Der MGV Rimschweiler verabschiedet sich von seinem Publikum Ein Traditionsverein geht in den Ruhestand
Rimschweiler · Die Altersstruktur des Männergesangvereins (MGV) Rimschweiler hat bei den Mitgliedern die Entscheidung reifen lassen, den 1951 gegründeten Chor Ende dieses Jahres aufzulösen. „Das Durchschnittsalter unserer Mitglieder liegt bei 78 Jahren“, bemerkt der Vorsitzende Peter Schmitt.
Und Sänger Erich Krüger ergänzt: „Die Älteren haben Schwierigkeiten, bei den Auftritten länger zu stehen. Außerdem findet sich kein Nachwuchs.“
Erich Krüger kam nach dem Osterkonzert 1979 zum Chor, weil ihn ein Lied, das ein Solist sang, tief beeindruckte. „Dann sagte noch ein Nachbar zu mir, dass ich doch in die Chorprobe kommen soll. Also bin ich hingegangen.“ Peter Schmidt singt schon seit Kindertagen. Der gebürtige Frankfurter kam nach seinem Umzug in unsere Region über seinen Arbeitskollegen Horst Bischoff 1994 dazu und ist heute das jüngste Mitglied. „Nicht nur uns fehlen die jungen Leute, das geht vielen alteingesessenen Chören so“, meint er, „es gibt viele Neugründungen, zum Beispiel Gospelchöre, da sieht der Altersdurchschnitt anders aus. Auch das Publikum will das, die haben gut besuchte Konzerte.“
Und tatsächlich spiegelt sich im Sängerheim im Keller der Schule eine längst vergangene Vereinsgeschichte wider. In einer Glasvitrine hängt die Fahne des Vereins mit der Aufschrift „Pfalz am Rhein – gut deutsch allzeit“. Die Wände sind gepflastert mit Andenken, Tellern, Pokalen und Plaketten. Auch ein Foto hängt dort, vom Auftritt des MGV zusammen mit der Albert Fischer Chorgruppe 2010 im Achteckhaus von Sondershausen. „Das war einer der Höhepunkte des Chors“, sind Schmidt und Krüger überzeugt, „das Achteckhaus hat eine fantastische Akustik, das war ein tolles Erlebnis.“ Nach ihrer Meinung erreichte der Chor unter dem Dirigat von Rainer Bennet seinen Höhepunkt. „Er hatte einen hohen künstlerischen Anspruch und er hat sich immer durchgesetzt“, meint Erich Krüger. Nach dem Tod von Rainer Bennet übernahm Berthold Westrich die Chorleitung, die er bis heute innehat. Einen zweiten Schock nach dem Tod von Bennet erlebte der Chor, als 2017 auf der Rückfahrt von einem Liederabend in Enkenbach-Alsenborn der Vorsitzende Horst Bischoff einen tödlichen Herzinfarkt erlitt. Sein Nachfolger wurde Peter Schmidt.
In seinen Anfangsjahren probte der Männerchor im Gasthaus „Zur Post“ in Rimschweiler. Doch als im Jahr 1979 der Pächter wechselte, war der Gesangverein dort nicht länger erwünscht. Die Chorproben wurden dann abwechselnd in der Turnhalle und im Sportheim durchgeführt, bis dem Verein Ende des Jahres ein Saal im Obergeschoss der Schule im Rimschweiler zur Verfügung gestellt wurde. Doch der Saal musste nach jeder Singstunde ausgeräumt, mit Stühlen und Klavier eingeräumt und nach dem Ende der Probe wieder in seinen ursprünglichen Zustand gebracht werden.
1984 erhielten die Sänger das Angebot, im Keller der Schule zu proben. In Eigenregie haben die Vereinsmitglieder ihr Sängerheim renoviert und aus dem dunklen Keller einen wohnlichen Proberaum geschaffen. Sogar eine Treppe haben sie selbst gebaut. Gemeinsam wurden 1580 Stunden Arbeit geleistet, was die Mitglieder noch enger zusammengebracht hat.
Auch heute noch wird bei den Sängern die Geselligkeit großgeschrieben. Gemeinsam wurden Chorfreizeiten organisiert und die Mitglieder treffen sich nach ihren Proben immer in einem der örtlichen Gasthäuser. Die gemeinsamen Stunden wollen die Chormitglieder nicht missen, auch wenn sie in Zukunft nicht mehr zum Singen zusammenkommen. Künftig werden sie sich bei einem Stammtisch treffen. Manche Chormitglieder werden das Singen nicht aufgeben, sie haben sich andere Chöre gesucht. „Einige gehen in den Shanty-Chor“, erklärt Peter Schmidt, „ich singe inzwischen im Zweibrücker Kammerchor. Doch die Mehrheit hört mit dem Gesang ganz auf.“
Der MGV mochte sich jedoch nicht sang- und klanglos von seinen Freunden verabschieden und hat deshalb zu einem Abschiedskonzert am vergangenen Sonntag eingeladen. Es war eine kleine Reise durch die Geschichte der Chormusik mit Liedern von Mozart, Schubert und Silcher. Heimat- und Volkslieder waren auch zu hören. Zudem Volkslieder aus anderen Nationen.
Und ihren endgültig letzten Auftritt haben die Sänger beim alljährlichen Gedenken an die verstorbenen Vereinskameraden am Sonntag, 19. November (Volkstrauertag).