Kultur in der Himmelsbergkapelle Von Viehtreibern und Operndiven

Zweibrücken · Bärbel Philippi und Edgar Steiger stellten ihre neuen Bücher in der Zweibrücker Himmelsbergkapelle vor. Es war ein Abend, der den Erinnerungen der beiden an ihre Heimatstadt gewidmet war.

 Moderator Wolfgang Ohler (links) teilte die Erinnerungen der beiden Autoren Edgar Steiger und Bärbel Philippi an das Leben im Zweibrücken der Nachkriegszeit.

Moderator Wolfgang Ohler (links) teilte die Erinnerungen der beiden Autoren Edgar Steiger und Bärbel Philippi an das Leben im Zweibrücken der Nachkriegszeit.

Foto: Susanne Lilischkis

Zum Auftakt der Veranstaltungen des Vereins „Kultur in der Himmelsbergkapelle“ in dieser Saion, feierte der Zweibrücker Echo-Verlag am vergangenen Freitag sein 40-jähriges Bestehen mit einer Lesung zweier bekannter Mundart-Autoren: Bärbel Philippi und Edgar Steiger stellten ihre Erinnerungen an die gute alte Zeit in ihrer Heimatstadt in der lokalen Mundart vor. Das Interesse war enorm, so dass die 60 Plätze schnell ausgebucht waren. Deshalb bot der Verein am Samstag eine weitere Matinée an, die ebenfalls sehr nachgefragt war.

Die beiden Autoren und Gastgeber Wolfgang Ohler nahmen das Publikum mit auf eine Zeitreise ins Zweibrücken der 50er Jahre. Eine Zeit, an die sich viele der Anwesenden gerne erinnerten. Die zahlreichen Lacher und das zustimmende Gemurmel zeigten den beiden Vortragenden immer wieder, dass ihre Beobachtungen und Erlebnisse von den Zuhörern geteilt wurden. Zum Beispiel die Sache mit der Wurst, die der junge Ohler immer von der Metzgersfrau zugesteckt bekam, wenn die Mutter ein Pfund Rindfleisch im Laden in der Fruchtmarktstraße kaufte.

Auch der Straßenkehrer Stalter freute sich über die Wurst, die er sich auffällig lange mit seinem Besen vor dem Geschäft verweilend, erwarb. Bärbel Philippi beschrieb ihn lebhaft als großen Mann mit gebeugtem Rücken, der stets eine Mütze auf dem Kopf trug und fröhlich pfeifend seiner Arbeit nachging.

Damals muss es einige Originale in Zweibrücken gegeben haben, in einer Zeit, als jeder noch jeden kannte. Der Viehtreiber Paul Lebschenoch gehörte zu dieser Sorte genauso wie die Besitzerin der Kammerlichtspiele, die mit ihrem Opel Kapitän mit Schwung in die Passage einfuhr. Passage und Kino gibt es längst nicht mehr und auch die Tankstelle bei Opel Rasp, an die sich Edgar Steiger so gerne erinnert, hat heute geschlossen. Die beiden Autoren erzählten von einem Zweibrücken, das längst Vergangenheit ist. Mit viel Liebe beschrieben sie die Menschen ihrer Heimatstadt. Waren es bei Bärbel Philippi die Erinnerungen an ihre Jugendzeit, rekapitulierte Edgar Steiger, der als Kolumnist „Sepp vom Hallplatz“ in der Rheinpfalz schreibt, sein aufregendes Leben als Lokaljournalist (früher auch beim Merkur). So fuhr er einmal die berühmte Opernsängerin Ingeborg Hallstein mit seinem Fiat 850 zu ihrem Hotel in der Fasanerie. Wegen Platzmangel im Auto musste er ihren Pelzhut zusammengerollt im Kofferraum transportieren. Eine Diva anderer Art muss Frau Suleder gewesen sein, die als Bedienung in der Festhalle arbeitete. Sie erzählte dem Pressevertreter stets den neuesten Stand ihrer Krampfadererkrankung.

Philippi und Steiger ließen Erinnerungen an ein Zweibrücken wach werden, das vor vielen Jahren einmal existiert hat. Manchmal genügte es, nur einen Namen zu nennen – Caruso und seine Paula etwa – und beinahe jeder im Publikum wusste Bescheid. Die Kindheitsgeschichten aus der Fruchtmarktstraße und die Erlebnisse des Lokaljournalisten hatten eines gemeinsam. Sie offenbarten eine wahre und unverfälschte Liebe der Schriftsteller zu ihrer Heimatstadt. Edgar Steiger brachte es auf den Punkt, als er zum Abschluss sagte: „Ich will als Sepp vom Hallplatz das Liebenswerte an Zweibrücken zeigen. Wir müssen gemeinsam etwas daraus machen.“

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