen gefüllt. Schneider weiter: "In der dreiseitig geschlossenen Umschlaghalle dürfen 750 Tonnen Abfälle lose zwischengelagert werden. Hier lagern derzeit noch etwa 350 Tonnen, welche jedoch sukzessive und kontinuierlich in Verbrennungsanlagen abgesteuert werden." Es sei für Remondis daher "nicht nachvollziehbar", dass man "Verursacher der auftretenden Geruchsbelästigungen sein soll". Die nächste Wohnbebauung liege 300 Meter Luftlinie entfernt - genau Pendon-Reyes‘ Siedlung mit der Dunantstraße. Im Umfeld gebe es "einige Emissionsquellen", die für den Mief verantwortlich sein könnten.

Auch dem Merkur-Fotografen, der sich gestern vor Ort ein Bild der Lage und eine Geruchsprobe machte, fielen auf dem Remondis-Gelände und bei einem Rundgang durch angebaute Büros und die Entsorgungshalle selbst weder unangenehme Gerüche noch ekelerregender Gestank auf. In der Halle waren etwa 150 abgepackte Ballen Industriemüll gelagert. Daneben eine entsprechend zum Einfolieren gelagerte kleinere Menge Abfall. Mindestens drei Viertel der Halle waren leer. Nur ein typischer, etwas modriger Geruch einer Industriehalle, war wahrzunehmen.

Die Angaben von Remondis bestätigt auch SGD-Süd-Sprecherin Nora Schweikert. Die Behörde sucht derweil noch nach den Ursachen für die Geruchsbelästigung. Für Pendon-Reyes ist die Sache für den Moment erledigt. Seit sich die Presse Anfang der Woche für eine Stellungnahme an Remondis gewendet habe, stinke es schließlich nicht mehr.

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