moment mal

Umso schöner allerdings, dass es eine Reihe klar denkender vernünftiger Menschen und Institutionen gibt

Umso schöner allerdings, dass es eine Reihe klar denkender vernünftiger Menschen und Institutionen gibt.moment mal

Keine Frage des Geschmacks oder: Dinge, die einem auf den Magen schlagen

Liebe Leserinnen, Liebe Leser, schaun mer mal! Nein, das ist keine Reminiszens eines dank "Klinsi" gramgebeugten Bayern-München-Mitgliedes an seinen noch gramgebeugteren Präsidenten, den Fußball-Adligen Franz Beckenbauer. Und es ist ganz gewiss auch keine Platitüde. Nein, das schaun mer mal, was diese Woche bringt, ist ganz im Gegenteil Ausdruck interessierter Erwartung und froher Spannung, was uns denn in den kommenden Tagen so alles auf den Schreibtisch flattert und was die Arbeit im redaktionellen Team prägen wird.Wenngleich man sich oftmals fragt, ob denn überhaupt noch etwas steigerungsfähig ist, von all dem, was tagtäglich auf uns einströmt - an Nachrichten, Informationen, Anrufen, Briefen und Mails oder einfach auch an praktisch Greifbarem. Nehmen Sie nur mal das in einer handlichen Flasche verpackte Ketchup eines namhaften Herstellers jenseits des großen Teiches. Anlässlich seines runden Geburtstages hat er mich mit einer sehr individuellen Kreation beglückt, die insbesondere meinen Nachwuchs ob des sehr persönlichen Etikettes schmunzeln ließ. Dass dies im Zeitalter des Computers noch gelingt, zeugt von der Kreativität des Tomatensoßenmachers, dessen kulinarische Mitgift im Separée des Kühlschranks gelandet ist. Steht ja schließlich drauf, "Michaels Heinz, nich Deinz!". Fazit: Das nenne ich durchweg gelungen!Doch es geht auch anders, denn zum Wochenende landeten zwei Päckchen so genannter Wurststicks auf meinem Schreibtisch, was insbesondere meine Assistentin, eine nachgewiesene Katzenliebhaberin, irritierte. Denn, so dozierte sie mit Kennerblick, die Sticks glichen genau jenen Sticks (also in Aufmachung und Verpackung), die sie für ihre vierbeinigen Lieblinge kredenzt. Zwangsläufig lautete die Frage denn auch, ob ich denn inzwischen auch zu den Katzenliebhabern mutiert sei. Zum Beweis brachte sie aus der Mittagspause Sticks mit - für ihre Katzen, nicht für mich. Ich muss mich mit den anderen vergnügen, wenngleich mir der Appetit eigentlich schon Dank des Hinweises vergangen sein sollte, dass 25 Gramm des nahrhaften Snacks satte sieben Gramm Fett enthalten. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass mir der Appetit schon früher vergangen war, denn angepriesen wurden die Häppchen aus Schweine- und Rindfleisch marketingmäßig wenig überzeugend als "der Wurstsnack ohne Kondom!" Geschmack ist was anderes. Und würde man sich an dieser Stelle gar des Gossenjargons bedienen, könnte man es beinahe kommentarlos zum Kotzen finden.Mit der derben Wortwahl - und so man denn rhetorisch den brachialen Säbel schwingen statt das filigrane Florett führen wollte - könnte man allerdings kaum ne bessere Überleitung finden zu den gleichermaßen verblendeten wie gestörten Rechtsextremisten, die den kommenden Samstag, also den geschichtsträchtigen und so leidvollen 14. März, den Tag der Zerstörung Zweibrückens im Jahre 1945, mit ihrer zu verabscheuenden Demonstration für ihre Zwecke missbrauchen wollen. Schön (mit aller Ironie und Sarkasmus), dass die, die in unserem Gemeinwesen eigentlich weder Platz noch Gehör finden sollten, beides auf der Grundlage unserer demokratischen Grundordnung und unseres liberalen Staates dennoch finden. Umso schöner allerdings, dass es eine Reihe klar denkender und vernünftiger Menschen und Institutionen gibt, die mit ihrer Präsenz, mit ihrer Gegenkundgebung an zentralen Stellen und mit ihren klaren Bekenntnissen in der Öffentlichkeit ein deutliches Zeichen dafür setzen, "dass Zweibrücken die Nazis satt hat" (wie es beispielsweise die IG Metall ausdrückt). Michael Klein Chefredakteur

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