Prozesse am Landgericht Zweibrücken gegen elf Dealer Drogenbande rund um die Uhr abgehört und gefilmt

Zweibrücken · Polizist berichtet am Landgericht Zweibrücken, wie die elf Männer überführt wurden, die in großem Stil mit Rauschgift gehandelt hätten.

 Ein Ermittler erklärte vor dem Landgericht die Überwachungs-Aktivitäten (Symbolbild) gegen die mutmaßliche Dealerbande.

Ein Ermittler erklärte vor dem Landgericht die Überwachungs-Aktivitäten (Symbolbild) gegen die mutmaßliche Dealerbande.

Foto: dpa/Arne Dedert

Was für ein Ermittlungsaufwand! Die mutmaßlichen Mitglieder einer in der Südwest- und Saarpfalz agierenden Drogendealerbande sind offenbar über mehrere Monate hinweg rund um die Uhr abgehört und beim Liefern oder Abholen von Rauschgiften mit extra dafür installierten Kameras gefilmt worden. Das hat in dieser Woche ein Beamter der Kriminaldirektion Kaiserslautern vor der Ersten Großen Strafkammer des Landgerichts Zweibrücken berichtet. Dort wurden die inzwischen vier parallel laufenden Hauptverhandlungen gegen insgesamt elf Angeklagte fortgesetzt.

Bei seinen Schilderungen geizte der 32-jährige Kriminaloberkommissar nicht mit Details. So habe man während der Telefonüberwachung mitgeschnitten, wie sich die mutmaßlichen Drogenbandenmitglieder beispielsweise an einem Schnellimbiss in Einsiedlerhof, an der St.-Marien-Kirche oder an einem Restaurant in der Eisenbahnstraße in Kaiserslautern verabredeten – „vermutlich zur (Drogen-)Geldübergabe“, wie der Beamte aus den vorher geführten Gesprächen ableitete. Mal sei es um den Erlös aus dem Verkauf von 500 Gramm, mal von mehreren Kilogramm Marihuana gegangen. Manchmal wurde an den einzelnen Treffpunkten auch Rauschgift übergeben. Zudem hätten die Überwachungskameras vor einer „Bunkerwohnung“, von der aus offenbar dort zwischengelagerte Drogen verteilt wurden, mehrere Männer aufgenommen, die große Ähnlichkeit mit den Angeklagten aufwiesen. Mal sei einer der Verdächtigen mit einem leeren Rucksack gekommen und mit einem vollen wieder weggefahren – mal auf einem Fahrrad, mal auf einem Elektro-Roller.

Offenbar waren die Bandenmitglieder nachtaktiv, denn viele dieser Geschäfte spielten sich nach den Erkenntnissen des Ermittlers in den Abendstunden ab. Minutiös schilderte er die Zeitpunkte der Lieferung oder Abholung von Drogen. Die Personen auf den Videos hätten recht sicher identifiziert werden können – beispielsweise anhand extravaganter Schuhe, die einem der Angeklagten zweifelsfrei zugeordnet werden konnten, sagte der Kriminaloberkommissar.

Staatsanwältin Ephan und Staatsanwalt Horras hatten den bislang überwiegend in Kaiserslautern und Umgebung lebenden elf 23- bis 35-jährigen Männern zu Beginn der seit April parallel laufenden Prozesse mit jeweils zwei, drei oder vier Angeklagten vorgeworfen, sich Mitte 2018 zusammengeschlossen und bis November 2020 gewerbsmäßig als Bande in über 100 Fällen mit Drogen im Wert von mehreren Millionen Euro gehandelt zu haben. Dabei sollen sie zunächst Rauschgifte wie Marihuana, Amphetamin, Kokain und Haschisch bei Lieferanten im Rhein-Main-Gebiet oder übers Internet erworben und in Zweibrücken, in der Südwest- und Saarpfalz gewinnbringend weiterverkauft haben. Diese Männer waren in den frühen Morgenstunden des 24. November 2020 bei einer Großrazzia der Staatsanwaltschaft Zweibrücken und der Kriminaldirektion Kaiserslautern in ihren Wohnungen im Bereich Kaiserslautern, im Rhein-Neckar-Raum und im Saarpfalz-Kreis festgenommen worden. Dabei kam den Ermittlern zugute, dass es französischen Sicherheitsbehörden im Jahr 2020 gelungen war, den vornehmlich von Kriminellen genutzten und vermeintlich abhörsicheren Kurznachrichtendienst Encrochat zu hacken und die Daten zu entschlüsseln (wir berichteten).

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