Zweibrücker Traditionseinrichtung Landgestüts-Pacht steigt aufs Fünfzehnfache

Zweibrücken · Nach europaweiter Ausschreibung: Stiftungsrat erteilt dem einzigen Bewerber, dem bisherigen Betreiber, den Zuschlag.

 Wegen des Landgestüts hat sich Zweibücken auch als „Pferdestadt“ einen Namen gemacht.

Wegen des Landgestüts hat sich Zweibücken auch als „Pferdestadt“ einen Namen gemacht.

Foto: dpa/Landgestüt

Nach monatelangem Bangen um die Zukunft des traditionsreichen Landgestüts Zweibrücken gibt es endlich wieder einmal eine gute Nachricht: Mindestens für die nächsten fünf Jahre gibt es einen Betreiber. „Der Stiftungsrat hat dem Ergebnis der Ausschreibung zugestimmt“, teilte Stadtsprecher Heinz Braun gestern auf Merkur-Nachfrage mit. Mit der Zustimmung des Entscheidungsgremiums der Stiftung Landgestüt kann die Landgestüt Zweibrücken GmbH die Einrichtung auch ab 2018 weiter betreiben. Bei der europaweiten Ausschreibung hatte die bisherige Pächterin als Einzige ein Angebot abgegeben. „Wir wollen das Landgestüt weiter betreiben“, hatte der Geschäftsführer der GmbH, Alexander Kölsch, nach Ende der Ausschreibungsfrist gesagt (wir berichteten). Damals hatte Kölsch betont, dass es eine große Herausforderung sei, so zu wirtschaften, keinen Verlust einzufahren.

Gleich mehrere Faktoren trugen dazu bei, dass das Landgestüt vor einer derart ungewissen Zukunft stand, dass der Stiftungsrats-Vorsitzende, Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD), im März 2017 sogar das Schreckgespenst einer Insolvenz und Schließung des 262 Jahre alten Landgestüts an die Wand malte: Das Land zieht sich ab 2018 aus der bisherigen Gestüts-Förderung (65 000 Euro jährlich) zurück. Der Landesrechnungshof stellte schon 2014 die gesamte finanzielle Gestüts-Kon­struktion in Frage, bezweifelte insbesondere, ob die Pacht-Höhe von nur 1000 Euro jährlich marktgerecht sei, und verlangte eine europaweite Ausschreibung. 2005 untersagte die ADD (Kommunalaufsicht), dass die Stadt Zweibrücken ihren Anteil am Sparkassen-Gewinn (jährlich etwa 250 000 Euro) weiter fürs Landgestüt verwendet.

Obwohl es bei der Ausschreibung nur einen einzigen Bieter gab, hat sie sich gelohnt: Nach Merkur-Informationen steigt die Pacht auf das Fünfzehnfache, denn die Landgestüts-GmbH hat bei ihrer Bewerbung jährlich 15 000 Euro geboten. Die Pacht gilt für die gesamten Gestütsanlagen mit Gebäuden, Reithallen und Rennwiese. Der neue Pachtvertrag gilt ab Januar 2018 und läuft über fünf Jahre, mit Option auf Verlängerung um weitere fünf Jahre. Mit dem Zuschlag ist verbunden, dass die Betreibergesellschaft am bisherigen Landgestüts-Angebot mit Pferdezucht, Veranstaltungen sowie Kooperationen mit Schulen festhält. Auch die sechs Mitarbeiter behalten ihren Arbeitsplatz.

Mit Verpachtungen und in Zweibrücken dringend erhofften Zuschüssen vom Bezirksverband Pfalz (der Bezirkstag entscheidet darüber am 15. Dezember) sollen neue Einnahmequellen erschlossen werden (wir berichteten). Denn das ab 2018 erwartete Defizit von 65 000 Euro jährlich wird auch durch die 14 000 Euro höhere Pacht nicht aufgefangen. Zudem besteht im Landgestüt Investitionsbedarf.

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