Lange Gesichter bei den Zweibrücker Narren
Zweibrücken. In der Rosenstadt und Umgebung geht das Interesse an Faschingsveranstaltungen offenbar zurück. Gleich mehrere Traditionsfaschingsveranstaltungen mussten dieses Jahr abgesagt oder konnten nur noch abgespeckt durchgeführt werden. Woran liegts? Sind die Narren feiermüde? Haben sich Büttenreden und Gardeauftritte überlebt? Vielleicht
Zweibrücken. In der Rosenstadt und Umgebung geht das Interesse an Faschingsveranstaltungen offenbar zurück. Gleich mehrere Traditionsfaschingsveranstaltungen mussten dieses Jahr abgesagt oder konnten nur noch abgespeckt durchgeführt werden. Woran liegts? Sind die Narren feiermüde? Haben sich Büttenreden und Gardeauftritte überlebt? Vielleicht. Aber auf Merkur-Nachfrage sind sich die meisten betroffenen Vereine einig: Es fehlt der jecke Nachwuchs.Beim Karneval-Vereins Zweibrücken (KVZ) etwa, der dieses Jahr seine Herrensitzung absagen musste (wir berichteten). Vorsitzender Peter Semar räumt ein, dass die Nachfrage nach der Herrensitzung bereits seit drei Jahren "hing". "Wir konnten das Risiko nicht eingehen. Nur etwa 100 Leute hatten wir zusammen, aber erst ab etwa 150 macht es Sinn. Früher waren 300 Besucher normal." Die Ursachen liegen auf der Hand. Semar: "Der Altersschnitt bei unseren Herren liegt bei 50 bis 55 Jahren. Viele Junge sind nicht dabei, bei ihnen ist die Motivation nicht so groß." Durch Mundpropaganda vor allem in Sportvereinen wolle man sich verstärkt um Nachwuchs bemühen, kommendes Jahr könne vielleicht ein Herrenfrühstück statt einer Herrensitzung organisiert werden. Insgesamt sieht Semar das Generationenproblem als Hauptursache für die abnehmende Lust am närrischen Treiben.
Dazu brächten die Leute generell weniger Interesse für Fasching auf, bemängelt Werner Schrepfer, Ehrenvorsitzender des SV Ixheim. Der Verein musste dieses Jahr seine bekannte schwarz-gelbe Nacht absagen. Schrepfer plädiert für Änderungen im großen Stil: "Wir müssen umdenken! Die Leute wollen keine Büttenreden, da hört keiner zu, ständig gibt's Störungen im Saal." Vielleicht sei Fastnacht mit Schau und Tänzen eine Alternative. Weil sehr viel Organisation und Aufwand hinter den Faschingsveranstaltungen stecke, sei es besonders ärgerlich, wenn weder finanziell etwas übrig bliebe, noch das Engagement der Ehrenamtlichen gewürdigt werde. Wenn eben dieses Engagement zurückgeht, kann es zu dem kommen, was dieses Jahr in Dellfeld passierte: Die Prunksitzung fiel ganz aus. Ortsbürgermeisterin Doris Schindler. "Wenn von den Vereinen keiner mehr da ist, der mitmacht, brauchen wir die Veranstaltung auch nicht mehr", klagt sie. Früher sei es gang und gäbe gewesen, dass die Vereine des Orts die Sitzung bestritten hätten. Doch inzwischen mangele es auch dort am interessierten und motivierten Nachwuchs. Und die Gemeinde Dellfeld hätte zu wenig Zeit gehabt, um alleine etwas auf die Beine zu stellen.
Auch in Hornbach, hier wurde die Prunksitzung zu einer Narrenshow eingedampft, und Althornbach machte sich die nachlassende Lust am Närrischen bemerkbar. Anstatt zweier Prunksitzungen gibt es dieses Jahr nur noch eine am kommenden Sonntag. "Ich weiß nicht, ob wir zu spät geworben haben oder die Leute noch nicht in Fastnachtslaune waren", sucht die Althornbacher Ortsbürgermeisterin Ute Klein nach Erklärungen. Immerhin: Nachwuchsprobleme sieht sie nicht. "Neben dem Kulturförderverein und dem TV Althornbach sind die Straußbuwe und -mäde inzwischen dabei. Sie haben ihren Arbeitseinsatz voll erbracht und sind sehr engagiert."