Landfrauen des Kreisverbands Südwestpfalz beim Neujahrsfrühstück Laster und andere Grundbedürfnisse

Pirmasens/Zweibrücken · Warum tun wir etwas, von dem wir wissen, dass es uns nicht gut tut? Mit einem inspirierenden Vortrag von Karina von Keitz starteten die Landfrauen des Kreisverbands Südwestpfalz beim Neujahrsfrühstück gut gelaunt in 2022.

 Landfrauen-Kreisverband Südwestpfalz: Die Vorsitzenden, Beate Schnur (links) und Susanne Hein (rechts) mit der neuen Kreisgeschäftsführerin Anna Brunner (2. v. li.) und ihrer Vorgängerin, Waltraud Schreblowski.

Landfrauen-Kreisverband Südwestpfalz: Die Vorsitzenden, Beate Schnur (links) und Susanne Hein (rechts) mit der neuen Kreisgeschäftsführerin Anna Brunner (2. v. li.) und ihrer Vorgängerin, Waltraud Schreblowski.

Foto: Cordula von Waldow

„Ich freue mich, dass ich euch alle mal wieder sehe und wir Landfrauen wieder ein bisschen in Gang kommen“, begrüßte die Vorsitzende des Kreisverbands Südwestpfalz, Beate Schnur, „ihre“ Landfrauen. Rund 50 Vertreterinnen der 31 Ortsvereine hatten sich zum Neujahrsfrühstück in Pink im Hotel Kunz versammelt, fast alle entsprechend gekleidet oder zumindest mit einem Accessoire in der heiteren Vereinsfarbe.

Im Mittelpunkt stand neben dem Wiedersehen der Vortrag von Karina von Keitz unter dem Motto: „Von Aufschieberitis bis Übergewicht“. Selbst in einer Landfrauen-Familie aufgewachsen und den Landfrauen von Geburt an verbunden, traf die Dozentin sofort den richtigen Ton. An praktischen Beispielen gab sie nachvollziehbare Antworten auf die Frage: Warum wir Dinge tun, von denen jeder Außenstehende und oft auch wir selbst wissen: Das bringt doch nichts. Die Dozentin hilft nach eigenen Angaben „Leuten, die sich etwas vornehmen, dies auch zu erreichen“.

So erstaunte sie mit der Aussage: „Ganz gleich, ob jemand 20 Kilogramm abnehmen will oder Dinge gerne bis zur letzten Minute aufschiebt, statt sie zu erledigen – die Ursache ist immer die gleiche.“ Am Anfang stehe die persönliche Bestandsaufnahmer der „Laster“, Themen wie „nicht nein sagen können“ (viele Anwesende nickten), rauchen, zu lange im Internet daddeln, ausrasten oder ein schlechtes Gewissen haben. „Für unser Gehirn macht alles, was wir tun, Sinn“, erklärte sie, denn es beziehe sich auf bereits erlebte Erfahrungen.

Insgesamt sechs Grundbedürfnisse gelte es zu befriedigen (siehe Infobox) und diese seien bei allen Menschen gleich. Allein dieses Wissen könne bereits zu mehr Verständnis füreinander beitragen. Am Beispiel von „zu viel essen“ erläuterte die Lebenstrainerin, welche Bedürfnisse dabei berührt werden. Es mag erstaunen, doch „Essen gibt ein Gefühl von Sicherheit und Wohlbefinden“. Allein der Weg vom Schreibtisch zum Kühlschrank bringe Abwechslung in den Arbeitsalltag. Ist jemand kulinarisch interessiert, befriedigt auch das regelmäßig Ausprobieren neuer Geschmacksrichtungen das Abenteuerbedürfnis.

Aber die persönliche Bedeutung? „Wenn ich genau weiß, es tut mir jetzt nicht gut, es aber trotzdem tue, weil ich das jetzt will, entscheide ich selbstbestimmt und bin damit bedeutend.“ Mit Schokolade tue auch sie sich ab und an etwas Gutes und stärke so die Verbindung zu sich selbst.

Am Beispiel ihrer Mutter und ihrer Oma, beide engagierte Herzblut-Landfrauen, erklärte sie deren Beitrag. Da ihr Ehemann keinen Weizen vertrage, überböten sich jetzt beide gegenseitig bei der Herstellung glutenfreier Torten, wenn der Schwiegersohn zu Besuch kommt. Das Dumme daran: Erfüllt eine Handlung drei Bedürfnisse und mehr, hat sie Suchtcharakter, denn wir Menschen streben danach, unsere Bedürfnisse zu befriedigen.

„Seien sie nett zu sich selbst“, ermutigte Karina von Keitz, sich selbst für jeden Fortschritt zu loben und zu belohnen – und nein, nicht mit einem Extrastück Schokolade, lieber mit einem Blumenstrauß – und vor allem, die Veränderung in kleinen Schritten anzugehen, statt etwa auf Radikal-Diät mit Jojo-Effekt zu setzen.

Sie rechnet vor: „Wenn Sie sich jeden Tag um ein Prozent verbessern, sind Sie am Jahresende 4,5 mal besser.“ Wichtig sei, falsche und hindernde Überzeugungen und Glaubenssätze zu entdecken und zu entlarven, wie etwa: „Ich brauche meine Schokolade“ oder „Unter Druck arbeite ich besonders gut“. Stattdessen helfe Klarheit: Worum geht es mir eigentlich? Was kann ich stattdessen tun? Besonders hilfreich sei, eine Ersatzbefriedigung zu finden, die Spaß macht und Freude bereitet. Sie selbst gehe, statt zu essen, hüpfend und trällernd um den Häuserblock. Das gebe zudem gute Laune und spende Energie.

Der inspirierende Vortrag mit den lebensnahen Beispielen und die praktischen Antworten auf Fragen kamen sehr gut an. Waltraud Schreblowski strahlte: „So gut wie sie hat mir noch niemand unserer Grundbedürfnisse erklärt.“

 Karina von Keitz inspirierte die Landfrauen mit ihrem Vortrag. 

Karina von Keitz inspirierte die Landfrauen mit ihrem Vortrag. 

Foto: Cordula von Waldow

Mit Jahresbeginn wechselte die Kreisgeschäftsführung des Landfrauenverbands Südwestpfalz. Beate Schnur verabschiedete nach sieben Jahren Waltraud Schreblowski aus Rieschweiler in den wohlverdienten Ruhestand. Sie habe alle Anforderung zur vollsten Zufriedenheit erfüllt und sich zudem über alle Maßen ehrenamtlich engagiert. Die Kreisgeschäftsführung der Südwestpfalz sowie von Kaiserslautern übernahm am 1. Januar 2022 Anna Brunner (Reifenberg). Damit sind endgültig alle 13 Bezirksverbände der deutschen Landfrauen in sechs Geschäftsbezirken zusammengeführt.

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