Lyrisches aus dem Leben

Mörsbach · Ausdrucksvoll unterhielt die preisgekrönte Mundartdichterin Renate Demuth die Frauen beim vergangenen Frauenfrühstück in der Dreifaltigkeitskirche Mörsbach mit Gedichten aus dem Leben.

 Renate Demuth las beim Frauenfrühstück in Mörsbach mal nachdenkliche, mal lustige Gedichte in Pfälzer Mundart. Foto: Cordula von Waldow

Renate Demuth las beim Frauenfrühstück in Mörsbach mal nachdenkliche, mal lustige Gedichte in Pfälzer Mundart. Foto: Cordula von Waldow

Foto: Cordula von Waldow

"Unsere Stimmung war grandios", las Renate Demuth vor. Wie gebannt hingen rund 30 Frauen und Pfarrer Milan Unbehend an den Lippen der Mundartdichterin. Sie und ihr Ehemann Klaus als Musiker sind gern gesehene Gäste beim Frauenfrühstück in der Dreifaltigkeitskirche in Mörsbach .

Wer Freude an ausdrucksvoller Sprache auf Pfälzisch wie auf Hochdeutsch hat, über einen feinen Humor verfügt und sich gerne auch einmal an der Nase herum führen lässt, kann das bestens nachvollziehen. Eine gute Stunde lang unterhielt die mehrmalige Preisträgerin, die nach diversen Schreibseminaren die Gruppe "Mitternachtsschreiber" mitbegründet hat, ihr Publikum mit ganz abwechslungsreichen Geschichten und Gedichten.

Mal rein fiktiv, mal autobiografisch nahm Renate Demuth ihre gespannten Zuhörer mit auf Reisen in die Kindheit - etwa zum spontanen Lyoner-Fest bei Onkel Kurt und Tante Erika. Sie ließ sie an philosophischen Betrachtungen zu Raupe und Schmetterling teilhaben oder überraschte mit manch unvorhersehbarer Wendung. Wie in ihrem letzten Gedicht, das sie Reiner Maria Rilke gewidmet hat. Sie erklärt dem melancholischen Dichter, weshalb ihr Herbst deutlich freudvoller ist, als in seinem Gedicht "Herbsttag" beschrieben. In höchsten Tönen preist sie die wärmende Umarmung durch ihn, den kuscheligen Bären - ein Schelm, wer Böses denkt. Der Schluss: "Un dann han ich de Wintermantel kaaf."

Ähnlich führt Renate Demuth ihr Publikum in ihrer kürzlich als Sonderpreis prämierten Mundartdichtung "Näwenausgehn uff Pälzisch" herum. Der gute Ehemann kann sich zwischen drei höchst detailliert in vielfältigen Adjektiven beschriebenen "Weiblichkeiten" nicht entscheiden. Eigentlich ist es ein Liebesgedicht, das wortschöpferisch die fröhliche Zweisamkeit eines Paares beim Wein beschreibt.

In ihrem Sieger-Gedicht, das den Hauptpreis erhielt, befasst sich die Mundartdichterin auf höchst sensible Weise mit dem Thema Demenz und schildert in "Verlor" die Wahrnehmungen aus Sicht der Betroffenen. In "S rote Kleed" geht es um die persönliche Erinnerung an das "selbst entworfene" Kleidungsstück in ihrem Schrank, das "längst nicht mehr passt", aber in dem sie "ihren Schatz" kennen lernte.

Nachdenklich stimmte ihre erste Geschichte auf Hochdeutsch. "Rein fiktiv" ging es im "Schokoladensommer" um Entscheidungen und Unterlassungen in jungen Jahren, die ein Leben lang mit schlechtem Gewissen belasten, weil durch das eigene Nicht-Handeln Unschuldige zu Schaden kamen.

"Super gut - ich komme immer wieder gerne her", lobte Heide-Ruth Händler. Die 71-jährige Winterbacherin fand Geschichten zum Nachdenken und Schmunzeln, erkannte sich in Kindheitserinnerungen und genoss die Darbietung mit Demuths Betonungen und Gestik. Sie fand: "Jedes Stück, das sie vorgetragen hat, war etwas Besonderes."

Etwa sechsmal im Jahr lädt die protestantische Frauengemeinschaft in Mörsbach zum Frauenfrühstück ein. Außerdem organisiert sie einen Ausflug. Das Frühstücksbüffett bog sich unter den Köstlichkeiten von Lachs bis Kuchen, von denen viele hausgemacht waren, wie etwa der mit Käse überbackene Lauch-Champignon-Strudel. Auch die U-Tafel im Nebenraum der Kirche war höchst liebevoll und dekorativ herbstlich geschmückt. Eine sehr ansprechende Atmosphäre, in die auch Renate Demuth und ihr Mann im nächsten Jahr gerne wiederkommen. Als "Dankeschön" nahmen sie gerne den Korb mit selbst geernteten Quitten für Quittenbrot an.

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