Verirrte Fahrer und weinende Kinder in Mörsbach Wenn die Busfahrt zur Chaosfahrt wird – schwere Vorwürfe gegen Betreiber von Schulbuslinie

Mörsbach · Starker Tobak, was im Ortsbeirat von Mörsbach zur Sprache kam: Schulbusfahrer, die nicht wussten wohin und sich verfuhren, Eltern, die Lotsen spielen mussten, Kinder, die angesichts des Chaos‘ in Tränen ausbrachen.

Die Haltestelle Steinackerstraße in Mörsbach. Hier wurden schon Schulkinder abgesetzt, die eigentlich knapp einen Kilometer weiter höher an der Haltstelle entlang der Höhenstraße aussteigen wollten. Nur eine von zahlreichen Pannen auf der Linie 232, wie Ortsbeirats-Mitglied Christian Glahn (FDP) und andere Eltern rügen.

Die Haltestelle Steinackerstraße in Mörsbach. Hier wurden schon Schulkinder abgesetzt, die eigentlich knapp einen Kilometer weiter höher an der Haltstelle entlang der Höhenstraße aussteigen wollten. Nur eine von zahlreichen Pannen auf der Linie 232, wie Ortsbeirats-Mitglied Christian Glahn (FDP) und andere Eltern rügen.

Foto: Mathias Schneck

Es klingt schier unglaublich. Nach einer Mixtur aus Chaos und Comedy. Es ist aber wohl ernste Realität: Wiederholt haben Kinder, die mit dem Schulbus von Mörsbach nach Zweibrücken und zurück unterwegs waren, auf ihrer Fahrt völlig verrückte Szenen erlebt. Ein Kind, das zweimal von den Klapptüren des Busses eingequetscht wurde. Fahrer, die sich völlig verfranzten und von Eltern der Kinder via Handy Anweisungen erhalten mussten, wo sie entlang zu fahren hatten.

Betroffener Vater ist entsetzt

„Ja, es klingt wie eine Komödie. Kaum zu glauben, aber wahr“, sagt Christian Glahn. Der Mörsbacher ist selbst betroffener Vater. Glahn, der sich für die FDP im Ortsbeirat von Mörsbach engagiert, schilderte am Dienstagabend in der Sitzung des Gremiums (sowie am Folgetag detaillierter gegenüber unserer Zeitung), was seine acht Jahre alte Tochter und andere Kinder bereits wiederholt auf den Fahrten mit dem Schulbus erlebt hätten.

„Seit dem Wechsel des Betreibers der Buslinie zum Schuljahr 2022/2023 im Sommer läuft unglaublich viel falsch“, zeigte sich Glahn entsetzt. Die Strecke werde bedient von dem Unternehmen Regionalbus Westpfalz GmbH, es handele sich um die Linie 232.

Morgens um kurz nach sieben Uhr halte der Bus in der Steinackerstraße am Dorfgemeinschaftshaus. „Dann steigen 25 bis 30 Kinder ein. Das ist jede Menge für einen so kleinen Ort wie Mörsbach“, sagt Glahn. Der Bus steuere unter anderem die Albert-Schweitzer-Grundschule in Zweibrücken-Ernstweiler an. Später, kurz nach zwölf und 13 Uhr, fährt der Bus die Kinder wieder zurück nach Mörsbach.

Ortsbeirat von Mörsbach: Ein Fahrer verfuhr sich hoffnungslos

Soviel zu dem Plan. Aber: „Viele Fahrer hatten schlicht keinen Plan, wo sie entlang zu fahren hatten. Vor allem zu Beginn des Wechsels, im vergangenen Sommer, war es heftig. Da waren einige Fahrer offensichtlich überhaupt nicht vernünftig eingewiesen“, so Glahn.

Er schildert einen Fall: Der Schulbus, der mittags von der Albert-Schweitzer-Schule kommt, soll planmäßig erst den Kreisel am Kino ansteuern, dort drehen (eine andere vernünftige Wendemöglichkeit gibt es für den Bus nicht), dann zurück nach Ernstweiler, über die Homburger Straße, Hofenfelsstraße, hoch zum Kreuzberg, Richtung Hochschule, Amerikastraße und dann auf der Höhe nach Mörsbach.

„Doch bereits am Kino-Kreisel hat sich der Fahrer hoffnungslos verfranzt. Er wusste nicht, wo aus dem Kreisel raus, er landete schließlich am Hornbachstaden, stand dort rum und überlegte, wie es jetzt weitergehen soll“, schildert Glahn Beobachtungen der Kinder im Bus.

„Da sind schon Kinder in Tränen ausgebrochen“

Der Mörsbacher sagt, glücklicherweise hätten einige der älteren Kinder im Bus, Viertklässler, bereits von ihren Eltern ein Handy mitbekommen. „Die Kinder riefen ihre Eltern an, sagten, dass ihr Fahrer nicht mehr weiter wisse – die Eltern dirigierten daraufhin den Fahrer über das Handy.“

Auch einen ganz frischen Fall nannte das Ortsbeirats-Mitglied: „Letzte Woche steuerte ein Fahrer der Linie den Kreuzberg überhaupt nicht an. Er änderte einfach die Route, blieb auf der Hofenfelsstraße und fuhr direkt nach Mörsbach.“

In Mörsbach selbst sei es schon vorgekommen, dass der Fahrer nicht an der Haltestelle an der Höhenstraße hielt, sondern einfach direkt die Haltestelle in der Steinackerstraße den Berg runter ansteuerte – die Schulkinder mussten dann knapp einen Kilometer die Straße hoch zu ihrem eigentlichen Zielort.

Glahn: „Dass ein Fahrer, gerade wenn er neu ist, sich mal verfährt, dafür sollte man durchaus Verständnis haben. Heftig wird es aber, wenn es zu gefährlichen Situationen kommt: Meine Tochter, die acht Jahre alt ist, wurde bereits zweimal von den Türen des Busses eingequetscht. Zum Glück schließen diese Türen nicht extrem hart. Aber es kann dennoch dadurch etwas passieren. In einem Fall hatte meine Tochter Glück und die Türen schnappten zwischen dem Ranzen zu.“ Aber in einem zweiten Fall sei sie selber mit dem Körper erfasst worden. „Meine Tochter ist zum Glück hart im Nehmen. Sie hat das weggesteckt. Andere Kinder sind sensibler. Da sind schon Kinder in Tränen ausgebrochen, weil der Bus nicht an ihrer Haltestellt hielt.“ Seine Tochter habe ihm berichtet, dass ihre Freundin schon geweint habe, sie habe mittlerweile Bammel, dass der Fahrer wieder irrlichtert und sie an falschen Stellen aussteigen muss.

Mit den Fahrern könnten die Kinder oft gar nicht reden. „Viele Fahrer verstehen kaum Deutsch, einige haben, wie die Kinder sagen, ,einen Knopf im Ohr‘, sie achten nicht darauf, was im Bus vor sich geht.“

Busbetreiber zeigt sich schuldbewusst

Glahn sagt, er habe sich in seiner Not an Zweibrückens Schuldezernentin Christina Rauch und den Leiter des Schulverwaltungsamtes, Thomas Deller, gewandt. „Beide haben sich sehr engagiert, dafür bin ich dankbar“, lobt der Mörsbacher. Nachdem das Rathaus den Busbetreiber um eine Stellungnahme bat, zeigte sich dieser durchaus schuldbewusst. Glahn zitiert aus dem Entschuldigungsschreiben, das ihm vorliegt: „Zwischenzeitlich haben wir mit dem betreffenden Fahrer Rücksprache gehalten. Auch der Fahrer bedauert den Vorfall sehr und entschuldigt sich hiermit ebenfalls vielmals“, heißt es darin.

Immerhin, lobt Glahn. Wobei ihm dann aufstößt, dass sogleich in dem Schreiben eine Relativierung erfolgt. Das Sichtfeld des Fahrers sei beeinträchtigt gewesen, er habe in der Annahme gehandelt, dass bereits alle Kinder im Bus säßen, führe das Unternehmen weiter aus.

Für den Mörsbacher steht fest: Der Busbetreiber muss handeln. Sein Personal besser schulen und sensibilisieren. So, wie es zuletzt gelaufen sei, könne es nicht bleiben.

Das sehen auch die anderen Mitglieder im Ortsbeirat so. Glahns Schilderungen lösten dort ungläubiges Kopfschütteln aus. Ortsvorsteher Achim Ruf (Grüne) sagte, er sei ebenfalls von betroffenen Müttern angesprochen und gleichfalls auf die Chaosfahrten angesprochen worden. Der Rat ist sich einig: Es besteht Handlungsbedarf.

Das Unternehmen Regionalbus Westpfalz GmbH war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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