Spenden-Aufruf soll auch protestantischen Zweibrücker Kitas Luftfiltergeräte ermöglichen „Zweiklassengesellschaft verhindern“

Zweibrücken · Mobile Luftfiltergeräte in Zweibrücker Kindergärten nur dort, wo die Betreiber sich das leisten können oder wollen? Die Eltern Diana und Patrick Lang finden das inakzeptabel. Und starten für evangelische Kitas deshalb eine Spendenaktion.

 Luftreinigungsgeräte bieten (neben Stoßlüften) zusätzlichen Schutz nicht nur vor Covid-19, sondern auch vor Erkältungen (die in Corona-Zeiten den Kita-Besuch gefährden), argumentieren die Langs.

Luftreinigungsgeräte bieten (neben Stoßlüften) zusätzlichen Schutz nicht nur vor Covid-19, sondern auch vor Erkältungen (die in Corona-Zeiten den Kita-Besuch gefährden), argumentieren die Langs.

Foto: picture alliance / dpa/Nicolas Armer

Die Stadt Zweibrücken rüstet ihre zehn Kindertagesstätten sowie fünf Spiel- und Lernstuben mit mobilen Luftreinigungsgeräten aus (sowie die ersten bis sechsten Schulklassen). Die katholische Kirche folgt in ihrer einzigen Zweibrücker Kita diesem Beispiel. Doch die protestantische Kirche entschied sich anders: Aus Geldnot, und weil Lüften zum Coronaschutz ebenso effektiv sei, kauft sie für ihre zwölf Zweibrücker Kitas keine Luftfiltergeräte (wir berichteten).

Dass die Kinder in den protestantischen Kindern leer ausgehen, will Patrick Lang nicht hinnehmen. „Als wir das im Stadtrat am 8.9. entschieden haben, war mir auch in meiner Funktion als Presbyter der Kirchengemeinde Ernstweiler-Bubenhausen bzw. als Mitglied des Bezirkskirchenrates, und nicht zuletzt als Vater einer 4,5-jährigen Tochter, welche den evangelischen Kindergarten Papperlapapp in Ernstweiler besucht, klar, dass es innerhalb von Zweibrücker Kindergärten eine ‚Zweiklassengesellschaft’ nicht geben darf und wir dies mit allen Mitteln verhindern müssen!“, schreibt Lang, der kürzlich von der FWG in die Grünen-Fraktion gewechselt ist. Lang suchte zunächst das Gespräch mit Dekan Peter Butz und Bürgermeister Christian Gauf (CDU). Beide erklärten, Kirche und Stadt hätten kein Geld, die protestantischen Kitas auszurüsten.

Doch Kinder beim Gesundheitsschutz je nach besuchter Kita unterschiedlich zu behandeln, finden Patrick und seine Ehefrau Diana Lang – die Vorsitzende des Papperlapapp-Elternausschusses ist – „völlig inakzeptabel“, wie sie in einem Elternbrief schreiben: „Es geht hier aber nicht darum Schuldige auszumachen, sondern darum, schnell Lösungen für unsere Kinder und unsere Einrichtung zu finden! Es sollte nicht sein, dass wir uns selbst kümmern müssen, aber es ist jetzt bedauerlicherweise so und daran ändert sich auch leider nichts. Deshalb steht für uns fest, dass wir selbst etwas für unsere Kinder tun müssen! In Gesprächen mit der Kita-Leitung kamen wir schnell auf die Idee, mittels Sponsoren und Spenden selbst mobile Luftfilteranlagen für unsere Kita Papperlapapp zu organisieren.“

Neben Spenden von Erziehungsberechtigten und Großeltern („wirklich jeder Cent zählt“) hoffen die Langs auch auf Firmen als Sponsoren. Der Kita-Förderverein unterstütze das Vorhaben, sodass Spendenbescheinigungen ausgestellt werden könnten. Der Vereinsvorsitzende Dirk Matheis habe „auch direkt die Drähte glühen lassen und schon die ersten Sponsoren gefunden“.

Weil die Stadt 200 Geräte bestellt habe, müsse sie pro Stück nur 594 Euro statt regulär rund 1600 Euro zahlen, erinnert Lang. Und die Stadt hat mit dem Lieferanten verhandelt, dass kirchliche Kitas die Geräte zum gleichen günstigen Preis bekämen. Bei vier Geräten für vier Gruppenräumen brauche die Kita Papperlapapp also rund 2400 Euro – gerne etwas mehr, um auch die Filterwechsel zu finanzieren.

Doch Diana und Patrick Lang denken nicht nur an ihre eigene Kita. Patrick Lang erklärt: „Natürlich werden wir die anderen evangelischen Zweibrücker Kitas in diesen Prozess mit einbinden, damit so alle die Chance bekommen, ihre (insgesamt 36) Gruppenräume mit mobilen Luftfilteranlagen ausstatten zu können.“ Die Grundidee sei, „dass jede Kita um ihren Standort drumherum schaut, welche Unternehmen und Firmen es als potentielle Unterstützer gibt, und zu diesen Kontakt aufnimmt“.

In dem Elternbrief an die Papperlappapp-Erziehungsberechtigten gehen Diana und Patrick Lang auf das – auch vom Stadtvorstand vertretene – Argument ein, dass Stoßlüften zum Schutz vor Covid-19 ebenso effektiv sei wie mobile Luftfiltergeräte. Die Langs schreiben: „Diese Geräte ersetzen nicht das Stoßlüften, aber sie befreien die Luft zu über 99 Prozent von Viren, Bakterien und Allergenen, schützen also auch bei Erkältungs- und anderen Krankheiten, unabhängig von Covid-19. Der Einsatz dieser Geräte verspricht somit eine verbesserte und gereinigte Luft, gerade in Hinblick auf das ,verschärfte Schnupfenpapier’ ist das ein echter Pluspunkt.“ Dieses sieht vor, dass Kinder schon mit leichten Erkältungssymptomen zuhause bleiben müssen, bis ein Corona-Verdacht ausgeräumt ist.

Kontakt: Weitere Informationen und die Kontonummer des Kita-Fördervereins Papperlapapp erhält man bei Patrick Lang, Tel. (0160) 90 50 55 67,  E-Mail patricklang.zw@gmail.com.

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