Moment mal

Ich will mir dieses Gespräch jetzt nicht vorstellen Moment mal Blühende Phantasie oder: Der Mai macht leider doch nicht alles neu Liebe Leserinnen, Liebe Leser, ich bekenne es freimütig: Mit Emanuel Geibel konnte ich nichts anfangen. Und auch Justus Wilhelm Lyra hat mir eher nur ein Achselzucken entlockt

Ich will mir dieses Gespräch jetzt nicht vorstellen

Moment mal

Blühende Phantasie oder: Der Mai macht leider doch nicht alles neu

Liebe Leserinnen, Liebe Leser,

ich bekenne es freimütig: Mit Emanuel Geibel konnte ich nichts anfangen. Und auch Justus Wilhelm Lyra hat mir eher nur ein Achselzucken entlockt. Dass der eine den Text, der andere die Melodie zu einem Lied geliefert hat, das heute ideal passt, hab ich erst im Internet erfahren: 1841 arbeitete Geibel eine niederösterreichische Volksweise ("Duart obn af dr Alma") um, Lyra schrieb zwei Jahre später dazu die Noten - seitdem ist der Mai gekommen, die Bäume schlagen aus. Da bleibet, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus.

Insbesondere den letzten Satz konnten wir gestern und sollten wir auch in den kommenden Tagen lieber verweigern. Zum daheim bleiben ist immer noch Zeit. Jetzt drängt es uns raus. Gestern zum Beispiel die ungezählten Maiwanderer, die sich schon am sehr frühen Morgen auf den Weg machten. Quer durch alle Semester und bunt beladen mit allen möglichen Notwendigkeiten fester und flüssiger Natur, die einen Wandertag zu einem unvergessenen Tag machen.

Und die Anderen, die einfach nur den Sonntagsausflug machten. Viele von ihnen landeten übrigens im Rosengarten. Der ist seit gestern wieder geöffnet, mit dem in UBZ umbenanntem Entsorgungsbetrieb unter neuer Verantwortung zwar - doch das schert die Blumen nicht. Denen dürfte ziemlich egal sein, unter wessen Pflege sie ihre Schönheit und ihren Duft verströmen. Und wenn sie sich was wünschen dürften, dann vielleicht die Tatsache, dass wir alle noch mehr die Werbetrommel für sie schlagen, schließlich gehört der Rosengarten zu den Besonderheiten unserer Stadt, für die zu werben sich lohnt. Zugegeben, andere können das besser, der Zweibrücker hat Probleme, seine Stadt gut zu finden.

Vor kurzem hab ich das gerade wieder erst erfahren: Bei der Eröffnung der Bundesgartenschau in Koblenz hab ich eher zufällig in einem Shuttlebus das Gespräch eines Koblenzers mit einem Bayer mitbekommen. Dann doch interessiert, hab ich dem Einheimischen zugehört, wie der für seine Stadt in die Bütt gegangen ist. Und hab mir vorgestellt, wie denn so ein Gespräch verlaufen wäre, wenn denn einer aus dem Rest der Republik zufällig in Zweibrücken gewesen wäre. Beispielsweise, wenn es doch was geworden wäre mit den blühenden Träumen der Landesgartenschau, die ja mal in den Köpfen unserer politisch Verantwortlichen sprossen, ehe sie ziemlich schnell verwelkten.

Dann also hätte der Zweibrücker die Vorzüge seiner Stadt gepriesen - und wahrscheinlich auch nicht die kleinste Schwachstelle außen vor gelassen. Ganz ehrlich: Ich will mir dieses Gespräch, wie es aus meiner Sicht zu viele geführt hätten, jetzt nicht vorstellen. Zumindest nicht heute!

Michael Klein Chefredakteur

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