Milch vom Panda-Maskenmann

Losheim am See · Chillige Musik, 11 000 Fans und als Stimmungsmacher ein Mann mit Panda-Maske: Der 26-jährige Cro hat am Donnerstag am Losheimer Stausee seine Visitenkarte abgegeben. Über zwei Stunden gab's kindertauglichen „Raop“.

 Drei Etagen umfasste das üppige Bühnenbild beim „MTV unplugged“-Konzert von Cro in Losheim. Fotos: Eric Kolling

Drei Etagen umfasste das üppige Bühnenbild beim „MTV unplugged“-Konzert von Cro in Losheim. Fotos: Eric Kolling

Wer sich eine Panda-Maske übers Gesicht stülpt, wirkt auf seine Mitmenschen in der Regel befremdlich. Cro macht das zwar auch. Überraschenderweise scheint der Look des Raopers (Mischung aus Pop und Rap) aber gerade auf kleine Kinder eher sympathisch-niedlich zu wirken, wie sich am Donnerstagabend zeigte. Unter den 11 000 Besuchern am Losheimer Stausee sind jede Menge Familien mit ihren oft unter zehnjährigen Zöglingen, von denen viele selbst Pandamasken aufgezogen haben. Vor allem vor der Bühne kennt deren euphorisches Kreischen kaum Grenzen, wenn Cro sich ihnen beim Hin- und Herwandern in ihre Nähe kam oder sie gar direkt anspricht. Einmal sogar herabsteigt und ein Bussi verteilt. Und als Krönung Becher mit warmer Milch ausgibt. Nur seiner Waffelbestellung Richtung Cateringhütten kommt niemand nach.

Der 26-jährige Carlo Waibel, wie der Stuttgarter Cro bürgerlich heißt, zelebriert auf der Bühne seine Rolle als Sprüche klopfender, lässig-cooler, großer Bruder. Er rappt (häufigstes Wort: "Jeah") meist kindgerecht-niedlich und so gar nicht "Gangsta"-mäßig. Sein Hüftschwung sitzt, die Knie beugen und -strecken im Takt, dazu wippt der Unterarm. Freunde des Sprechgesangs, mal schnell, mal langsam vorgetragen, kommen da voll auf ihre Kosten. Sie erfahren auch, dass Cro unter der Maske schlecht sieht: "Haltet Euch mal die Hand unter die Nase und kuckt runter. Das bin ich. Hab ich mir aber selber ausgesucht."

Früh erläutert er, welchen Jubel er auf welche seiner Gesten erwartet: Arme hoch beim Kopfkratzen, Ekstase beim Kopfschütteln. Im Laufe des Konzerts kommen die Fans dem immer zaghafter nach. Vielleicht haben sie die Erklärung nach zwei Stunden und fast 30 Liedern auch vergessen. Kuriose Momente gibt's im recht umfangreichen Zugabenteil: Als Cro zweimal für mehrere Minuten von der Bühne verschwindet, herrscht eher Verwirrung vor, als dass die Menge enthusiastisch seine Rückkehr fordert.

Über die zwei Stunden verbreitet der nichtsdestotrotz umjubelte Musiker am Matschhang vorm See chillige Stimmung - auch wenn das dazu passende Mottostück "Easy" erst als Letztes kommt. Den See taucht der Sonnenuntergang zeitweise in Herrliches rot. Die Leute wippen mit den Beinen, die Köpfe nicken, die Refrains der Erfolgslieder wie "Bad Chick", "Einmal um die Welt" oder "Bye bye" (da erzeugen die gezückten Handys ein Lichtermeer am See ) sitzen. "Und wieder mal ein paar Tausend Menschen, die besser singen als ich", kokettiert er.

Warum indes seine Tour unter dem Motto "MTV unplugged" steht, leuchtet auch bei Cro nicht so recht ein. Früher war das Nirvana, R.E.M. oder Pearl Jam vorbehalten. Heute gehen Unheilig, Revolverheld, Rapper Cro sogar mit gerade einmal zwei veröffentlichten Alben derart auf Tour, ohne dass wirklich die Stecker gezogen sind. Zur Standardband kommen bei ihm noch 20 Hintergrundsängerinnen, Streicher und Bläser dazu. Das Ergebnis ist auch angesichts der mäßigen Gesamtakustik nicht durchgehend stimmig. "Melodie", bei dem Cro am Klavier mal wirklich ohne Bombast aufspielt, kommt da einem Unplugged am nächsten und überzeugt hingegen auf Anhieb. Das Bühnenbild gerät durch die reichhaltige Musikerunterstützung allerdings opulent: Die Kombo über drei Etagen verteilt, unten Cro und die Band, darüber Keyboarder und DJ, oben das Orchester. Hinter allen: eine Riesenvideowand. Auch die Optik trägt halt entscheidend dazu bei, dass das Konzert eines Panda-Maskenmanns überzeugen kann.

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