Landfrauen-Kreisverband Südwestpfalz Wo Stricken und Fermentieren nicht von gestern sind

Zweibrücken · Landfrauen spielen eine wichtige Rolle in der ländlichen Entwicklung. Corona zwingt Kreisverband in digitales Zeitalter.

 Kursleiterin Hiltrud Woll (links) und die Kreisvorsitzende der Landfrauen Südwestpfalz Beate Schnur (rechts) beim Umwelt- und Ernährungstag in Bottenbach.

Kursleiterin Hiltrud Woll (links) und die Kreisvorsitzende der Landfrauen Südwestpfalz Beate Schnur (rechts) beim Umwelt- und Ernährungstag in Bottenbach.

Foto: Michaela Weber

Ein Tag, der Frauen – genauer gesagt Frauen in ländlichen Gebieten – in den Mittelpunkt des Geschehens rückt und ihre Wichtigkeit für die Gesellschaft hervorhebt ist der „Tag der Frau im ländlichen Raum“. Bereits auf der Frauen-Weltkonferenz der Vereinten Nationen 1995 wurde die Idee geboren, die schließlich in der Ausrufung eines internationalen Weltlandfrauentages gipfelte. Die Kreisvorsitzenden der Landfrauen, Beate Schnur, hat viel darüber zu berichten, wie die Realität aussieht, ganz unabhängig von diesem Gedenktag – und welche Rolle die Landfrauen in der ländlichen und landwirtschaftlichen Entwicklung spielen.

Die Landfrauen, so sagt Beate Schnur, seien „aktiv, modern und offen“ und keineswegs ein alter Hut. „Wir sind eine starke Gemeinschaft von Frauen aller Generationen und Berufe.“ Der Kreisverband Südwestpfalz hat in den Städten Pirmasens und Zweibrücken sowie im Landkreis Südwestpfalz insgesamt 31 Ortsvereine, denen circa 2200 Mitglieder angehören. Der Landfrauenverband agiert weltweit und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Frauen vor Ort weiterzubilden in den Themenbereichen Ernährung, Gesundheit und Persönlichkeitsbildung. Auch gesellschaftspolitische Themen stehen auf der Agenda.

„Kernthemen wie die Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft und damit verbundene Fragen zur Alterssicherung und Rente sind nach wie vor brandaktuell“, meint Beate Schnur. Frauen würden zudem auch darin bestärkt werden, sich politisch zu engagieren und für politische Ämter zu kandidieren. Und auch an den Landfrauen geht der „Retro“-Trend nicht vorüber: „In den letzten Jahren stellen wir auch fest, dass alte Themen wieder sehr gefragt sind: Stricken, Einwecken oder Fermentieren stehen hoch im Kurs.“

Doch das sei längst nicht alles: Viel Aufmerksamkeit gilt auch der Brauchtumspflege und der Dorferneuerung im ländlichen Raum, zudem werden Kulturreisen angeboten und die Geselligkeit darf bei alldem ebenfalls nicht zu kurz kommen. Großen Wert legt die starke Gemeinschaft auf gemeinnützige und soziale Projekte, etwa eine Back-Aktion für die Flutopfer im Ahrtal.

Die Landfrauen sind laut Beate Schnur am Puls der Zeit – das betrifft auch die Art und Weise, wie das umfassende Angebot an die Frau kommt. Präsenztreffen sind nicht wegzudenken, weil die sozialen Komponenten – Gespräche, Austausch und Zusammenkommen – für den Zusammenhalt des Vereins wichtig sind und bleiben. „Wir bieten Alternativen zu den Veranstaltungen vor Ort an, was in Coronazeiten den Austausch und die Zusammenkünfte weiterhin ermöglichte – das war dann eben online“, stellt Schnur fest. Der Umstieg auf Online-Veranstaltungen habe im Großen und Ganzen funktioniert, sei teilweise dennoch aus diversen Gründen nicht ganz unproblematisch gewesen: Angefangen von der ausbaufähigen digitalen Infrastruktur auf den Dörfern, über den Umgang mit den Videokonferenz-Programmen bis hin zu der Tatsache, dass manche Frauen die Treffen per Computer halt nicht so gerne mochten.

Die Planung für das nächste Jahr mit vielen Veranstaltungen steht bereits – es überwiegen die Präsenztreffen, was Beate Schnur sehr glücklich macht. Im März findet die Kreisvertreterinnen-Versammlung mit Neuwahlen statt – ohne Beate Schnur, sie tritt nicht mehr zur Wahl an.

Die (Land-)Frau spielt für die Gesellschaft eine wichtige Rolle und trägt wesentlich zur Förderung der landwirtschaftlichen und ländlichen Entwicklung bei. Zur Landfrau darf jede Frau werden, die sich einer starken Gemeinschaft anschließen und von den Begegnungen und den Weiterbildungsmöglichkeiten profitieren möchte. „Bei uns sind alle Frauen willkommen: Von jung bis alt, quer durch alle Gesellschaftsschichten oder ob berufstätig oder nicht. Der Altersdurchschnitt liegt zwar etwas höher – so bei 60 plus – aber wir haben auch viele jüngere Mitglieder“, berichtet Schnur. Jüngere Frauen seien meistens stark in ihrer Berufstätigkeit oder als Familienmanagerin eingebunden. Doch Interesse für die Projekte der Landfrauen sei da.

Eines dieser Projekte, bei dem sich alle Ansprüche der Landfrauen perfekt zusammenfügten, hieß „Integriert is(s)t gut“. Die Idee war, Frauen mit Migrationshintergrund und aus anderen Kulturen kennenzulernen, etwas über sie zu erfahren und sie gleichzeitig in die örtliche Gemeinschaft aufzunehmen. „Und wie könnte man das besser erreichen als sich an einem gemeinsamen Tisch zu setzen?“, ist Schnur überzeugt.

In den verschiedenen Ortsvereinen in der Südwestpfalz kamen schließlich die Landfrauen zusammen, kochten und aßen zusammen, erfuhren einiges über die Kulturen der „neuen“ Frauen und am Ende kam ein Kochbuch dabei raus. Brücken schlagen zwischen Frauen – unabhängig von Alter, Beruf, Kultur – das ist es, was den Landfrauenverein auszeichnet, dessen Bundesverband am 20. Oktober 1948 – also vor 73 Jahren gegründet wurde. Der Weltlandfrauentag wird am 15. Oktober begangen, ihn gibt es seit 2008.

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