Mehr als nur ein Klavierkonzert

Zweibrücken · Ein Klavierkonzert auf höchstem technischen und emotionalen Niveau war der Auftritt von Aleksandra Mikulska in der Festhalle.

 Aleksandra Mikulska am Steinway-Flügel. Foto: cordula von waldow

Aleksandra Mikulska am Steinway-Flügel. Foto: cordula von waldow

Foto: cordula von waldow

"Grandios!" "Faszinierend!" "Phantastisch!": Die Begeisterung der mehr als 100 Musikfreunde, die am Sonntagabend die polnische Ausnahme-Pianistin Aleksandra Mikulska im Wintergarten der Festhalle erlebten, kannte keine Grenzen. Zwei Stunden lang hatte die 35-Jährige, vielfach international ausgezeichnete Klaviervirtuosin ihr Publikum gebannt. Mit ihrer unglaublichen Energie schickte sie es auf emotionale Wellenbahnen.

Aleksandra Mikulska gab kein Konzert, sie erweckte mit ihrer ganz eigenen Interpretation die Musik von Beethoven, Chopin und Liszt zum Leben.

Mit ihrem gesamten Körper und ihrer Mimik verwandelte sie, personifizierte Leidenschaft, jedes Stück in eine Art Programm-Musik. Die Zuhörer wussten nicht: Sollten sie sich lieber mit geschlossenen Augen den Klängen und den von ihnen hervor gelockten Gefühlen hingeben, oder sich sehend an der einzigartigen, akzentuierten Spieltechnik erfreuen. Mit geschlossenen Augen, in sich versunken, schienen Aleksandra Mikulskas Finger bald mit den Tasten des Steinway-Flügels zu verschmelzen. Sie schwebten, glitten, perlten, stolzierten, stampften, hüpften, tanzten, donnerten, hämmerten - bald zweihändig, bald mit einer Hand, die andere hoch erhoben, mit graziler Fingerstellung. In sehr gutem Deutsch informierte die Präsidentin der Chopin-Gesellschaft Deutschland mit Sitz in Darmstadt und stellvertretende Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Landesverband Baden Württemberg über die ausgewählten Stücke, gewürzt mit Anekdoten und Zitaten.

Im zweiten Teil bewies sie, welch ein vielfältiger, tiefgründiger und faszinierender Virtuose der oft als "Tastenlöwe" bezeichnete Komponist Franz Liszt war. Höhepunkt nach dem Notturno Nr. 3 (Liebesträume), der Valse-Caprice Nr. 6 (Sorieées de Vienne) sowie zwei von Liszt "virtuos wieder geborenen" Schumannliedern waren die Ungarischen Rhapsodien Nr. 5, 11 und 12.

Nach der fröhlichen, ungarischen Folklore ließ besonders Letztere als vielfältiges Stück mit ganz unterschiedlichen Stimmungen von tänzerisch-leichtfüßig bis zu einem kraftvoll-energiegeladenen Finale wie bei einem Feuerwerk noch einmal die einzigartige Ausdrucksfähigkeit der polnischen Ausnahmepianisten erleben.

Bereits in der Pause hatte der Applaus die bei allem Selbstbewusstsein bescheiden wirkende Pianistin ein zweites Mal auf die Bühne gelockt. Am Schluss bedankte sie sich mit einem Präludium. Der 18-jährige Erik Maptonia, selbst Klavierspieler und Chopin-Kenner, war besonders angetan von der "herausragenden Chopin-Interpretation", besonders der Polonaise As-Dur Op. 53. Chopin hatte in den schweren Mittelteil Noten eingearbeitet, die für die Polnische Reiterei typische Klänge widerspiegeln. "Sagenhaft und außergewöhnlich, dieses Spiel mit dem gesamten Körper", staunten Ilse Zapf und Lydia Wagner, die oft Konzerte besuchen, aber "so etwas noch nicht erlebt" haben. Die gastgebende Mozartgesellschaft erhielt von allen Seiten großes Lob für dieses einmalige Konzert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort