Melancholische Zeitreise mit dem Wollmännchen

Zweibrücken · Der rote Faden spielt die Hauptrolle in EAs Plattform-Rätselei „Unravel“. Dort ist er personifiziert im roten Wollmännchen Yarny. Seine Aufgabe: die Lebenserinnerungen einer alten Dame wieder zu verknüpfen.

 Wollmännchen Yarny löst auf seiner Reise immer wieder Erinnerungsfetzen seiner Hausgenossin aus. Foto: ea

Wollmännchen Yarny löst auf seiner Reise immer wieder Erinnerungsfetzen seiner Hausgenossin aus. Foto: ea

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Man weiß nicht so recht, woher er genau kommt. Eben war da noch ein Wollknäuel, das der alten Dame aus dem Strick-Korb fällt. Auf einmal hat sich aus roter Wolle ein kleines Männchen gebildet, mit einem sehr klaren Ziel vor Augen: In Bilder hüpfen und dort Erinnerungen einsammeln, um sie am Ende in Form von Wollfiguren in ein Erinnerungsalbum zu kleben. Die Gestalt spricht nicht. Nur aus der Spielbeschreibung weiß man, dass sie Yarny heißt. "Yarny" heißt ins Deutsche übertragen so viel wie Garni und passt ganz gut zu einer aus Garn bestehenden Figur. Yarny also läuft mit Hilfe des Spielers von links nach rechts durch elf wunderschöne Levels, die Landschaften aus dem nördlichen Skandinavien nachempfunden sind. Während er sich entwirrt, das bedeutet der Titel "Unravel", verbindet er auf dem Weg die Erinnerungsfetzen der alten Dame wieder.

Der Zauber von "Unravel" liegt in erster Linie in der Atmosphäre und der melancholischen Geschichte, durch die Yarny läuft, hüpft und fliegt. Denn die Spielmechanik an sich ist solide, aber nicht sensationell innovativ: Wie in manch anderem modernen Plattformer geht es um das Lösen kleinerer Physikrätsel, deren Muster sich zudem immer wieder in Variationen wiederholen. Charmant ist es trotzdem, wie Yarny sein lockeres Garnende lassogleich schwingt, mit dem Faden und zwei Nägeln ein Katapult bastelt oder daran wie an einer Liane von Haltepunkt zu Haltepunkt hangelt. Hat man die Steuerung einmal verinnerlicht, funktioniert sie ganz ordentlich. Der Soundtrack, laut Publisher Electronic Arts von örtlicher Volksmusik sowie klassischen Instrumenten inspiriert, passt gut zur melancholischen Grundstimmung. Zu gut. Auf die Dauer macht er derart trübsinnig, dass man Yarny lieber ohne Sounduntermalung durch Skandinavien lotst. Geht auch.

Wertung (Schulnote): 2

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