Momente, die aufblitzen lassen, wie wertvoll Ihr Leben ist

Liebe Leserinnen, Liebe Leser, wissenschaftlich ist ja alles so einfach. Auch an einem Tag wie diesem, da wir - rein rechnerisch gesehen - zum 2012. Mal die Geburt des Erlösers feiern. Heute, am Heiligen Abend

Liebe Leserinnen,Liebe Leser,

wissenschaftlich ist ja alles so einfach. Auch an einem Tag wie diesem, da wir - rein rechnerisch gesehen - zum 2012. Mal die Geburt des Erlösers feiern. Heute, am Heiligen Abend. Diesem besonderen Tag im Jahr, der mehr als jeder andere Glanz und Licht in sich birgt, vor allem aber die Botschaft, dass da vor über 2000 Jahren der gekommen ist, auf den die Welt gewartet hat. Und daran erinnern wir uns stets aufs Neue, Jahr für Jahr!

So und in ähnlichen Worten werden wir es auch heute und an den beiden kommenden Weihnachtstagen von den Kanzeln in den Kirchen hören. In den Christmetten am Heiligen Abend, in den von vielstimmigem Chorgesang begleiteten Festgottesdiensten am ersten und zweiten Weihnachtstag. Mehr oder weniger aufmerksam werden wir in den Bänken sitzen, diese Botschaft in uns aufnehmen - die Krippe mit dem Jesuskind im Auge, den strahlenden Lichterbaum gebannt betrachtend, der mit Kerzen, Kugeln und Lametta unsere Blicke einfängt.

Und wir werden für einen Moment oder idealerweise für eine lange Reihe ungezählter Augenblicke still. Ruhig. Gelöst. Und befreit von dem Stress, der Hektik, dem permanenten getrieben sein all der anderen Tage im Jahr. Die Vorstellung hat was, finden Sie? Stimmt, drum wünsche ich Ihnen heute in diesen sehr persönlichen Betrachtungen genau diese innere Stille und Ruhe. Das Runterkommen. Abschalten können. Dieses leichte Pendeln der Gedanken um Dinge, die gewöhnlich im Alltagstrott auf der Strecke bleiben.

Der Mainzer Karl Kardinal Lehmann hat ein wundervolles Bild geprägt: "Weihnachten offenbart die Temperaturen im Umgang der Menschen untereinander. Wenn wir nur ein wenig nachdenklich sind, enthüllt sich Weihnachten als sensibler Gradmesser unserer Menschlichkeit", formulierte der Mainzer Bischof heute vor einem Jahr genau. Da wurde er als einer von 30 Protagonisten von den Kameras des Südwestrundfunks in einer Echtzeitreportage am Heiligen Abend begleitet, die heute ab zwölf Uhr unter dem Titel "Hautnah Heiligabend - 30 Menschen, 30 Geschichten im Südwesten" im SWR zu sehen sein wird.

Und wir denken mal wieder: Seltsam, dass ausgerechnet diese Wärme in der kalten Jahreszeit Hochsaison hat.

Wie auch die wohlmeinenden Gedanken, Geistesblitze und Wünsche, Bilder und Aphorismen sich gerade jetzt mit Vehemenz Bahn brechen. Auch und gerade in dem wundervoll bunten Stapel all der netten Gruß- und Weihnachtskarten, die sich auf meinem Schreibtisch breitmachen, da ich am Tippen bin und die ich in den zurückliegenden Tagen stellvertretend für die gesamte Redaktion in Empfang nehmen und lesen durfte. Ja, jede Einzelne von ihnen. Wobei ich bei mancher gleich beim ersten Lesen wusste, dass ich sie noch einmal in die Hand nehmen werde. Und sei es nur, um eine kleine Wendung, einen Halbsatz zu zitieren, beispielsweise um Sie, liebe Leserinnen und Leser, an dieser Stelle auf Weihnachten einzustimmen. Und keine Angst, das Postgeheimnis bleibt gewahrt. Wie wohl sich der eine oder andere in den wiedergegebenen Passagen erkennen könnte oder wird. Die Erlaubnis zu zitieren, setze ich in weihnachtlicher Vorfreude voraus. Hoffend, nicht des guttenbergens bezichtigt zu werden, weil ich die Quelle nicht oder nur unzureichend nenne.

Unverfänglich ist der Wunsch nach frohen und friedvollen Tagen, der sich wie ein roter Faden durch die Karten und Briefe zieht. Die Grußformel, die sicher auch in Ihrer Weihnachtspost Tradition hat. Nicht überraschend!

Ganz im Gegensatz zu dem mit einem Zitat von Albert Einstein endenden Brief, das da lautet: In jeder Minute, die Du im Ärger verbringst, versäumst Du 60 glückliche Sekunden Deines Lebens. Ein schönes Bild, finde ich. Wie auch der folgende Einstieg: Wenn sich die Natur eine kleine Ruhepause gönnt, kommt hoffentlich auch für Sie die Zeit der Ruhe! Ein Anderer wünscht schlichtweg Stunden der Besinnung, während uns aus einer weiteren Karte einfach der Wunsch nach Zuversicht und Optimismus entgegen springt. Gut, wer auf Theodor Fontane gesetzt hatte, lag daneben - ein bisschen. Zumindest mit dem Zitat: Weiß sind Türme, Dächer, Zweige, und das Jahr geht auf die Neige, und das schönste Fest ist da! Und für das Riesling-Punsch-mit-Rum-Rezept haben wir bei den frühlingshaften Temperaturen auch noch nicht die richtige Verwendung. Kommt aber noch. Ganz sicher!

So sicher, wie mein Kartenstapel beim Schreiben kleiner wird. Ein Energieerzeuger wünscht angenehme Momente der Ruhe, in denen wir neue Energie für künftige Aufgaben schöpfen mögen. Auf der Karte eines Ministers, die aus Berlin gekommen ist, stehen die Worte "Wirtschaft, Wachstum, Wohlstand". Auch das ist Weihnachten, denke ich. Und vergrabe mich zum x-ten Mal in die folgenden Zeilen: Weihnachtszeit - ist Zeit, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen, das mit Höhen und Tiefen, aber auch mit Überraschungen wie im Fluge verging. Weihnachtszeit - ist Zeit, nach vorne zu schauen, neue Ziele zu formulieren, um sie zuversichtlich zu realisieren. Weihnachtszeit - ist Zeit für beste Wünsche . . .

An dieser Stelle liegt nur noch eine Karte auf meinem Schreibtisch. Sie ist groß, sehr groß. So groß, dass man sie nicht übersehen kann. Und in dem Text, der auf der rechten Seite aufgedruckt ist, bleibe ich immer an derselben Stelle hängen, die da lautet: Wir wünschen Ihnen Weihnachtstage, die für Momente aufblitzen lassen, wie wertvoll Ihr Leben ist (und wie relativ dessen Beurteilung durch andere).

In diesem Sinne frohe und friedvolle Weihnachten

Ihr

Michael Klein

Chefredakteur

Und keine Angst, das Postgeheimnis bleibt gewahrt!

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