Medizinberatung aus Zweibrücken?

Zweibrücken · 25 der von der Schließung des Evangelischen Krankenhauses betroffenen Mitarbeiter könnten bald Krankenkassenpatienten beraten: Der Anbieter Medicus schielt nach Zweibrücken. Wohl in drei Wochen ist eine Infoveranstaltung in der Klinik.

 Der Sitz der Firma MD Medicus in Ludwigshafen.

Der Sitz der Firma MD Medicus in Ludwigshafen.

Foto: MD Medicus

Möglicherweise bietet sich in Kürze eine weitere Job-Alternative für einige von der Schließung des Evangelischen Krankenhauses betroffenen Mitarbeiter: Der Ludwigshafener Medizin-Dienstleister MD Medicus, nach eigenen Angaben führend bei medizinischer Assistenz und Serviceleistungen, will neben seinen Centern in Ludwigshafen, Berlin und Hamburg ein weiteres in der Rosenstadt eröffnen.

Personen mit medizinischer Ausbildung, etwa Ärzte, Pflegekräfte oder Therapeuten könnten dann im Auftrag von MD Medicus deutschlandweit Patienten von 70 gesetzlichen und privaten Krankenkassen via Telefon oder Videoverbindung beraten. Dass das Unternehmen verschiedenste Bereiche abdecke, könnte Jobsuchenden aus dem Evangelischen Krankenhaus Zweibrücken zu Gute kommen, hofft Jochen Müller , einer der beiden Geschäftsführer der Medicus-Unternehmensgruppe. Angedacht sei, bis Ende des Jahres in Zweibrücken 25 Arbeitsplätze zu schaffen. In der gesamten, 1994 ins Leben gerufenen, Gruppe gibt es aktuell 263 Vollzeitstellen. Weil viele in Teilzeit arbeiteten, sei die Angestelltenzahl höher.

Wo genau der Zweibrücker Standort sein könnte, das steht laut Müller noch nicht fest: "Räume müssten wir noch suchen, wenn wir eine entsprechende Anzahl an Kräften zusammenbekommen". Büros müssten es aber sein, stellt Müller klar. Diese könnten theoretisch im Gebäude des heutigen Evangelischen Krankenhauses liegen, eher aber außerhalb. Ein angestellter Arzt aus der Region Zweibrücken habe etwa den Multimedia-Internet-Park gegenüber den Style Outlets ins Spiel gebracht. "Ein Schritt nach dem anderen", so Müller.

Man sei durch die Verkündigung des Klinik-Aus am 20. Juni auf den Standort aufmerksam geworden. "Wir haben den Bedarf, und wenn es die Möglichkeit gibt, war unser Ansinnen zu sagen: Die Leute müssen nicht weg aus dem gewohnten Umfeld. Wir können eine Möglichkeit bieten, dass sie vor Ort bleiben." Für ältere Pflegekräfte etwa, die auch körperlich schwer arbeiten, etwa Patienten heben mussten, sei die Beratungstätigkeit bei MD Medicus eine schonende Alternative. Ebenso sei sie praktikabler für Ärzte oder Pfleger, die nach einer Elternzeit wieder einsteigen möchten oder bisher im Schichtdienst arbeiten mussten.

Doch trotz einer Anfrage ans Krankenhaus unmittelbar nach dessen angekündigter Schließung habe sich das Unterfangen bisher zäh gestaltet. Erst sei man trotz mehrfacher Anrufe sicherlich acht Wochen lang vertröstet worden, erklärt der zweite Geschäftsführer Frank Ratzlaff. Kürzlich habe das Krankenhaus einen Raum zur Verfügung gestellt und einige Mitarbeiter, die die Information am Schwarzen Brett gesehen hätten, habe man über die Medicus-Pläne informieren können. Den Verlauf skizziert Ratzlaff aber als "mäßig": "Wir haben nur einen Bruchteil der Mitarbeiter erreicht", fürchtet er. Inzwischen sei allerdings die erste Bewerbung einer Krankenschwester eingetroffen.

Nachdem Ratzlaff unter der Woche mangelnde Unterstützung durch den Klinikträger Landesverein für Innere Mission (LVIM) öffentlich moniert hatte, meldete sich am Freitag - parallel zum Merkur - Jonas Sewing, Verwaltungsvertreter des Evangelischen Krankenhauses. Er zeigte sich laut Ratzlaff überrascht von der Kritik, bot spontan eine zweite Veranstaltung an, will dafür Räume zur Verfügung stellen und es im Krankenhaus breit kommunizieren. Die Infoveranstaltung ist laut Ratzlaff in etwa drei Wochen geplant.

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