Moment mal

Wir haben sie vorher nicht geschüttelt, aber vorsichtig geöffnet Moment mal Gastgeschenke, die den Durst stillenoder: Die Tücken politischen Leerguts Liebe Leserinnen,Liebe Leser, mit dem heutigen Montag gerechnet sind es noch genau 217 Tage! Dann wird in Rheinland-Pfalz ein neuer Landtag gewählt, am 27

Wir haben sie vorher nicht geschüttelt, aber vorsichtig geöffnetMoment mal

Gastgeschenke, die den Durst stillenoder: Die Tücken politischen Leerguts

Liebe Leserinnen,Liebe Leser, mit dem heutigen Montag gerechnet sind es noch genau 217 Tage! Dann wird in Rheinland-Pfalz ein neuer Landtag gewählt, am 27. März 2011 nämlich. Der Wahlkampf läuft also schon. Noch nicht auf vollen Touren zwar, aber an. Und es bleibt natürlich auch nicht aus, dass sich schon Monate vor dem Urnengang bedeutende/re Politiker/innen die Klinke der Redaktionstür in die Hand geben. Zur sommerlichen "Sauregurkenzeit", dem angeblich nachrichtenarmen Loch, allemal. Damit reihen sie sich bei unserer Zeitung mühelos ein in die Schar der sogenannten Redaktionsgäste, die gesprächs- oder interviewtechnisch schon mal von mehreren Kolleginnen und Kollegen verarztet werden. Ziemlich genau eine Stunde lang, so wollen es unsere hausgemachten Spielregeln. Allen Gästen gemein ist die Tatsache, dass sie hernach fein säuberlich an der gegenüberliegenden Wand meines Büros hängen. Hinter Glas und gerahmt in einem verträglichen Braun. 66 Bilder sind es inzwischen, weshalb die noch freien Nägel an der Wand allmählich knapp werden. Und: Vieles bleibt hängen. Interessante Momente sind in lebhafter Erinnerung geblieben - wie komme ich jetzt auf den Besuch des Vorsitzenden des rheinland-pfälzischen Bestatterverbandes. Tolle Begegnungen mit aussagekräftigen Menschen. Die jüngsten Besucher/innen hat man zweifelsfrei problemlos vor Augen, den bisher Letzten in der offenen Reihe so, als wäre es erst gestern gewesen. Umso mehr, wenn die Hinterlassenschaften einen auch Tage danach noch gedanklich beschäftigen. Relikte oder Überbleibsel in Form zweier 0,5-Liter-Plastikflaschen. Drin ist oder besser war Apfelsaftschorle. Um genau zu sein (und politisch korrekt), handelt es sich um Apfelnektar, mit Kohlensäure und Fruchtsaftkonzentrat. Nun ist es nicht so, dass die Gäste bei uns Essen und Trinken selbst mitbringen müssen. Nein, als freundliche Gastgeber tauschen wir Kaffee (wahlweise schwarz oder mit Milch und/oder Zucker), alkoholfreie Getränke und Gebäck gegen Nachrichten - aber wenn denn eine/r meint, uns erfreuen zu müssen, dann nehmen wir es halt höflich dankend an. Nein, liebe Leserinnen und liebe Leser, Ihr möglicher Hinweis an dieser Stelle, wonach Sie schon mal gehört haben mögen, dass Journalisten angeblich empfänglich für solche Morgengaben seien, hilft nicht unbedingt weiter. Zumal zwei Flaschen Apfelsaftschorle (zwar versehen mit dem lächelnden Konterfei des Stiftenden) unterhalb der Verdachtsgrenze der Bestechlichkeit oder Vorteilsnahme liegen. Wie gesagt, wir schreiben von zweimal 0,5 Litern. Apfelsaftschorle, nicht Schampus! Inzwischen sind die Flaschen leer, weniger wegen des Verfallsdatums als wegen des profanen Durstes. Wir haben sie vorher nicht geschüttelt, aber vorsichtig geöffnet. So will es das verknappte Benutzerhandbuch auf der Banderole. Aber sie sorgen für Diskussionsstoff in der Redaktion, denn es wundert schon, dass Politiker Jahre, nachdem die Pfandflaschenregelung unter Schmerzen verabschiedet worden ist, solche Probleme bereiten. Denn: Die Flaschen tragen keinen Barcode. Somit entfällt die Rückgabe am Flaschenrücknahmeautomaten und das Einsacken von zweimal 25 Cent, die wir notfalls noch als geldwerten Vorteil beim Finanzamt angegeben hätten. Sicher ist sicher! In den Gelben Sack gehört das Behältnis mit der einstmals gelben Flüssigkeit aber auch nicht, denn dazu fehlt der Flasche der Grüne Punkt. An den Erzeuger können wir es auch nicht zurückschicken, denn wo das labende Nass erzeugt und abgefüllt worden ist, steht auch nicht drauf. Und die Vermutung, dass es womöglich die Parteizentrale unseres Gastes gewesen sei, ist auch falsch. Also werfen wir die Flaschen, die als unverkäufliches Warenmuster deklariert sind, einfach weg. Und einer in der Runde schüttelt den Kopf und meint lächelnd: "Jetzt bleibt es bei der Politik nicht mal mehr beim Wortmüll!" Michael Klein Chefredakteur

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
In der Reihe "Kaum auf der Welt, schon im Merkur" stellt der Pfälzische Merkur regelmäßig neue Erdenbürger vor, die im Evangelischen Krankenhaus in Zweibrücken das Licht der Welt erblickten. Heute ist es Alexandra Knoll, geboren am 19. August um 0.02 Uhr,
In der Reihe "Kaum auf der Welt, schon im Merkur" stellt der Pfälzische Merkur regelmäßig neue Erdenbürger vor, die im Evangelischen Krankenhaus in Zweibrücken das Licht der Welt erblickten. Heute ist es Alexandra Knoll, geboren am 19. August um 0.02 Uhr,