Leserbrief Das Leben sollte man genießen

Max Raabe in Zweibrücken

Freunde, das Leben ist lebenswert, erst recht, wenn ein Max Raabe mit seinem verschmitzten Humor und seiner unverwechselbaren Stimme in mir die Erinnerung an die Lieder der 30-er Jahre wachruft. Da könnte ich schon mal mein Herz in Heidelberg verlieren, oder „drunt‘ in der Lobau“ mit einem „schwarzen Zigeuner“ „ausgerechnet Bananen“ vertilgen. Fritz Löhner-Beda, Doktor der Rechte, Schriftsteller, Schlagertexter und Jude, wurde am 4. Dezember 1942 in Auschwitz von einem Bauarbeiter erschlagen, nachdem drei Direktoren der BASF sich über seine Arbeitsleistung beschwert hatten. Von ihm stammen die Texte zu diesen Liedern, die hierzulande noch gehört werden, wenn kein Mensch mehr wissen wird, ob Dieter Bohlen eventuell kein Fachmann für Holzfußböden war.

Wer sein Herz hier zum Pfand gegeben, dem ist das Lächeln angeboren. Fritz Löhner wurde das Opfer von Menschen, deren Lächeln zu einer hässlichen Fratze verkommen war. Wenn ich in den heutigen Bundestag blicke, sehe ich Menschen, deren Mundwinkel sich permanent zu einem hämischen Grinsen verbiegen, das an Menschenverachtung kaum zu überbieten ist. Dieser Spuk geht, wie es aussieht, so schnell nicht vorbei – erst recht nicht die Probleme, die uns die Welt im Allgemeinen, der Globus im Besonderen bereiten. Deshalb sollten wir Menschen schon vorher versuchen, das Leben zu genießen, denn ich wüsste nicht, was lebenswerter sein sollte als das Leben.

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