Letztes Zweibrücker Flüchtlingsheim schließt

Zweibrücken · Noch im Laufe dieses Jahres schließt die Asylunterkunft für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge im Zweibrücker Apparthotel. Davon sind 13 ASB-Mitarbeiter betroffen.

Von der Flüchtlingshochburg zur Nullnummer: In Zweibrücken , bis vor zwei Wochen noch einer der größten Standorte für Erstaufnahmeunterkünfte in Rheinland-Pfalz, gibt es bald gar kein Flüchtlingsheim mehr. Denn nachdem am 30. Juni die letzten Flüchtlinge aus dem neuen Containerdorf am Flughafen ausgezogen sind, hat die Landesregierung gestern auch die Schließung der Unterkunft im ehemaligen Apparthotel "noch in 2016" bekannt gegeben.

Das genaue Datum sei noch offen, sagte ADD-Sprecher Nikolai Zaplatynski auf Merkur-Nachfrage (die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion organisiert den Betrieb der Unterkünfte in Rheinland-Pfalz). Neben Zweibrücken werden noch sechs weitere derzeit belegte Einrichtungen vorzeitig geschlossen (Bericht: Seite 3) - die ADD wolle die genauen Zeitpläne erst nach Gesprächen mit den Betreuungsorganisationen der Unterkünfte festlegen. Dabei werde es auch um die jeweiligen Vertragslaufzeiten gehen. Das Apparthotel sei zwar "eine gute Unterkunft", aber angesichts der stark gesunkenen Flüchtlingszahlen müsse man Unterkünfte zusammenlegen, erläuterte Zaplatynski.

Der Arbeiter-Samariter-Bund , der das Apparthotel betreut, zeigte sich von der Entscheidung des Ministerrates auf Merkur-Anrage sehr überrascht. Denn noch am 9. Mai - das "Stufenkonzept" des Ministerrates zur deutlichen Verringerung der Unterkunfts-Kapazitäten im Land war da schon drei Wochen gültig - habe das Integrationsministerium dem ASB gesagt, das Apparthotel werde bis Ende Oktober 2017 genutzt, dem Vertragsende mit dem Hoteleigentümer. Der Zweibrücker ASB-Kreiverbandsvorsitzende Rolf Franzen: "Mit einer so kurzen Frist wie jetzt beschlossen war also nicht zu rechnen. Die Verlässlichkeit gerät da ein bisschen ins Wanken." Der ASB-Landesverband habe in einem Brief an Integrationsministerin Anne Spiegel (Grüne) seine Verärgerung deutlich gemacht.

Die ADD hatte den Zweibrücker ASB-Geschäftsführer Tassilo Wilhelm bereits am Dienstag über den Schließungsbeschluss informiert. Nächste Woche werde es ein Gespräch mit der ADD geben. Der Vertrag zwischen ASB und ADD laufe noch bis 31. Dezember 2016. "Wichtig für uns ist nun eine klare Aussage, wie es weitergeht", sagte Wilhelm. Die 13 ASB-Beschäftigten, die die Flüchtlinge im Apparthotel betreuen, müssten wissen, ab wann genau ihre Arbeit dort vorbei ist. Zumal "wir uns auch etwas darauf verlassen haben, dass das Ministerium gesagt hat, dass die Einrichtung bis Ende der Mietdauer mit dem Eigentümer im Oktober 2017 geöffnet bleibt". Er verstehe, dass das Land angesichts sinkender Flüchtlingszahlen Einrichtungen schließe, sagte Wilhelm: "Dass das keine Dauereinrichtung war, wusste jeder. Aber eine so kurzfristige Entscheidung ist für uns unverständlich."

Im Apparthotel waren seit vorigem November jeweils bis zu 370 Flüchtlinge untergebracht. Gestern waren es 114, die meisten davon aus Syrien, Afghanistan und Eritrea. Diese Unterkunft war nur für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge, das heißt vor allem alleinreisende Frauen, Frauen mit Kindern und Familien mit Babys.

Laut Integrationsminsterium sollen "nach der Schließung der Erstaufnahmeeinrichtungen Apparthotel Zweibrücken und Meisenheim besonders schutzbedürftige Personengruppen künftig in den großen Landeseinrichtungen untergebracht werden". Für sie seien dort "gesonderte Unterkunftsmöglichkeiten eingerichtet". ADD-Sprecher Zaplatynski weist zudem darauf hin, dass insbesondere Familien mit kleinen Kindern schnell in eigene Wohnungen vermittelt würden.

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