Konzert der Mozartgesellschaft Mozarts melancholische Seite

Zweibrücken · Pianist Michael Wessel stellt die "düsteren Stücke" des weltberühmten Komponisten vor.

 Konzentration bei der Melancholie Mozarts: Michael Wessel am Sonntag im Wintergarten der Festhalle.

Konzentration bei der Melancholie Mozarts: Michael Wessel am Sonntag im Wintergarten der Festhalle.

Foto: sedi/Sebastian Dingler

Wolfgang Amadeus Mozart, der Meister der Leichtigkeit, der luftigen Melodien und der fröhlichen Harmoniewechsel – für ihn konnte es eigentlich kein anderes Tongeschlecht als Dur geben. Doch auch im Leben des Österreichers gab es bekanntermaßen Schattenseiten, insbesondere in seinem letzten Lebensjahrzehnt. Da finden sich einige wenige Kompositionen in Moll. Grund genug für den Bayreuther Musikprofessor Michael Wessel, ein Programm namens „Mozart in Moll“ zusammenzustellen, in dem er die wenigen melancholischen Stücke des Komponisten zur Geltung bringt – so wie am Sonntagabend im Wintergarten der Festhalle. Wie er auf diese Idee gekommen war, erklärte Wessel hinterher: „Als ich anfing zu studieren, fragte mich mein Prof, was ich denn besonders gerne spiele. Ich sagte, ich spiele alles gerne, Sie können mir alles geben, nur bitte kein Mozart! Er meinte daraufhin, gut, dann fangen wir mit Mozart an! Dann legte er mir das a-Moll-Rondo vor, und das war doch ein bisschen anders als alles, was ich bisher von Mozart kannte. Das war mein Zugang zu ihm.“

Eben jenes Rondo läutete den zweiten Teil des Konzerts ein. Zu Beginn spielte Wessel jedoch die Fantasie c-Moll, seiner Meinung nach „Mozarts düsterstes Stück.“ Das Klavierstück in fünf Sätzen hielt sich nicht an die strenge Moll-Vorgabe, sondern ließ längere Passagen auch in Dur erklingen. Immer wenn mehr Melancholie durchschimmerte, fühlte man sich an Beethoven erinnert – ein Effekt, den auch Walther Theisohn an vielen Stellen verspürte. „Hätte ich es nicht gewusst, hätte ich auf Beethoven getippt“, meinte der Vorsitzende der veranstaltenden Mozartgesellschaft. Die dramatischen Läufe in der linken Hand sowie die vielen scharf klingenden verminderten Akkorde waren doch reichlich Mozart-untypisch.

Und dennoch: Hätte man den etwa 50 Zuhörern erzählt, sie bekämen da Beethoven zu hören, wäre sicherlich der gegenteilige Effekt aufgetreten und viele hätten auf Mozart getippt. Denn so richtig im Schwermütigen konnte der Österreicher halt doch nie bleiben. Da zog es die Harmonieverbindungen immer wieder wie magnetisch zum Dur hin. Das war selbst bei der Sonate Nr. 9 a-Moll so, die er in Paris und unter schlimmen Umständen schrieb. Erstens habe er dort keinen Erfolg gehabt („Die Franzosen mochten ihn damals nicht“, so Wessels) und zweitens verstarb dort seine Mutter. Die Sonate verlangte Wessel als letztes Stück so Einiges an Fingerfertigkeit ab – dafür gab es langen Beifall. Als Zugabe brachte der Professor und Autor mehrerer Bücher die d-Moll-Fantasie, ebenfalls ein recht virtuoses Stück, wiewohl Wessel meinte, das würde häufig 13-Jährigen zum Üben vorgesetzt – nur verstünden diese das Stück noch nicht.

Der zufällig anwesende Dirk Aschendorf aus Essen, seines Zeichens Musikkritiker, lobte Wessels Interpretation: „Er hat total klar gespielt und die Stücke klar gebaut. Das war weder manieristisch, sondern ehrlich gespielt ohne zu dehnen. Manche setzen ja tausend Überbauten drauf, das hat er nicht gemacht. Bei der ‚Mutter-Sonate’ hat er außerdem diese Wut Mozarts gut rausgebracht. Es gibt ja diese Zwischenlinien, wo der Schmerz herauskommt. Wenn man böse will, war das ein bisschen plakativ gestaltet, aber ich fand es sehr schön.“

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