Mit Angst und Wut im Bauch

Zweibrücken · Eine Solidaritätskundgebung für das Evangelische Krankenhaus fand am Freitag in der Fußgängerzone statt. Die rund 300 Teilnehmer brachten ihre Angst vor einem Aus des Krankenhauses zum Ausdruck. Und sie betonten ihren Unmut über die ihrer Meinung nach tendenziöse Berichterstattung der „Rheinpfalz“.

Das Wetter ist mies. Die Stimmung ebenso. Grimmig ziehen die rund 300 Teilnehmer der "Kundgebung gegen die unrichtige Berichterstattung der Rheinpfalz", so der Titel der Demo, durch die Fußgängerzone. Regen und Wind peitschen ihnen ins Gesicht.

Bei so einem Wetter geht freiwillig keiner vor die Tür. Es sei denn, es gilt, Unaufschiebbares zu erledigen. Und das ist bei besagten 300 Menschen am Freitagnachmittag der Fall. Sie treibt die Angst um, ihren Arbeitsplatz am Evangelischen Krankenhaus zu verlieren - und der Ärger, wie die "Rheinpfalz" darüber berichtet. Am Alexanderplatz sammeln sich die Teilnehmer um 15.30 Uhr. Dort ergreift der Zweibrücker SPD-Landtagsabgeordnete Fritz Presl das Wort. Er beklagt die "Attacken" auf das Evangelische Krankenhaus, diese müssten aufhören. "Wir wollen nicht, dass das Evangelische Krankenhaus geschlossen wird", betont Presl. Beifall brandet auf. Langsam setzt sich der Protestzug in Bewegung. Unter ohrenbetäubendem Trillerpfeifen geht es Richtung Hallplatz. Viele haben Transparente dabei. "Es geht mir ans Herz", steht dort; oder: "Durch ihre Pressehatz verlieren wir unseren Arbeitsplatz".

Frank Müller arbeitet am Evangelischen Krankenhaus in Bad Dürkheim, das, ebenso wie das Haus in Zweibrücken , vom Landesverein für Innere Mission (LVIM) der Pfalz betrieben wird. "Ich bin aus Solidarität mit den Zweibrückern gekommen", sagt Müller, mehrere Kollegen, gleichfalls aus Bad Dürkheim, pflichten bei.

"Solidarität": Das ist das entscheidende Wort. Auch der Zweibrücker Dekan Peter Butz, der mit seiner Frau dabei ist, betont diese. Raphaël Baumann, Leiter des Zweibrücker Wichernhauses, ebenfalls vom LVIM betrieben, mahnt: "Wir sind für den Gebrauch der Pressefreiheit . Aber gegen den Missbrauch der Pressefreiheit ." Der Protestzug ist am Hallplatz angekommen. Silvia Bezold, Vorsitzende der Mitarbeitervertretung des Evangelischen Krankenhauses in Zweibrücken , spricht zu den Demonstranten. Sie zeigt sich überwältigt von der enormen Teilnahme. "Das Diakonische Werk steht hinter der Demonstration", verweist sie auf den großen Schulterschluss. Auch der Landeskirchenrat habe seine Solidarität bekundet. Beifall brandet auf, als Bezold sagt: "Wir haben es nicht verdient, so runtergemacht zu werden." Das "Evangelische" sei leistungsstark, die Mitarbeiter hoch motiviert. Sicher, manches sei in die Jahre gekommen, aber die Modernisierung werde in Angriff genommen.

Dr. Alfred Sifft, Oberarzt an dem Haus, sagt: "Es gibt kein Brandschutzproblem." Er habe den Eindruck, in der Berichterstattung der "Rheinpfalz" sei es darum gegangen, seinem Haus "zu schaden". Erst im Herbst 2014 habe dort eine Begehung stattgefunden. "Es wurden keine Mängel festgestellt."

Langsam löst sich die Demo auf. Die Anspannung weicht aus vielen Gesichtern. Die Angst der Menschen, den Arbeitsplatz zu verlieren, ist nicht geringer worden. Aber sie haben ihrem Ärger Luft gemacht.

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