Miese Noten für Wirtschaftspolitik

Zweibrücken. Vernichtende Noten für die Zweibrücker Wirtschaftspolitik: Laut einer Umfrage der IHK Pfalz unter Unternehmen in zwölf Städten ist die Unzufriedenheit mit der Arbeit der Verwaltung hier besonders hoch

 Gar nicht heiter gestimmt ist die Zweibrücker Wirtschaft laut IHK über die Arbeit im Rathaus. Foto: lf

Gar nicht heiter gestimmt ist die Zweibrücker Wirtschaft laut IHK über die Arbeit im Rathaus. Foto: lf

Zweibrücken. Vernichtende Noten für die Zweibrücker Wirtschaftspolitik: Laut einer Umfrage der IHK Pfalz unter Unternehmen in zwölf Städten ist die Unzufriedenheit mit der Arbeit der Verwaltung hier besonders hoch. Bei "Wirtschaftsfreundlichkeit der kommunalen Behörden" und Abgaben-Höhe landet Zweibrücken auf dem letzten Platz, bei der "Qualität der Wirtschaftsförderung" auf dem vorletzten, bei Dauer und Transparenz von Genehmigungsverfahren sind nur drei Städte schlechter.Unterdurchschnittlich bewerten die Unternehmen auch den Zustand der Innenstadt, die Vermarktung des Standorts sowie die Bahnanbindung.

Überdurchschnittlich gut schneidet Zweibrücken dagegen bei einigen weichen Standortfaktoren ab - wie Wohn-, Umwelt- und Lebensqualität. Gute Noten gibt es auch für Flughafen-Nähe und Absatzmärkte-Erreichbarkeit.

Der Zweibrücker Oberbürgermeister Helmut Reichling zweifelte gestern - ebenso wie zuvor die Mainzer Wirtschaftsministerin Eveline Lemke - die Aussagekraft der Ergebnisse an: "Bei einem nur zehnprozentigen Rücklauf kann die Befragung als nicht repräsentativ bezeichnet werden." Reichling betonte: "Die Umfragewerte spiegeln nicht die Erfahrungswerte der Stabsstelle Wirtschaft wider. Die Arbeit der Stabsstelle wird vor allem im Industrie- und Gewerbebereich geschätzt." Die IHK-Umfrage sei auch dadurch verzerrt, dass die bekanntlich verwaltungskritischen Einzelhändler in Zweibrücken viel häufiger geantwortet hätten.

Jürgen Vogel, Geschäftsführer Standortpolitik der IHK Pfalz, wies die Zweifel an der Repräsentativität gestern zurück. Der Rücklauf (über 40 von 390 versandten Fragebögen in Zweibrücken) sei völlig normal und reiche aus, um eine "Tendenz" zu erkennen. Zwar sei der Händlerantworten-Anteil in Zweibrücken mit 40 Prozent zehn Punkte höher als im Durchschnitt. Das allein könne die "miese Note für die Wirtschaftsfreundlichkeit" aber nicht erklären. Allerdings seien die Noten wegen der unterschiedlichen Unternehmensstruktur etwa in Ludwigshafen und Zweibrücken ohnehin nur schwer vergleichbar. Schlechte Noten sollten aber ein Ansporn für Verbesserungen sein, statt sie wegzureden, mahnte Vogel. "Dass es mit dem Verhältnis Wirtschaft/Verwaltung in Zweibrücken nicht immer zum Besten steht, weiß ich nicht nur aus der Umfrage." Er empfehle: "Zweibrücken sollte sich als Einheit verstehen - das gilt nicht nur für den OB, sondern auch den Stadtrat und die Verwaltung. Zweibrücken hat ja durchaus Erfolge erzielt. Aber es gibt viele Konflikte, oft mehr ein Gegeneinander als ein Miteinander." Auch das erkläre die hohe Unzufriedenheit - neben Faktoren wie dem höchsten Gewerbesteuersatz, was die Befragten wohl auch bei anderen Fragen nicht milde stimme. Und Wirtschaftsfreundlichkeit von Behörden "habe nicht etwas mit Geld zu tun, sondern an einem Strang zu ziehen und Unternehmen als Kunden verstehen, statt als Amt alter Prägung aufzutreten". Zweibrückens Wirtschaftsförderin Anne Kraft mache "einen guten Job", so Vogel: "Aber die Wirtschaftsförderung kann noch so gut sein - wenn nicht die ganze Stadt mitzieht, hat sie es schwer. Die Umfrage zeigt: In Städten, wo an einem Strang gezogen wird, sind die Ergebnisse besser." "In Städten, wo an einem Strang gezogen wird, sind die Ergebnisse besser."

Jürgen Vogel, IHK

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