Mehrheit für Henno Pirmann in Sicht

Zweibrücken. Henno Pirmann hat heute gute Karten, zum neuen hauptamtlichen Beigeordneten in der Zweibrücker Stadtspitze gewählt zu werden. Bei der letzten Ratssitzung vor vier Wochen musste die Wahl in der laufenden Sitzung von der Tagesordnung gestrichen werden - nachdem der Stadtrat auf einer Ausschreibung der Stelle bestanden hatte

 Alles spricht dafür, dass Henno Pirmann auch heute Abend nach der Stadtratssitzung so fröhlich gucken kann. Foto: Jan Althoff

Alles spricht dafür, dass Henno Pirmann auch heute Abend nach der Stadtratssitzung so fröhlich gucken kann. Foto: Jan Althoff

Zweibrücken. Henno Pirmann hat heute gute Karten, zum neuen hauptamtlichen Beigeordneten in der Zweibrücker Stadtspitze gewählt zu werden. Bei der letzten Ratssitzung vor vier Wochen musste die Wahl in der laufenden Sitzung von der Tagesordnung gestrichen werden - nachdem der Stadtrat auf einer Ausschreibung der Stelle bestanden hatte.Doch bei der öffentlichen Sitzung heute ab 16 (!) Uhr im Ratssaal scheint die für einen Ausschreibungsverzicht erforderliche Zweidrittelmehrheit, die damals um eine Stimme verpasst wurde, zu stehen. "Wir tragen den Antrag der Verwaltung mit", kündigte FWG-Fraktionschef Kurt Dettweiler gestern auf Merkur-Anfrage an. Die FWG hat vier Sitze. Vor vier Wochen hatten 14 Räte der SPD, zehn der CDU und zwei der Linken für den Ausschreibungsverzicht gestimmt, je ein Rat von SPD und CDU fehlte.

Damals fühlten sich FDP, FWG und Grüne Liste im Vorfeld bei der Besetzung des Beigeordneten-Postens übergangen. "Deshalb haben wir ein Zeichen gesetzt", erinnerte Dettweiler. Doch durch ein "gutes Gespräch" am Montagabend mit Henno Pirmann und dem künftigen Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD) sei "die Geschichte geheilt" worden. Auch Grüne-Liste-Fraktionsvize Norbert Pohlmann sprach von "guten Gesprächen" mit der SPD. Allerdings sehe die Grüne Liste "in der Sache keine neue Situation". Deshalb werde sie auch heute für eine Ausschreibung stimmen. Auch die FDP-Fraktion stimmt laut ihrer Vorsitzenden Ingrid Kaiser für eine Ausschreibung: "An der Sachlage hat sich nicht verändert." Wenn es zur Beigeordnetenwahl komme, schlage die FDP aber keinen Gegenkandidaten vor.

Henno Pirmann sagte gestern auf Anfrage, er sehe der heutigen Ratssitzung zuversichtlich entgegen: "Denn wir haben mittlerweile mit den kleinen Parteien geredet und den Vorwurf ausgeräumt, den diese uns zu Recht gemacht hatten. Wir haben unsere Versäumnisse aufgearbeitet und uns das zu Herzen genommen." Er persönlich habe "mit denen gesprochen, die signalisiert haben, möglicherweise ihren Standpunkt zu verändern", nämlich der FWG, außerdem mit den Linken. Er wolle auch als Beigeordneter "die Kleinen mit einbeziehen - es ist uns ein wichtiges Anliegen, möglichst viele mitzunehmen". Man werde sich zwar am von SPD und CDU erstellten Positionspapier orientieren - "wir sprechen aber nicht von einer großen Koalition". Dies tat in der letzten Ratssitzung CDU-Fraktionsvize Evelyne Cleemann.

Henno Pirmann - zurzeit Ortsvorsteher von Rimschweiler und beruflich Zollbeamter in Saarbrücken - hat "keine Sorge oder Angst vor dem Bauamt", das er als Dezernent führen soll: "Da muss man weniger Fachmann sein, sondern Führungsqualitäten haben." Zumal im Bauamt "gute Arbeit geleistet wird, das darf man nicht diskreditieren, auch wenn es vielleicht den einen oder anderen Bereich gibt, wo man sich gemeinsam zusammensetzen muss". Weil Kurt Pirmann nach seinem Amtsantritt als OB das Baudezernat selbst übernehme (wir berichteten), "bin ich da eh nur fünf Monate". Der 58-Jährige will diese Zeit aber unter anderem nutzen, um sich "eine Aufstellung mit allen offenen Sachverhalten" geben zu lassen "und dann mit den Mitarbeitern darüber zu reden, wie man damit umgehen kann".

Oberbürgermeister Helmut Reichling sagte gestern, er habe mit seinem Nachfolger Kurt Pirmann, der einige Revirements plant, abgesprochen, dass es in der Interimszeit ab Januar keine Änderungen in der Dezernatsverteilung gibt. Damit übernimmt Henno Pirmann von dem aus dem Stadtvorstand ausscheidenden Heinz Heller die Bereiche Kultur- und Verkehrsamt, Bauamt, UBZ und Stadtwerke. Reichling sagte, er traue Henno Pirmann das Bauamt zu, er habe dort auch einen guten Amtsleiter.

Meinung

Frischling

oder Franzen

Von Merkur-RedakteurLutz Fröhlich

Er werde seinen "Kopf nicht in diese Schlinge stecken", hatte Helmut Reichling 2009 die Übernahme des Baudezernats abgelehnt - denn dieses sei organisatorisch so aufwendig, dass er es als Oberbürgermeister nicht führen könne. Eine nachvollziehbare Argumentation (auch wenn Kurt Pirmann es besser macht und sich vor dieser Verantwortung als OB nicht drückt). Warum aber macht Reichling jetzt mit Henno Pirmann jemanden zum Baudezernenten, der weder Verwaltungserfahrung noch Fachkenntnis besitzt? Für die Interimszeit bis zum Amtsantritt Kurt Pirmanns hätte Rolf Franzen das Baudezernat übernehmen müssen. Denn erstens hat er viel Verwaltungserfahrung und war von 2000 bis 2004 schon Baudezernent. Zweitens wird Franzen zum 1. Januar zum Bürgermeister befördert - umso schräger wirkt das Bild im Dezernatsverteilungsplan, dass bei Henno Pirmann als Neuling mehr als doppelt so viele Aufgaben stehen.

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