Mit Gänsehaut durch die Jahrzehnte

Zweibrücken · Joe Cockers Erfolgsgeheimnis war die Einzigartigkeit seiner Stimme, sagt Christof Graf, der gerade eine Biografie über den am Sonntag Verstorbenen veröffentlicht hat. Der Zweibrücker ist überzeugt: Der „unverkennbare Rock-Shouter“ wird auch in Jahrzehnten noch gehört.

Joe Cocker lebt nicht mehr - aber das letzte Kapitel seiner Musikgeschichte ist noch nicht geschrieben. Zum einen, weil Christof Graf, Autor der international einzigen aktuellen Biografie über Cocker, gestern von seinem Verlag den Auftrag bekommen hat, ein Nachwort ("Outro") für die zweite Auflage seines erst diesen Herbst erschienenen Buches zu schreiben. Zum anderen ist der Zweibrücker überzeugt: "Das Interesse an Joe Cocker wird nicht abnehmen. Das ist ein ähnliches musikalisches Erbe wie bei einem Udo Jürgens , den Beatles oder irgendwann mal bei den Stones oder Bob Dylan ." Hauptgrund sei "die unverwechselbare Stimme" Cockers, diese würden die Menschen "noch in Jahrzehnten hören, wie das ja auch bei Elvis Presley geschehen ist". Und es gebe wenige Künstler wie Cocker, die es schafften, mit "hervorragenden, wunderschönen Konzert-Erlebnissen ,Gänsehaut durch die Jahrzehnte' zu verschaffen", weshalb er dies auch im Biografie-Titel verwendet habe. Obwohl erst 51 Jahre alt, hat Graf selbst 30 bis 50 Cocker-Konzerte besucht, wie er schätzt. Dass auch neue Cocker-Fans nachwachsen, erlebe er auch in der eigenen Familie: "Meine kleine Tochter ist fünf und singt schon Joe-Cocker-Songs nach."

Stichwort nachsingen: Cockers größte Hits sind Coversongs. Für Graf ist das kein künstlerischer Makel, im Gegenteil: "Er hat die Lieder anderer Künstler ganz neu interpretiert, veredelt und dadurch wertvoller gemacht."

Graf hat zwischen 1985 und 2013 mehrere große und kleine Interviews mit Cocker geführt. Und ist überzeugt: "Er hat auch eigene Songs geschrieben, fühlte sich in der Interpretation von Songs aber einfach wohler. Das geschah nicht auf Drängen der Musikindustrie!"

Grafs persönlicher Eindruck von Cocker: "Er ist ein sehr sensibler Künstler gewesen. Oft und lange hat er die falschen Menschen getroffen und sich darauf verlassen. Dann hat er aber die richtigen getroffen und es geschafft, wie Phönix aus der Asche wieder aufzusteigen."

Graf, Professor für Marketing und Betriebswirtschaftslehre an der nordhessischen Hochschule Diploma, hat als Musikjournalist auch Biografien über Bob Dylan und Leonard Cohen geschrieben. Als Einstieg in Cockers Werk empfiehlt Graf "One Night of Sin", "With a little Help from my Friends”, Fire it up live" oder seinen persönlichen Favoriten "Mad Dogs & Englishmen".

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