Mehrgenerationen-Akademie „Amerika“ – ein Ergebnis von Irrtümern
Zweibrücken · Die Verkettungen rund um die Entdeckung und vor allem Benennung der „Neuen Welt“ Amerika erweckte Werner Richter bei der Mehrgenerationen-Akademie zu neuem Leben.
Der Kontinent Amerkia beruht auf einer Verkettung von Irrtümern. Diese klärte der pensionierte Zweibrücker Pädagoge, Werner Richter, kürzlich im Rahmen der „Mehrgenerationenakademie“ im Mehrgenerationenhaus auf. Die rund 20 Interessierten staunten bei seinem Vortrag „Wie Amerika zu seinem Namen kam“ über für sie völlig neue Erkenntnisse.
Interessant und unterhaltsam fasste der 70-jährige, viel gereiste Geschichtskenner die Lebensgeschichte rund um den Entdecker Christoph Kolumbus (1451-1506) noch einmal zusammen. Im Wettkampf mit der damaligen Seefahrer-Nation Portugal wollte der, aus dem italienischen Genua stammende, Gatte einer portugiesischen Gouverneurstochter den Seeweg nach Indien auf einer Westroute entdecken. Immer wieder sprach er nach der Ablehnung in Portugal vor dem, mit der christlichen Rückeroberung des Landes befassten, spanischen Hof vor, um Schiffe für seine Reisepläne zu erhalten.
Anders als die besser informierten Spanier und Portugiesen glaubte Christoph Kolumbus noch an die alte Ptolemäische Weltkarte, auf der schlicht 20 000 Kilometer Entfernung fehlten. „Deshalb hielt er die Reise für möglich“, verdeutlichte Werner Richter den ersten Irrtum.
Als lange nach dem spanischen Kronsitz Cordoba mit der größten Moschee der Welt und ihrer innenliegenden Kathedrale schließlich auch die Alhambra wieder an Isabella Katholica und ihren Bruder Fernando von Aragon zurückfiel, kam Kolumbus im Zuge der Siegereuphorie ein Umstand zu Gute: Die Seestadt Palos war in Ungnade gefallen und wurde dazu verurteilt, ihm drei Schiffe mit Besatzung zur Verfügung zu stellen: Die Caracke Santa Maria und die beiden kleineren, wendigeren Pinta und Niňa. Selbst ein Ruderbruch, dessen Behebung auf La Gomera Kolumbus drei Monate Zeit kosteten, konnten ihn nicht aufhalten.
Nachdem er von seiner ersten Reise über die Kanarischen Inseln und die Azoren von den heutigen Bahamas trotz Meuterei mit zwei Schiffen zurückkehrte, erhielt er zu jeder weiteren Reise 1492 und 1504 neuere Schiffe. Zeit seines Lebens war Kolumbus der Meinung, den Seeweg nach Indien entdeckt zu haben, weshalb er die Einwohner „Indianer“ nannte.
Zeitgleich befuhr Amerigo Vespucci, Kollege und Landsmann von Kolumbus, den Atlantik. 1501/1502 nahm er unter portugiesischer Flagge an einer Fahrt entlang der Ostküste von Südamerika teil. Davon berichtete er in seinem vielfach veröffentlichten Werk „Mundus Novus“, das sich wie ein Bestseller verbreitete und an alle geistlichen Führer und Adelshäuser verteilt wurde.
In St. Dié bei Straßburg erkannten drei Wissende daraus: Das ist ein neuer Kontinent. Die Weltkarte muss neu gezeichnet werden! Für sie ganz einfach, ergab sich die Namensgebung: Europa, Asia und Afrika waren bereits weiblich tituliere Erdteile. Da sie meinten, Americus Vespucius, wie er auf Lateinisch hieß, habe den neuen Kontinent entdeckt, hießen sie diesen America.
In dem weltweit ersten „Medien-Kit“ veröffentlichten sie dazu das Buch, eine neue Weltkarte des Freiburger Kartografen Martin Waldseemüller sowie die Bastelvorlage, nach der die adelige Jugend ihren Globus erbaute – mit dem Namenszug Amerika.
Einen solchen Globus hatte Werner Richter in drei Arbeitswochen geduldig erstellt und verteilte freigiebig die Vorlagen.
Der Kolumbus-Prozess, den dessen Kinder und Enkel daraufhin in Gang setzten, dauerte 60 Jahre, bis er zu Gunsten von Christopher Kolumbus entschieden wurde: Dieser gilt heute offiziell als Entdecker Amerikas. Richter schmunzelt: „Es war zu spät. Der neue Name „Amerika“ hatte sich bereits durchgesetzt.“ Der zweite Irrtum im Zusammenhang mit der „Neuen Welt Amerika“.
Übrigens: Ein Münzer aus Zweibrücken half den Spaniern dabei, aus dem Gold, das sie aus Amerika holten, in einem einzigen Arbeitsschritt gleich mehrere Münzen statt mühsam lediglich eine einzige herzustellen.