Mätressen in neuem Licht

Zweibrücken · Kunsthistorikerin Schwan begeisterte in der Bipontina fünfzig Zuhörer mit ihrem Vortrag über Mätressen im Südwesten. Auch am Zweibrücker Hof hatten Mätressen die Zügel fest in der Hand.

"Schönheit war bei Weitem nicht alles, sondern Mätressen mussten auch gebildet sein" - In ihrem sehr informativen Vortrag gestern Abend in der Bipontina berichtigte Jutta Schwan das landläufige Bild von der hübschen, aber unwissenden Kurtisane, die vielen Herrschern im 18. Jahrhundert zur Seite stand. Eine Mätresse oder Kurtisane sei nicht gleichzusetzen mit einer Prostituierten, die man für ihre Liebesdienste bezahlt, sondern war in ihrer Beraterposition eine der einflussreichsten Persönlichkeiten an vielen Höfen. Im Südwesten machten sich Mätressen wie Marie-Anne Camasse und Caroline von Esebeck am Zweibrücker Hof sowie Katharina Kest am Hof zu Nassau-Saarbrücken einen Namen. Für die Ehefrauen war das natütrlich nicht immer einfach, aber, so erklärt Schwan: "In manchen Fällen mögen Ehefrauen aber sogar froh über Mätressen gewesen sein". Adlige Ehen im 19. Jahrhundert waren eigentlich immer arrangiert und politisches und wirtschaftliches Mittel zum Zweck und keine Liebesheirat. Da die Mätressen meist Bürgerliche waren, wäre eine Heirat mit einem Adligen grundsätzlich nicht möglich gewesen. Einen Ausweg gab es allerdings: die sogenannte morganatische Ehe oder ‚Ehe zur linken Hand'. Dadurch wurde die Mätresse offiziell in ihrer Position anerkannt, hatte rechtlich aber nicht den gleichen Status wie die Ehefrau. Gemeinsamen Kindern zum Beispiel blieb jegliches Erbrecht verwehrt. Natürlich machte die morganatische Ehe die Mätressen aber auch leicht auswechselbar. Die Frauen standen unter ständigem Druck, die Gunst des Herrschers zu bewahren und viele starben in armen Verhältnissen. Katharina Kest, später Gräfin von Ottweiler, war jedoch erfolgreich. Sieben Jahre nach dem Tod seiner ‚Ehefrau zu rechten Hand' machte Fürst Ludwig sie tatsächlich zu seiner rechtmäßigen Gattin. Marie-Anne Camasse verewigte sich am Zweibrücker Hofe durch die Errichtung eines neuen Theaters.

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