Millionen-Verfahren am Landgericht Zweibrücken Dritter Dealerbande-Prozess gestartet

Zweibrücken · Drei Männer sollen Drogen für fast zwei Millionen Euro verkauft haben.

 Die französischen Ermittler fanden bei den Angeklagten für Organisierte Kriminalität typische Krypto-Handys (verschlüsselte Smartphones). (Symbolbild)

Die französischen Ermittler fanden bei den Angeklagten für Organisierte Kriminalität typische Krypto-Handys (verschlüsselte Smartphones). (Symbolbild)

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Diesmal nahmen drei Männer und ihre sechs Verteidiger auf der der Anklagebank Platz. Am Dienstag hat der letzte von drei Prozessen begonnen, in denen sich das Landgericht Zweibrücken mit den Geschäften einer Drogendealer-Bande befasst. Der erste Prozess gegen vier Bandenmitglieder war am 19. April und der zweite Prozess gegen zwei Mitglieder am 27. April gestartet (wir berichteten).

Am Dienstag beschränkte sich die Erste Große Strafkammer darauf, die umfangreiche Anklageschrift zur Kenntnis zu nehmen. Darin legte Staatsanwältin Karin Ephan den 30-, 32- und 35-jährigen Angeklagten zur Last, sich Mitte 2018 mit sieben anderen Männern (gegen die in den beiden anderen Prozessen verhandelt wird) zusammengeschlossen und bis November 2020 gewerbsmäßig in über 100 Fällen jeweils im zweistelligen Kilogramm-Bereich mit Betäubungsmitteln gehandelt und im Wert von mehreren Millionen Euro umgeschlagen zu haben. Dabei sollen der 30-Jährige rund 945 000 Euro, der 32-Jährige 140 000 Euro und der 35-Jährige 915 000 Euro eingestrichen haben. Dem Jüngsten des Trios wirft die Staatsanwältin zudem einen Verstoß gegen das Waffengesetz vor: Er habe im vergangenen Jahr mehrere Handgranaten erworben.

Gemeinsam mit den anderen Bandenmitgliedern sollen sie zunächst Rauschgifte wie Marihuana, Amphetamin, Kokain und Haschisch in größeren Mengen bei Lieferanten im Rhein-Main-Gebiet oder übers Internet erworben, in einer „Bunkerwohnung“ in Kaiserslautern zwischengelagert und in Zweibrücken, Kaiserslautern sowie im Saarpfalz-Kreis gewinnbringend weiterverkauft haben.

Laut Anklage gingen die Männer äußerst konspirativ vor. Dies hätten französische und deutsche Kriminalbeamte durch ihre Ermittlungen bestätigt. Sie hatten spezielle Mobiltelefone („Krypto-Handys“) eines in Europa ansässigen Dienstleistungsanbieters gefunden, der Ende-zu-Ende verschlüsselte Kommunikationsnetzwerke anbot. Da diese Dienstleistungen stark von Mitgliedern der Organisierten Kriminalität genutzt wurden, hatte das Europäische Polizeiamt (Europol) zwischen März und Juni 2020 ein Ermittlungsverfahren gegen dieses Netzwerk eingeleitet. Französischen Ermittlern war es schließlich gelungen, in das Netzwerk einzudringen. In der Folge stellte der Dienstleister den Geschäftsbetrieb ein.

IT-Spezialisten der französischen Ermittlungsbehörden hatten die verschlüsselten Nachrichten auf den Krypto-Handys erfolgreich abhören können. Im Zuge dessen waren sie auch auf die Spur der jetzt angeklagten mutmaßlichen Mitglieder der Dealer-Bande gekommen.

Die Verhandlungen stehen offenbar im Zusammenhang mit Durchsuchungen von Wohnungen im Saarland und in Rheinland-Pfalz, bei denen im November 2020 und im Februar 2021 elf mutmaßliche Drogenhändler festgenommen wurden. Dabei waren mehrere Häuser in Kaiserslautern, im Saarpfalz-Kreis und im Landkreis Saarlouis in Augenschein genommen worden, wie die Polizei seinerzeit mitteilte. Damals hatten die Ermittler unter anderem 20 000 Euro Bargeld, hochwertige Uhren und elektronische Geräte sichergestellt.

Fortgesetzt wird der neue Prozess am Montag, 17. Mai, um neun Uhr.

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