„Millionen verbrannt“

Zweibrücken · Der deutsche Bund der Steuerzahler nimmt in seinem neuen Schwarzbuch auch den Flughafen Zweibrücken ins Visier: Er hätte nie entwickelt werden dürfen. Der langjährige Bürgermeister und Flughafen-Geschäftsführer Jürgen Lambert sowie Oberbürgermeister Kurt Pirmann schütteln darüber den Kopf: Ohne Flughafen wäre nicht nur das Outlet-Center nie gebaut worden, es gäbe heute tausende Arbeitsplätze weniger in Zweibrücken.

"Flughafen pleite - Millionen verbrannt" urteilt der Bund der Steuerzahler in seinem gestern vorgestellten "Schwarzbuch 2014" über den Zweibrücker Airport. Dieser sei "dauerdefizitär" und hänge "am Steuertropf". Deshalb ist es für den Verein "bei allem Ärger immerhin ein Trost", dass die EU-Kommission mit ihrer Forderung, der Flughafen müsse 47 Millionen Euro öffentliche Beihilfen zurückzahlen, diesen in die Insolvenz getrieben hat: "Das Aus für den Zweibrücker Flughafen bedeutet auch das Ende seiner millionenschweren Subventionen - und der Airport in Saarbrücken kann künftig wirtschaftlicher arbeiten."

"Aus Sicht der Landesregierung ist natürlich die EU an diesem Fiasko schuld", schreibt der Steuerzahler-Bund. "Tatsächlich war die Umwandlung des ehemaligen US-Militärflughafens von Anfang an ein höchst unwirtschaftliches Projekt, bei dem keine ausreichende Rücksicht auf Angebot und Nachfrage im zivilen Fluggeschäft genommen wurde. Denn für zwei so nahe beieinanderliegende Flughäfen gab es schlicht zu wenig Geschäft - daran hätte selbst eine Kooperation nichts geändert."

Für den Zweibrücker Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD ), der die Flughafen-Konversion seit dem Abzug der Amerikaner 1991 als Verbandsgemeinde-Bürgermeister begleitet hatte, kommt die Kritik daran, den Militär- in einen Zivil-Flughafen umzuwandeln, reichlich spät: "Dafür 22 Jahre zu brauchen, ist eine lange Zeit!" Aber auch inhaltlich sei die Argumentation daneben: "Als die Amerikaner abgezogen sind, haben alle Gutachter gesagt: Ohne fliegerische Nutzung gibt es für das Areal keine Zukunft." Selbst die EU habe das offensichtlich so gesehen und bis 1999 Fördergelder für den Flugplatz gezahlt, erinnert Pirmann. Und betont: "Die beeindruckende regionale Entwicklung wäre ohne den Motor Flughafen nicht gekommen. Wenn wir heute noch zwanzig Prozent Arbeitslosigkeit hätten, wäre das viel teurer. Die Investitionen sind nicht in den Sand gesetzt! Unsinn werden sie jetzt nur durch die Entscheidung der EU, diese Dinge nicht mehr einzusetzen. Wobei es, wenn sich ein privater Investor findet, ja weiter einen volkswirtschaftlichen Nutzen gibt."

Jürgen Lambert hat die Konversion in den neunziger Jahren als Bürgermeister und gleichzeitig Flughafen-Geschäftsführer begleitet. Er erinnert auf Merkur-Anfrage: "Die Entscheidung, die Landebahn als Zivilflugplatz zu nutzen, fiel nicht aus dem Bauch heraus. Es gab ein umfangreiches Gutachterverfahren mit vier Teams. Eine Lenkungsgruppe, in der auch die EU vertreten war, hat fünf Mal getagt, es gab zwei bundesweit beachtete Symposien. Am Ende dieses Prozesses stand die einmütige Empfehlung, auf Flugbetrieb als Impulsgeber für die wirtschaftliche Entwicklung zu setzen." Diese Entscheidung habe auch reichlich Früchte getragen: "Ralph Dommermuth hat ein Jahr später 55 der 150 Hektar des Airportgeländes gekauft, um als Leit-Investor aufzutreten und ein Konzept zu entwickeln - Voraussetzung war der Flugbetrieb. Daraus sind unter anderem das Outlet-Center und der Multimedia-Internet-Park (MIP) entstanden. Ohne Flugbetrieb wäre das alles nicht zustande gekommen." Dass der Flugbetrieb selbst "auf absehbare Zeit defizitär sein wird, hat man damals in Kauf genommen, weil man nur so die Chance sah, Arbeitsplätze in weiteren Bereichen zu schaffen", so Lambert. Das sei auch geglückt, verweist Lambert auf die heute 2900 Arbeitsplätze auf dem gesamten Gelände des einstigen US-Airports. "Der Bund der Steuerzahler lässt völlig außer Acht, wie viel Positives aus der Konversion entstanden ist."

Zum Vorwurf des Steuerzahler-Bundes, in der Region sei kein Platz für zwei Flugplätze, sagt Lambert: "Saarbrücken war doch damals nur ein Flugplätzchen. Damals gab es dort weder das Parkhaus noch das Terminal - das war nicht zu vergleichen mit den Potenzialen der Anlage in Zweibrücken mit der langen Landebahn und direktem Autobahnanschluss. Ein bisschen haben wir auch gehofft, dass es gelingen würde, dass beide Landesregierungen sich darauf verständigen, sich auf die entwicklungsfähigere Anlage zu konzentrieren. Als Saarbrücken dann später für zwanzig Millionen Mark das neue Terminal gebaut hat, war für mich klar: Das ist mit dem Saarland nicht möglich."

steuerzahler.de

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