Kerb in Hengstbach Die Sparkasse, das Dorf und die Politik
Mittelbach-Hengstbach · Am Wochenende wurde in Hengstbach die Kerb begangen – inklusive fulminanter Rede.
(cos) In „Oranje“ feierten diesmal die Hengstbacher Straußmädels und Straußbuben das Hochfest der Kerb mit jeder Menge Humor, Einfallsreichtum und sogar einem Hauch an Kleinkunst, wie der Sketch der Herbergssuche am Sonntag. Er war großartig eingebettet in die fulminante Kerberede, die in den frühen Nachmittagsstunden Lea Lauer und Francesco Daniel beim Hengstbacher Dorfgemeinschaftshaus aus hoher Warte, direkt über dem stattlichen Kerbebaum mit seinen 20 000 bunten Bändern vortrugen.
Sieben Straußmädels und 13 Jungs sind es in Hengstbach, die als verschworene Gemeinschaft dafür Sorge tragen, dass altes Dorfbrauchtum nicht verloren geht. Dreh- und Angelpunkt das herausgeputzte Dorfgemeinschaftshaus, wo seit Jahren die Bleibe nicht allein für die Straußmädels und -Buben über die Kerb ist, sondern sich auch die Vorortbürger zusammen mit ihren vielen Gästen heimisch fühlen. Um den Schatten spendenden Nussbaum herum, ein Teil der Straußmädels und Straußbuben auf ausgedienten Sofas und einladenden Couches, die extra für das Fest zum Dorfmittelpunkt befördert wurden.
Die Kerb, das ist weiterhin ein regelrechtes Hochfest für alle in Hengstbach. Nachwuchs ist gesucht, doch dieser stellt sich nur spärlich ein. Verschworen ist die Gemeinschaft derer, die sich engagieren, die mit großartigen Ideen und Einfällen zu glänzen wissen, wie auch dieser Kerbesonntag bei herrlichem Spätsommerwetter bewies.
Fast zwei Dutzend Straußmädels und Straußbuben machten sich stark für einen ganz besonderen Kerbezauber, trugen den bunten Kerbestrauß stolz durch den Ort, welchen sich in mühevoller Kleinarbeit und ausschließlicher Handarbeit für das Fest herausgeputzt hatten. Mehr als 20 000 bunte Papierbänder wurde „geknibbelt“, bündelweise zusammen geknüpft und am Baum befestigt. Erlaucht der kleine Kreis derer, die das Jahr über jede Menge an Informationen sammeln und wie die Jahre zuvor ist es einmal mehr Elisas Reister zu verdanken, dass das in wohl geformten Reimen, vom Rednerduo Lea und Francesco pointiert vorgetragen wurde.
An Themen mangelte es wie stets nicht und bei nicht wenigen kullerten Freudentränen die Wange herunter, als sie rückblickend nochmals vernehmen konnten, was sich alles im kleinen Hengstbach und dem näheren Umkreis zugetragen hatte, seit dem letztjährigen Kerbe-sit-in.
„Bevor ma dies Johr mit unserer Kerbered starte, müsse na aber erstmo noch warte. Mit müsse uns nämlich bei de Sparkass bedanke für 75 Euro Migge, also das, was ma zirka jede Monat an Kontoführungsgebühr abdrigge. Genau so gierig wie bei de Gebühre, sin se mittlerweil ah beim Sponsoring. Deshalb langt ne ned nur e Bild, ne sie wolle ah noch in die Red enin. Mir bedanke uns jetzt awwer beim Myriam fürs kläre, e annerer von de Sparkasse kommt sowieso ned die Red se heere,“ meinten Lea und Francesco und hatten prompt die Lacher fest auf ihrer Seite.
Kerberückblick und Eichung für dieses Jahr folgten, die Zirkuswelt bei der Grundschule schlug noch einmal Wellen. Der ausgebüxte Adler vom Potzberg sorgte für viel Humor und natürlich schlugen beim Revue-passieren-lassen der Wahltage die Stimmungswogen besonders hoch. „Für König Kurt is die Zeit komm, deswege hat er de Aaron als Nachfolger an die Hand genomm. Gege so e Jungspund wer ich doch wohl net verlieren, un mich vom Dorf schon wieder blamiere. Gesagt getan, so traht es Anne Bauer als em Aaron soi Kontrahentin an. Keiner von beiden wollte natürlich verliere, also gings ans Wählerstimmen akquiriere. Während die Leid zum Aaron kame an de Brunne die Werschd zu fetze, gings Anne mit de Alde schwätze“. Der Wahlausgang sei allen bekannt und für Anne Bauer blieb am Sonntag zum Trost der Rat, sie sollte weiterhin bleiben als Vorstand, beim Sportlerrat. Sonst nämlich könnte es leicht sein, dass im Dorf ein weiterer rühriger Dorfverein eingehe. Das aber sollte auf keinen Fall sein.