Lob, aber auch Angst vor VerschlimmbesserungStadt plant neue Parkplätze - und verhängt dort absolutes Halteverbot

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Zweibrücken. Der erste Eindruck entscheidet, sagt eine Redensart. Demnach müssten Ortsfremde, die von der A 8 Zweibrücken-Mitte abfahren und als Erstes in der tristen Alte Ixheimer Straße ankommen, schnell die Flucht ergreifen. Doch bald soll dieser Fluchtinstinkt weichen. Der Bauausschuss hat empfohlen, den Stadteingang umzubauen und optisch aufzupeppen, das Votum des Stadtrats steht noch aus (wir berichteten): Mehr Bäume, neue Rosenbeete, mehr Parkplätze, ein Fahrradstreifen und eine einspurige Verkehrsführung sind geplant. Dazu soll an die bisherige Dreiecks-Kreuzung mit der Landauer Straße und Bleicherstraße ein Kreisel. Viele Anwohner und betroffene Gewerbetreibende wissen davon bisher nur aus der Zeitung.Tenor unisono, ergaben Merkur-Recherchen: Eine Vorab-Befragung tue not, was die Anliegen der Geschäfte und Anwohner sind, welche Aspekte ihnen wichtig erscheinen. Einige möchten mitbestimmen, wie das Maßnahmenbündel aussieht. "Die Anwohner haben einfach einen anderen Blickwinkel als Städteplaner und Architekten", sagt etwa Frank Werner, der Inhaber von "Headline". Er begrüßt im Namen der Geschäfte, wenn die Straße beruhigter ist und optisch aufgemotzt wird: "Schön ist es ja nicht gerade, da dürfte ruhig was dran gemacht werden. Von der Autobahn aus sieht der Eingang nicht eben einladend aus."

Ohne vorherige Umfrage "ist nachher alles vielleicht schlimmer als vorher", mahnt Ralf Lelle, Inhaber von EP-Electronic Partner und fügt an: "Blumenkübel nutzen nichts, wenn keiner mehr herkommt." Lelle stört sich daran, dass die Fahrbahn nur noch einspurig sein soll: "Da sehe ich Riesenprobleme auf uns und unsere Kunden zukommen. Bereits in der zweispurigen Variante ist es schwierig, vom Parkplatz neben unserem Laden rückwärts in die Straße zu stoßen." Autofahrer wichen eher über den Bordstein aus, als anzuhalten und zu warten. Vor dem Geschäft dauerparkende Autos erschwerten die Sicht zusätzlich. Dort müsse Freiraum vorgehalten werden. Unbedingt müsse man die Straße verkehrstechnisch verlangsamen, denn "derzeit rasen sie hier durch, das ist jenseits von Gut und Böse". Langzeitparken solle man verbieten.

Francesca Papa, Inhaberin des Ristorante Roma, begrüßt hingegen zusätzliche Parkmöglichkeiten für ihre Kunden. Mehrere Gäste hätten schon Knöllchen kassiert, wenn sie vor ihrem Restaurant geparkt hätten - und blieben dann künftig fern. Sie ist allerdings froh, dass sich überhaupt etwas tut: "Ich wohne hier seit 32 Jahre und hoffe seitdem, dass man an der Alten Ixheimer Straße etwas macht. Denn im Moment bin ich nicht zufrieden."

Bernd Schieler, Inhaber von Zweirad Schieler findet, dass alle Vorschläge des Bauamts "nur eine Bereicherung" sein können, "für die paar Geschäftsleute, die es in der Alten Ixheimer Straße noch gibt". Einige Bäumchen, etwas Grün fürs Auge, täte der Straße gut, so Schieler. Auch den Kreisel fände er besser als eine Ampel. Zweibrücken. In Sachen Parkplätze sieht Servet Baresik, Chef des Urfa-Kebap-Hauses, dieser Tage nur noch rot. Er ist entsetzt, weil die Stadt direkt vor seinem Laden an der Alten Ixheimer Straße (kurz hinter der Brücke links) vor einigen Wochen ein absolutes Halteverbot verhängt hat. Baresik: "Hier kriegt man fast jeden Tag ein Protokoll. 1500 bis 2000 Euro an Strafzetteln sind inzwischen wohl schon zusammengekommen. Die kleinen Geschäfte gehen hier alle zu. Ich finde das nicht schön."

Baresik sammelt Unterschriften, in zwei Wochen will er 1000 zusammenhaben, und sich damit an die Stadtverwaltung wenden. Auch Rechtsberatung wolle er einholen. "Wenn die Leute das Halteverbotsschild sehen, fahren sie weiter. Ich merke deutlich, wie die Zahl der Kunden deshalb zurückgeht", klagt er. Eine unsinnige Maßnahme gerade jetzt, da die Stadt plane, die Zahl der Parkplätze zu erhöhen und den Verkehr an dieser Stelle ohnehin nur noch einspurig zu führen.

Ordnungsamtsleiter Klaus Stefaniak erläutert auf Merkur-Nachfrage, dass es im Bereich um den Kebap-Laden "immer zu erheblichen Behinderungen durch Dauerparker" gekommen sei und ein erhöhtes Unfallrisiko bestand, insbesondere wenn man von der Bergstraße habe einbiegen wollen. Stefaniak: "Wir mussten schnell handeln, ehe ein gravierender Unfall geschieht." Strafzettel-Kontrollen führe das Ordnungsamt vordringlich in Gefahrenstellen durch, zu denen die Alte Ixheimer Straße zähle. ek

"Derzeit rasen sie hier durch, das ist jenseits von Gut und Böse"

Ralf Lelle, Einzelhändler

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