Prozess am Landgericht Erste Zeugen passen Verteidigung so gar nicht ins Konzept

Zweibrücken/Pirmasens · Landgericht Zweibrücken setzt Verhandlung gegen 46-Jährigen fort, der versucht haben soll aus Spanien kiloweise Drogen nach Pirmasens zu transportieren.

Diese zwei Zeugenaussagen dürften den beiden Rechtsanwälten Otmar Schaffarczyk aus Trier und Rainer Fuchs aus Pirmasens so gar nicht in ihr Verteidiger-Konzept gepasst haben. Sollten die Aussagen der 42-jährigen Schwester und ihres 49-jährigen Ehemannes doch belegen, dass der angeklagte 46-Jährige schon vom Zeitablauf her gar nicht an der ihm vorgeworfenen versuchten Einfuhr von Drogen beteiligt gewesen sein konnte.

Der Deal soll nämlich am 17. Dezember 2018 im fernen Spanien nahe Barcelona seinen Anfang genommen haben. Seinerzeit, so soll es der 46-Jährige Zweibrücker in einer seiner ersten Vernehmungen angegeben haben, will er sich aber in Gummersbach aufgehalten haben – auf einer Geburtstagsfeier für den achtjährigen Sohn seiner Schwester und seines Schwagers.

„Er war nicht anwesend“, verneinte die Schwester am Dienstag vor der Ersten Strafkammer des Landgerichts Zweibrücken eine entsprechende Frage. Auch der Schwager des Angeklagten bestätigte: „Nein, er war zu diesem Zeitpunkt leider nicht bei uns.“ Und fügte entschuldigend hinzu: „Tut mir leid, aber ich muss ja die Wahrheit sagen.“

Oberstaatsanwalt Thomas Lißmann legt dem Angeklagten zur Last, vom 17. bis 18. Dezember 2018 versucht zu haben, 26,3 Kilogramm Marihuana in die Bundesrepublik Deutschland einzuführen.

Demnach soll der Angeklagte die Drogen in Barcelona erworben und hinter einer eingebauten doppelten Wand eines Kleintransporters verborgen haben, um sie von Spanien über Frankreich nach Deutschland zu bringen und dort weiterzuverkaufen.

Doch der von einem 58-jährigen Südwestpfälzer gesteuerte Sprinter kam nur bis Frankreich. Bei Besançon geriet das Fahrzeug am 18. Dezember 2018 auf der Autobahn A 36 in eine Polizeikontrolle, bei der die Drogen entdeckt wurden. Der Angeklagte soll zu diesem Zeitpunkt nicht mehr an Bord gewesen, sondern noch in Spanien in ein anderes Fahrzeug umgestiegen sein.

Der mutmaßliche 58-jährige Mittäter, der am 24. Dezember 2018 in Frankreich zu einer Haftstrafe verurteilt wurde und diese inzwischen verbüßt hat, hatte die Ermittler auf die Spur des nun Angeklagten gebracht. Er soll den 46-Jährigen, der seit 2004 mit seinen Eltern, seiner Frau und seinen drei Kindern in Pirmasens lebte, als Adressaten der Marihuana-Lieferung und als Eigentümer des Lieferwagens mit Pirmasenser Kennzeichen angegeben haben, wie ein Ermittler der Kriminalinspektion Pirmasens am Dienstag im Zeugenstand aussagte.

„Er (der mutmaßliche Mittäter) sollte den Sprinter laut seiner Aussage bei den französischen Kollegen in der Nähe des Pirmasenser Wohnorts des Angeklagten abstellen. Er selbst wollte aber von den Drogen nichts gewusst haben.“ Der 49-jährige Kriminalhauptkommissar vermutete, dass der 46-Jährige aus unbekannten Gründen von Spanien aus zunächst nach Kroatien weitergereist sei.

Der 46-Jährige, der die serbische und die kroatische Staatsbürgerschaft hat, ist nach eigenem Bekunden als politisch verfolgter Asylbewerber anerkannt worden, wohnt seit Mai 2019 in Zweibrücken. Seine Eltern leben noch in Pirmasens.

Wie der Pirmasenser Kriminalbeamte weiter berichtete, habe der für den Drogentransport benutzte weiße Lieferwagen 140 Kilometer hinter der französisch-spanischen Grenze auf einem abgelegenen Grundstück gestanden und war mit Möbeln beladen gewesen: „Der Schlüssel lag auf dem Vorderrad.“ Im Zuge der Ermittlungen habe sich aufgrund von Zeitungsberichten über den Fall jener Tischler bei der Polizei gemeldet, der die Zwischenwand in den Transporter eingebaut haben wollte – im Auftrag des 46-Jährigen.

Auch die Assekuranz bei der der nun Angeklagte die Fahrzeugversicherung für den Transporter abgeschlossen haben soll, habe ermittelt werden können, sagte der Kriminalbeamte weiter. Der Angeklagte habe sich dabei damals als Pirmasenser Gebrauchtwagen-Händler ausgegeben.

Der 58-jährige mutmaßliche Mittäter, der in Frankreich jüngst wieder auf freien Fuß kam und inzwischen wohl wieder in Deutschland ist, soll an einem der nächsten Verhandlungstermine gehört werden. Ob er den 46-jährigen Angeklagten entlasten kann?

Die Verhandlung wird am 20. März um neun Uhr fortgesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort