Kurt Bellaire feiert seinen 90. Geburtstag Mit Ehrgeiz und Güte ganz nach oben

Zweibrücken · Ob als Aktiver oder als Trainer: Der Sport spielte eine wichtige Rolle im Leben von Kurt Bellaire. Am heutigen Dienstag feiert er seinen 90. Geburtstag.

 Kurt Bellaire hat nicht nur im sportlichen Bereich tiefe Spuren in Zweibrücken hinterlassen. Heute feiert der vitale Rentner seinen 90. Geburtstag.

Kurt Bellaire hat nicht nur im sportlichen Bereich tiefe Spuren in Zweibrücken hinterlassen. Heute feiert der vitale Rentner seinen 90. Geburtstag.

Foto: Susanne Lilischkis

Am heutigen Dienstag feiert Kurt Bellaire seinen 90. Geburtstag. Der rüstige Senior blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Nach dem Abschluss der Volksschule begann er eine Lehre beim Zweibrücker Traditionsunternehmen Dingler, bei dem auch sein Vater tätig war. Anfangs deckte er Dächer, dann wurde er ins Konstruktionsbüro beordert. Dort restaurierte er Pläne, die durch den Krieg Schäden erlitten hatten. „Von meinen drei Jahren Lehrzeit habe ich zwei Jahre an den Plänen gearbeitet“, erinnert er sich.

Sein damaliger Chef war Handballer und drückte oft ein Auge zu, wenn Kurt Bellaire – selbst begeisterter Handballspieler – zu Auswärtsspielen reisen musste. Einzige Bedingung: Bellaire sollte nicht mit einem gebrochenen Arm ans Zeichenbrett zurückkommen. Dazu muss man wissen, dass damals Feldhandball auf Ascheplätzen gespielt wurde. Eine rustikale Spielweise führte dabei oft zu Verletzungen.

Doch das war nicht der Grund, warum Kurt Bellaire in späteren Jahren mit dem Handball aufhörte – es war die mangelnde Trainingsdisziplin einiger seiner Mannschaftskameraden.

Der Ehrgeiz, den er im Sport pflegte, führte Kurt Bellaire auch beruflich ganz nach oben. Durch ein Fernstudium bildete er sich zum Hochofeningenieur fort, und das ohne das Abitur zu haben. Er war eben ein anerkannter Praktiker, der seinen Beruf von der Pike auf gelernt hat. Wenn die Hochofenabteilung der Firma im Ausland wichtige Verhandlungen zu führen hatte, war Kurt Bellaire immer dabei.

Ebenso unersetzlich war er bei den abendlichen Einladungen. Spätestens nach 30 Minuten hatte der Westpfälzer die Gäste für sich eingenommen, denen er pfälzische Hymnen wie „In de Palz geht de Parrer mit de Peif in die Kerch“ mit Inbrunst vortrug. Lewwerworscht, Stambes oder Saumaache wurden durch ihn im Ausland bekannt. So lernte er viel von der Welt kennen, war in China, USA, Afrika und Südamerika.

„So ein Werdegang wäre heute nicht mehr möglich“, sagt er rückblickend, um dann schmunzelnd zuzugeben: „Mein einziges berufliches Handicap war mein pfälzisches Englisch.“

Musste seine Verlobung noch wegen eines Handballspiels verschoben werden, so schlug Kurt Bellaire mit den Jahren sportlich eine neue Richtung ein. „Die Leichtathletik hatte es mir angetan, da trainiert man für sich alleine und für sonst niemanden“, sagt er dazu. Besonders liebte er den Sechskampf des Turnerbundes mit Hoch- und Weitsprung, 100 Meter- und 1000 Meter-Lauf, Kugelstoß und Schleuderball.

Regelrecht auf den Leib geschnitten war ihm aber die Tätigkeit als Trainer. Seine freundliche und verständnisvolle Art beeindruckte viele junge Sportler. Als herausragendsten Erfolg konnte er mit seinen 400-Meter-Läufern den Pfalzrekord über 4x400 Meter im Jahre 1970 verbuchen. „Ich kannte damals Gerd Hornberger, den Vorsitzenden des Leichtathletikverbandes Pfalz“, so Bellaire, „der bot mir eine Zusammenarbeit mit Waldfischbach an. Die hatten dort zwei Staffelläufer, die gut in mein Team bei der VT Zweibrücken passten und die dann in Zweibrücken trainierten.“

Genauer gesagt wechselten 1969 die Sprinter Fritz Graf und Dieter Krabler vom 1. FC Kaiserslautern zu den Vereinigten Turnern. Durch die 1970 gebildete Leichtathletik-Gemeinschaft zwischen der LG Waldfischbach und der VTZ konnten nun auch die sehr guten Langsprinter Hans Georg Dietrich und Reinhard Karpp eingesetzt werden. Einer seiner Staffelläufer hat ihn so beschrieben: „Der Bellus war ein Supertrainer, der alles zusammenhielt und als Hochofenbauer den Läufern tüchtig einheizte“.

Als Trainer wollte er das Beste aus seinen Sportlern herauskitzeln, doch man muss seiner Meinung nach auch eine Portion Realismus mitbringen: „Man kann nur das erreichen, was in dem Menschen drinsteckt, nicht mehr. Und die Eltern müssen mitmachen und ihre Kinder zum Training fahren.“ Kurt Bellaire selbst hat übrigens nie einen Führerschein besessen.

Mit 90 Jahren gehört der rüstige Senior keineswegs zum alten Eisen. „Er geht täglich in die Stadt zum Mittagessen“, sagt Tochter Isolde Robert, „er muss Leute treffen.“ Eigentlich wollte Kurt Bellaire seinen runden Geburtstag im Sportheim feiern, doch Corona machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Nun lädt er seine Freunde und Bekannten zum Tag der offenen Tür ein – sie können ihm ihre Glückwünsche über den den ganzen Tag verteilt in seinem Garten überbringen.

Durch den Sport lernte er zahlreiche Leute kennen und viele wurden Freunde. Der Sport hat sein Leben maßgeblich geprägt und der Sport ist es auch, dem er seiner Meinung nach seine Vitalität im hohen Alter verdankt. Wenn es eine Lebensweisheit gibt, die er der Jugend gerne mit auf den Weg geben würde, dann diese: „Geht in einen ordentlichen Sportverein zu einem ordentlichen Trainer. Das hat fürs Leben einen großen Wert.“

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