Stichwahl mit klarem Ergebnis Marold Wosnitza wird neuer Zweibrücker Oberbürgermeister

Zweibrücken · Vorsprung gegenüber Christian Gauf sogar fast verdoppelt. Der neue OB will, anders als sein Vorgänger, bewusst nicht SPD-Chef werden.

 Der künftige Zweibrücker Oberbürgermeister, Professor Dr. Marold Wosnitza, strahlt nach Auszählung aller Wahllokale im kleinen Sitzungssaal des Rathauses um die Wette mit (von rechts) seiner Ehefrau Heike Heb sowie den SPD-Fraktionschefs Alexander Schweitzer (Landtag) und Stéphane Moulin (Stadtrat).

Der künftige Zweibrücker Oberbürgermeister, Professor Dr. Marold Wosnitza, strahlt nach Auszählung aller Wahllokale im kleinen Sitzungssaal des Rathauses um die Wette mit (von rechts) seiner Ehefrau Heike Heb sowie den SPD-Fraktionschefs Alexander Schweitzer (Landtag) und Stéphane Moulin (Stadtrat).

Foto: Volker Baumann

Marold Wosnitza (SPD) und Christian Gauf (CDU) waren sich gestern gegen 18 Uhr einig, wie die Zweibrücker Oberbürgermeister-Stichwahl ausgeht: „Es wird knapp“, meinten beide. Schnell wurde klar: Ein guter Prophet ist keiner der beiden OB-Kandidaten. Denn vom ersten eingehenden Wahllokal-Ergebnis an lag Wosnitza deutlich vorn, am Ende landete er bei 56,1 Prozent, Gauf nur bei 43,9 Prozent. Damit hat Wosnitza seinen Vorsprung aus dem ersten Wahlgang (als es noch vier Kandidaten mehr gab) sogar noch ausgebaut. Damals bekam Wosnitza 5120 Stimmen, diesmal 6088. Gauf legte von 4363 auf 4769 Stimmen zwar auch zu, allerdings deutlich weniger als Wosnitza. Die Wahlbeteiligung sank von 44,8 auf 40,7 Prozent, lag damit aber immer noch deutlich über der Wahlbeteiligung bei der letzten OB-Wahl 2011 (38,6 Prozent).

Schon nach Auszählung von 33 von 34 Wahllokalen geht Gauf, der lange recht bedrückt gewirkt hatte, mit fast schon strahlendem Lächeln zu Wosnitza und gratuliert ihm. Lauter Applaus im rappelvollen kleinen Sitzungssaal des Rathauses brandet auf – und erneut, als das Endergebnis auf der Leinwand erscheint. Gauf überreicht Wosnitza Blumen, Verbandsgemeinde-Bürgermeister Jürgen Gundacker (SPD) – der später Gauf lange tröstend in den Arm nimmt – eine Flasche Rotwein.

Unter Wosnitzas Gratulanten sind zwei prominente SPD-Landespolitiker: Wissenschaftsminister Konrad Wolf und Landtagsfraktionschef Alexander Schweitzer. Auch angesichts „der obwaltenden Umstände auf Bundesebene bei der SPD“ sei Wosnitzas klarer Wahlsieg „hervorragend“, freut sich Schweitzer. Wosnitza werde „ein starker Oberbürgermeister sein, weit über die Parteigrenzen hinweg für alle Bürger“. Wosnitza sei „persönlich sehr überzeugend und hat klare Vorstellungen artikuliert“, erklärt Wolf den überzeugenden Wahlsieg. Ministerpräsidentin Malu Dreyer ruft Wosnitza an, um ihm zu gratulieren.

Wosnitza selbst sagt zur Ursache seines Erfolgs: „Es lag daran, das sage ich in aller Deutlichkeit, dass wir in eine Richtung gearbeitet haben als Wahlkampf-Team. Wir hatten eine klare Linie, mich als Kandidaten zu verkaufen – und nicht gegen andere anzutreten.“

Was will der 53-Jährige als OB als Erstes anpacken? „Christian und ich hatten im Wahlkampf einige inhaltliche Überschneidungen, vor allem bei Wirtschaftsförderung und Innenstadt. Das will ich gemeinsam als Erstes angehen und gucken, was seine und meine Konzepte sind.“ Gauf bleibt als Bürgermeister in seinem Amt. Die Dezernatsverteilung will Wosnitza erst mit Gauf und dem dritten Stadtvorstandsmitglied Henno Pirmann (SPD) besprechen.

Am 26. Mai 2019 wird der Stadtrat neu gewählt. „Mein großer Wunsch ist, im Sinne der Stadt eine konstruktive Zusammenarbeit hinzubekommen, sonst wären wir, wenn im November/Dezember langsam der Wahlkampf losgeht, schlimmstenfalls bis zum Sommer blockiert. Ich glaube aber, da sind sich alle Fraktionen einig, dass wir das nicht wollen.“ Als Oberbürgermeister wolle er die Stadt gemeinsam mit allen Fraktionen voranbringen. Weil er als OB „keine Parteipolitik betreiben“, sondern „das Wohl der Stadt im Auge“ haben wolle, werde er auch nicht den Zweibrücker SPD-Parteivorsitz (wie sein verstorbener Vorgänger als OB und Parteichef, Kurt Pirmann) übernehmen – zumal dies der Partei erleichtere, „sich freizuschwimmen und sich zu profilieren“.

Bevor er offiziell als OB ernannt wird, muss sich Wosnitza noch als Erziehungswissenschafts-Professor in Aachen beurlauben lassen, Gespräche hierzu führt er diese Woche. Hauptamtsleiter Jörg Eschmann schätzt, dass es Anfang Dezember eine Stadtrats-Sondersitzung zur Amtseinführung gibt.

Woran hat die Wahlniederlage des CDU-Kandidaten gelegen? „An den Wählern“, antwortet Gauf mit Respekt. „Ich bin ein Sportsmann, man muss auch mit Niederlagen leben.“ Er habe sich ein knapperes Ergebnis erhofft, aber die Niederlage sei deutlich, zumal er in keinem einzigen Stadtteil vorne liege. Am „engagierten und in den letzten drei Wochen sehr intensiven Wahlkampf“ könne das nicht gelegen haben. Gauf stimmt auch Grünen-Faktionschef Norbert Pohlmann zu, der vermutet, dass viele Wähler ein Team Wosnitza/Gauf an der Stadtspitze wollten, dieses aber nur durch die Wahl Wosnitzas bekommen konnten, weil der Professor wohl kaum als Bürgermeister zur Verfügung gestanden hätte.

Bei der Zusammenarbeit mit Wosnitza „wird es überhaupt keine Probleme geben, als Typ und als Sportler bin ich Teamplayer“, ist Gauf zuversichtlich. Und auch der scharfzüngige CDU-Ratsfraktionschef Christoph Gensch streckt die Hand zur Zusammenarbeit aus: „Wir werden als CDU-Fraktion mit Oberbürgermeister Marold Wosnitza sehr konstruktiv zusammenarbeiten zum Wohle der Stadt.“ Wosnitza habe „als Person einen sehr fairen Wahlkampf gemacht und ist mir auch sehr sympathisch, auf der persönlichen Ebene gibt es eine Grundlage für eine gute Zusammenarbeit.“ (In der Großen Koalition hatte es in den vergangenen Jahren immer wieder stark geknirscht.) Wie sich die Stadt unter Wosnitza entwickele, könne er nicht prognostizieren, sagt Gensch: „Politisch ist er für mich noch ein unbeschriebenes Blatt.“

SPD-Ratsfraktionschef Stéphane Moulin freut sich, dass es in den letzten drei Wochen gelungen sei, auch viele Leute zu mobilisieren, die Wosnitza im ersten Wahlgang nicht gewählt hatten. Zu dem überzeugenden Kandidaten sei gekommen, dass die SPD ihrer Wahlkampf-Strategie treu geblieben sei – und nicht wie die CDU erst infolge des für sie überraschend enttäuschenden Ergebnisses des ersten Wahlgangs intensiven Haustür-Wahlkampf betrieben habe.

 Christian Gaufs Enttäuschung ist einem freundlichen Lächeln gewichen, als er (als Erster) dem Wahlsieger Marold Wosnitza gratuliert.

Christian Gaufs Enttäuschung ist einem freundlichen Lächeln gewichen, als er (als Erster) dem Wahlsieger Marold Wosnitza gratuliert.

Foto: Volker Baumann

Trotz einiger Zuspitzungen im OB- und möglicherweise auch im kommenden Rats-Wahlkampf sieht Moulin das Verhältnis von SPD und CDU nicht belastet, zumal sich an den parteipolitischen Verhältnissen im Stadtvorstand („zwei von der SPD und einer von der CDU“) ja durch die Wahl Wosnitzas nichts ändere. Die SPD-Fraktion und Wosnitza wollten „aber nicht nur Mehrheiten mit der Großen Koalition suchen, sondern auch darüber hinaus Mehrheiten organisieren“, will Moulin auch mit den kleineren Fraktionen kooperieren.

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