„Mit geschlossenen Augen genießen“

Zweibrücken · „Warum toben die Nationen und warum schmieden die Völker Pläne, die doch zu nichts führen?“ Auch diese alte, aber aktuelle Frage wurde beim Konzert der Saarpfälzischen Kantorei in Zweibrücken gestellt.

 Hörgenuss mit Harfe in der Alexanderskirche. Foto: leh

Hörgenuss mit Harfe in der Alexanderskirche. Foto: leh

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An die 200 Zuhörer kamen am Samstagabend in die Zweibrücker Alexanderskirche und hörten ein "Advents- und Weihnachtskonzert" (so der Titel), das mit der Saarpfälzischen Kantorei, dem Kammerchor Opus 9, dem Kammerorchester Kaiserslautern und Gesangssolisten unter Leitung von Kantor Helge Schulz zu schönen Höhepunkten fand.

Musikfreundin Birgit Becker aus Zweibrücken meinte nach dem Konzert: "Ich habe noch kaum Konzerte mit der Kantorei gehört, ich bin aber jetzt sehr begeistert, es ist wunderbar. Am besten wirkt Musik auf mich, wenn ich die Augen schließe, das intensiviert."

Los ging es mit einem Konzert für Harfe und Orchester von Carl Ditters von Dittersdorf (1739-1799). Die Wiener liebten damals unter anderem Konzerte für seltener zu hörende Instrumente, wie hier der Harfe. Das schafft Musikfreunden heute noch Hörgenuss. Solist Florian Jurzitza erwies sich als sensibler Harfenist und beeindruckte durchweg. Besonders das abschließende Allegretto bleibt im Ohr.

Mit "Machet die Tore weit" von Heinrich Schütz ging es zurück ins 17. Jahrhundert, eine doppelchörige Motette, die durch Innigkeit und verflochtene Strukturen mitreißt.

Das kompakte Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saëns (1835-1921), lyrisch kontemplativ mit hoher Gesangskunst, ist bei uns nicht oft zu hören, gewinnt aber mehr und mehr Freunde. Barbara Buhr gelangen mit ihrer klaren klangvollen Stimme wunderbare Einsichten in das Wesen der Texte, zusammen mit dem technisch brillanten Tenor Alex Crespo kam es zu spannenden musikalischen Dialogen und Begegnungen. Der Chor kommt in innigem Zusammenklang zu der Stelle: "Warum toben die Nationen und warum schmieden die Völker Pläne, die doch zu nichts führen?". Da bewundern die Zuhörer die Weitsicht des Autors, denn wir befinden uns so wahrlich doch mitten in der Gegenwart.

Das Orchester spielte wie gewohnt auf hohem Niveau. Ein leuchtendes Weihnachtsfest, "möge es denn so sein".

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