„Lesen Sie den Mannlich!“

Zweibrücken · „Wir wissen alle, wie schön es ist, Dinge zu bekommen, mit denen wir nicht rechnen konnten“, dankte OB Kurt Pirmann gestern dem Kunstsammlungs-Spender – um dann gleich selbst als Schenker zum nächsten Termin zu eilen: zu seiner Enkelin.

 Berthold Roland bei seinem Vortrag zur Sammlungsübergabe. Rechts vorne Harald Lehmann. Foto: sedi

Berthold Roland bei seinem Vortrag zur Sammlungsübergabe. Rechts vorne Harald Lehmann. Foto: sedi

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Mit einem festlichen Akt wurden gestern 18 Exponate der Ike und Berthold Roland-Stiftung an das Zweibrücker Mannlichhaus in der Herzogstraße übergeben. Die als "Zweibrücken-Sammlung" bezeichneten Leihgaben enthalten unter anderem Porzellan-Teller, ein Miniaturen-Ensemble oder die Partitur der französischen Fassung einer Gluck-Oper.

In seinem Grußwort zeigte sich Oberbürgermeister Kurt Pirmann erfreut darüber, dass das Verhältnis von Stifter Berthold Roland zur Stadt Zweibrücken wieder in Ordnung ist. "Ich bin froh, dass wir wieder zu dieser Zusammenarbeit zurückgekehrt sind", sagte der OB, wobei er offen ließ, welcher Art Irritationen es in der Vergangenheit gegeben hatte. Sein Dank galt dem Vorstand des Mannlich-Hauses, Professor Harald Lehmann, der die Vermittlungsarbeit geleistet habe.

Launig führte Pirmann dann aus, dass er nicht bis zum Ende bleiben könne, da er noch seiner Enkelin zum Geburtstag ein Pony schenken wolle - und stellte gleich die Analogie zur Sammlungsübergabe her: "Wir wissen alle, wie schön es ist, Dinge zu bekommen, mit denen wir nicht rechnen konnten."

Der angesprochene Harald Lehmann wies darauf hin, dass es wohl allerorten Ausstellungen zum Thema Johann Christian von Mannlich gebe - jedoch nicht in Anwesenheit eines Berthold Roland. In der Tat ist der 87-Jährige eine Art lebendes Museumsstück, liest sich doch seine Vita höchst spannend: Als früherer Direktor des Landesmuseums Mainz und der Villa Ludwigshöhe sowie als einstiger Kunstberater des Bundeskanzleramts besaß und besitzt Roland Kontakte bis in die höchsten Kreise. Die von ihm und seiner mittlerweile verstorbenen Frau Ike gegründete Stiftung hat zum Ziel, Künstler und kulturelle Institutionen in Rheinland-Pfalz zu fördern. Besonders am Herzen liegt dem Vorderpfälzer die Geschichte des Johann Christian von Mannlich. "Lesen Sie den Mannlich!", forderte Roland die etwa 40 Anwesenden während seines Vortrags immer wieder auf. Und: "Es ist unvorstellbar, was der alles gemacht hat." Nicht minder lobte der Kunstexperte das Wirken von Christian IV., Herzog von Pfalz-Zweibrücken. Der sei "sehr nett zu seinen Künstlern gewesen", so Roland. So konnte Mannlich nicht nur Rom bereisen, sondern vom großzügigen herzöglichen Stipendium auch noch Bilder ankaufen, darunter zwei Gemälde von Claude Lorrain , die heute in der Alten Pinakothek in München zu sehen sind. Viele solche historischen Anekdoten trug der Kunstkenner vor, sodass Harald Lehmann zum Ende rätselte, was nun schöner gewesen sei: Rolands Vortrag oder seine Bilder.

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