Moment mal

Ein Treppenwitz des politischen Tagesgeschäfts Moment mal Wenn Tipps Verspätung haben oder:Wöhlers Demontage im Alleingang Liebe Leserinnen, Liebe Leser, welch ein furioses Finale des Septembers liegt hinter uns! Welch goldener Oktober zeigt sich am heutigen Vormittag mit den ersten sanften Sonnenstrahlen

Ein Treppenwitz des politischen Tagesgeschäfts

Moment mal

Wenn Tipps Verspätung haben oder:

Wöhlers Demontage im Alleingang

Liebe Leserinnen, Liebe Leser, welch ein furioses Finale des Septembers liegt hinter uns! Welch goldener Oktober zeigt sich am heutigen Vormittag mit den ersten sanften Sonnenstrahlen. Die genossen gestern auch die Tausenden von Besuchern, die der verkaufsoffene Sonntag in unsere Stadt gelockt hatte. Angesichts der warmen Momentaufnahmen mag man sich so gar nicht mit dem Kontrastprogramm anfreunden, das uns dennoch voller Ungemach droht. Wenn auch nicht in dieser Woche. Deutlich kältere Temperaturen, dazu vielerorts im Büro oder auch daheim die trockene Heizungsluft - damit geht dann auch bald die Erkältungssaison schniefnasig in eine neue Runde. Besonders nervig: Hartnäckige Hustenanfälle und ein deutliches Plus an Schnupfenerkrankungen, vor denen die Mediziner bereits vergangene Woche gewarnt haben. Wie praktisch, dass ausgerechnet jetzt ein namhafter Hersteller eines Anti-Husten- und Schnupfenmittels einen "Husten-Knigge" veröffentlicht hat. In fünf episch, akribisch und serviceorientiert aus- und aufgearbeiteten Punkten zeigt der originelle Leitfaden, wie Sie sich, Ihre Familie und Kollegen vor Ansteckung mit den lästigen Keimen schützen (können) - und was Sie tun können, um den Husten wieder loszuwerden. Und den Schnupfen. Ohne Ihren Arzt oder Apotheker zu fragen, und rein vorbeugend. Mit Präventiv-Charakter also.

Dumm ist nur, wenn man schon verschnupft ist. Wie Michael Wöhler. Den spülte in unserer Wochenendausgabe die überraschende Entwicklung in der Landespolitik von der Aufschlagseite unseres Zweibrücker Lokalteiles auf die zweite Seite. Wobei, da steht er noch prominent genug, jetzt da er seinen kurzen Traum vom Bundestagsmandat schon wieder beerdigt hat. Es ist einer jener kuriosen Treppenwitze des politischen Tagesgeschäftes, wenn Wöhler den vom noch regierenden Ministerpräsidenten Kurt Beck angekündigten Rückzug mit den Worten kommentiert, "dass es vielleicht besser gewesen wäre, das früher zu machen" (Zitat-Ende). Auch Wöhler hätte besser früher etwas gemacht, vor allem anders. Dann stünde der vor Monaten mit vielen Vorschusslorbeeren auf den christdemokratischen Schild gehievte Vormann der Zweibrücker CDU nicht mitten in der goldenen Oktobersonne im Regen.

Um dies klar auf den Punkt zu bringen: Es entspricht weder Anstand noch demokratisch-politischer Kultur, den erfahrenen Personaler, der in seinem Job trotz derzeit laufendem Gerichtsverfahren erfolgreich gearbeitet hat, in nicht akzeptabler Diktion zu fragen, ob er einen "Dachschaden" habe. Krisenmanagement und Aufarbeitung politischer Weichenstellungen gehen anders. Ob dieser persönlich schmähenden Vorwürfe an seine Adresse ist Wöhler mit Recht verschnupft. Es zeugt allerdings von seinen im politischen Tagesgeschäft wiederholt nur rudimentär wahrnehmbaren Instinkt, dass er nach seinem Fiasko Marke Eigenbau und dem dafür ursächlichen rustikaldiplomatischen Auftreten eben nicht die richtigen Konsequenzen gezogen hat beziehungsweise auf halber Strecke umgekehrt ist. Wenn er gedanklich mit dem Rücktritt von seinem Posten als Kreisvorsitzender gespielt hat, dann wäre es ein Zeichen der Stärke gewesen, den Staffelstab konsequent in andere Hände zu geben. Dass seine Parteifreunde ihn halten woll(t)en, ist nicht unbedingt das klare Bekenntnis zu ihm. Es fußt vielmehr auf der Erkenntnis, dass die CDU niemanden hat.

Aber: Wöhler ist es auch nicht (mehr). Ehrlicherweise war er es auch noch nie! Er ist verglüht, noch ehe er strahlen konnte. Über ein leichtes Glimmen in der Dunkelheit ist Michael Wöhler nicht hinausgekommen. Chancenlos bei der Landtagskandidatur. Mutlos, als es darum hätte gehen können, beim OB-Wahlkampf Flagge zu zeigen. Plan- und konzeptlos in der Frage, sich als ernstzunehmenden Widersacher von Anita Schäfer in Sachen Bundestagswahl in Szene zu bringen.

Michael Wöhler ist gescheitert. Das sollte eine starke CDU zum Nachdenken bringen - ehe sie Kurt Pirmann im Großkoalitionären Kuschelkurs ganz eingeflauscht hat.

Michael Klein Chefredakteur

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