Mahnung zur Turbo-Reaktivierung

Zweibrücken · Bei S-Bahn Homburg-Zweibrücken nehmen Saar-Grüne und -Linke Saarbrücken in die Pflicht, Gensch und Ganster Mainz.

Die Steilvorlage aus Mainz muss Saarbrücken zügig verwandeln: Nach dem Grundsatzbeschluss des rheinland-pfälzischen Kabinetts zur Reaktivierung der Bahnstrecke Homburg-Zweibrücken ab 2021 (wir berichteten) fordern die saarländische Grünen-Landtagsfraktion und die Saar-Linken die eigene Regierung zum raschen Handeln auf.

"Wir erwarten von Wirtschaftsministerin Rehlinger, angesichts des gestrigen Beschlusses endlich ihre Hinhaltetaktik bei diesem Thema aufzugeben. Die Landesregierung muss zeitnah das Gespräch mit Rheinland-Pfalz suchen, sich auf eine Kostenbeteiligung einigen und einen entsprechenden Kabinettsbeschluss fassen", teilte der verkehrspolitische Grünen-Sprecher, Michael Neyses, gestern mit. Er begrüße die Reaktivierung "ausdrücklich": "Im Gegensatz zur saarländischen Landesregierung scheint man auf rheinland-pfälzischer Seite das Potenzial der Strecke längst erkannt zu haben." Neyses betont, wie sehr Rheinland-Pfalz dem Saarland entgegenkomme, indem es bereit sei, über 20 Jahre 50 Prozent der Betriebskosten zu übernehmen und nochmal die Hälfte der Baukosten des Saarlandes. Und dies obwohl 7,5 der elf Streckenkilometer im Saarland liegen.

Barbara Spaniol, stellvertretende Landesvorsitzende der Saar-Linken, teilte mit: "Jetzt ist das Saarland endgültig am Zug. Es ist genug Zeit verschwendet worden, und es gibt keine rationalen Gründe mehr, bei dieser Reaktivierung weiter auf der Bremse zu stehen", so Spaniol. Von Kosten-Nutzen-Analyse über Regionalisierungsmittel bis hin zur Entwurfsplanung und jetzigen Lösung in Sachen Betriebskosten seien die Hürden ausgeräumt. Michael Neyses von den Grünen betont, dass seit März 2015 ein Gutachten vorliegt, dass der S-Bahn-Linie mit einem Kosten-Nutzen-Quotienten von 1,24 eine hohe Wirtschaftlichkeit bescheinigt. Ab einem Wert von 1,0 gilt eine solche als gegeben. Das Saarland möchte nun eine weitere Kosten-Nutzen-Rechnung erstellen. Auch diese müsse erst einen entsprechend hohen Wert erreichen (wir berichteten).

Die Grünen versprechen sich von der Reaktivierung etwa, dass Berufspendler auf den ÖPNV umsteigen und damit der umweltfreundliche Verkehr gestärkt werde. Neyses: "Zudem könnte die Reaktivierung der S-Bahnlinie dazu beitragen, den Verkehr entlang der B423 zwischen Homburg und Einöd zu reduzieren." Barbara Spaniol meint: "Ob Uni-Standort Homburg oder Biosphärenregion: Die S-Bahn ist ein wichtiger Pfeiler für Wirtschaft, Industrie, Kultur und das öffentliche Leben in der Region Saar-Westpfalz."

Auch die Mainzer CDU-Landtagsabgeordneten Christoph Gensch und Susanne Ganster begrüßen den Beschluss und sehen darin auch eine Reaktion auf ihr beharrliches Drängen auf den S-Bahn-Lückenschluss. Damit die Bahn wirklich bald kommt, appellieren beide an Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP), "zügig die Entwurfs- und Genehmigungsplanung voranzubringen, damit schnellstmöglich Baurecht erreicht wird und das Projekt umgesetzt werden kann".

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