Moment ml Kroos und Schenk begeistern oder: Wenn La Ola Wellen schlägt

Die Steilvorlage von Investor Manfred Schenk, der zusammen mit Hartmut Ostermann auf dem Gelände der ehemaligen Park-Brauerei Großes plant, kann für die Stadt zum entscheidenden Treffer werden – findet Merkur-Chefredakteur Michael Klein.

Moment ml: Kroos und Schenk begeistern oder: Wenn La Ola Wellen schlägt
Foto: SZ/Baltes, Bernhard

Na also, geht doch! Deutschland kann doch noch gewinnen, wenn auch mit Hängen und Würgen, mit Nervenkitzel und Dusel pur – und mit gaaanz viel Glück. Dank eines kroosartigen Tores, eines verdienten Treffers, Sekunden vor Schluss. Womit die neue Woche doch gleich ganz anders losgeht.

Nur mal so unter uns geschrieben: Es wäre ja auch wirklich undenkbar, wenn Jogis Jungs schon nach dem zweiten Vorrundenspiel in Russland, ausgestattet mit den auf den 28. Juni datierten Rückflugtickets auf gepackten Koffern sitzen würden. Dass uns die Schweden-Happen auf den Magen schlagen würden, war doch selbst während der neunzigplusfünf Minuten von Sotschi wirklich nur von professionell pessimistischsten Miesepetern zu erwarten. Gegen Deutschland ein bedeutendes Spiel zu gewinnen, das haben die Schweden nur einmal getan. Und das ist lange her, fast genau auf den Tag 60 Jahre. Damals, am 24. Juni 1958, war für die von Sepp Herberger betreute Nationalmannschaft als amtierender Weltmeister mit 1:3 im Halbfinale in Schweden gegen die Nordländer Feierabend. Skurrile und umstrittene Schiedsrichter-Entscheidungen lösten vor Jahrzehnten beinahe eine diplomatische Krise zwischen den beteiligten Nationen aus.

Heute ist nur noch skurril, was sich so an Skurrilem um die WM rankt. Beispielsweise die neueste wissenschaftliche Erkenntnis, dass es zu einer funktionierenden La Ola mindestens 30 Menschen braucht. Und wenn die, im Feintuning bestens aufeinander abgestimmt, erst mal in Stimmung sind und Gas geben, dann kann die Welle der Begeisterung sogar rund 40 Stundenkilometer schnell sein. Da kommt Freude auf!

So ein Happening der überbordenden Freude und der guten Laune kann ich mir ganz problemlos derzeit auch im Sitzungssaal des Zweibrücker Rathauses vorstellen. Zugegeben, die Sitzordnung müsste man vielleicht ein wenig modifizieren, die Ecken abrunden und störende Tische entfernen. Ansonsten passt es: 40 Mitglieder, also mehr als die wissenschaftlich veranschlagten und benötigten 30 Wellenmacher, hat der Stadtrat. Begeisterungsfähig sind die Stadtverordneten über Parteigrenzen hinweg, und einen Anlass zum kollektiven Ausflippen gab es doch aktuell in der jüngsten Sitzung.

Die recht konkret bekannt gewordenen Pläne des erfahrenen Investors Manfred Schenk, der zusammen mit der Ostermann-Gruppe und in erstaunlich schnellem Tempo das Gelände der ehemaligen Parkbrauerei mit einem Hotel, Plätzen für betreutes Wohnen und einem Pflegeheim aus dem Quasi-Dornröschenschlaf reißen will, sorgen durchaus für Begeisterung. Hätte es noch eines anderen Beweises bedurft, dann steht das einstimmige Votum des Stadtrates, den eingeschlagenen Weg trotz klitzekleinster Bedenken mitgehen zu wollen, als starkes Bekenntnis. Da fällt es denn auch absolut nicht ins Gewicht, dass Gewobau-Chef Werner Marx mahnend die personifizierte Spaßbremse gab, indem er auf ein potenzielles Überangebot an Pflegeplätzen abhob. Nein, der singuläre Zwischenruf dürfte eher der Tatsache geschuldet sein, dass die Gewobau mit den eigenen Plänen in der Canada-Siedlung ein wenig in Zeitverzug zu sein scheint. Marx‘ Einlassung ist also verzichtbar und sollte die aktuelle Stimmung nicht trüben! Gleiches gilt für Linken-Vize Gerhard Burkei.

Die von Schenk vorgestellten Pläne tun Zweibrücken nämlich gut. Aus vielerlei Sicht, weshalb wir allesamt uns hüten sollten, sie gleich schon wieder mit dem handelsüblichen Lamento zu überziehen. Die Demografie, die für die kommenden Jahre vorhergesagte Entwicklung der Gesellschaft (Stichwort: Überalterung) zeigt, dass gerade in diesem Bereich Handlungsbedarf ist. Schenk selbst ist ein Investor, mit dem die Stadt durchaus gute Erfahrungen gemacht hat - das Hilgard-Center lässt grüßen. Und dass dieser umtriebige Macher mit der Gruppe von Hartmut Ostermann ein mit dem erfolgreichen Betrieb von Hotels und dem gut gemanagten Bereich Senioren und Pflege mit Expertise ausgestattetes Unternehmen an der Seite hat, potenziert die Aussichten, dass die Investition auch für die Stadt reiche Früchte trägt.

Wenn deren Verantwortliche clever sind, werden sie sich aktiv in die Neugestaltung des ehemaligen Park-Geländes einbringen: So ist denkbar, dass insbesondere die im zweiten Bauabschnitt vorgesehene Wohnbebauung ein wenig reguliert wird, um städtebaulichem Wildwuchs entgegenzuwirken. Es ist außerdem vorstellbar, dass beispielswiese die städtische Wirtschaftsförderung zusammen mit Schenk jenen Klein- und Kleinstbetrieben alternative Standorte aufzeigt und anbietet, weil die bisher auf dem Gelände angesiedelten Stätten ihres Tuns wegfallen werden.

Die Stadt kann von einem neuen Hotel in unmittelbarer City-Lage profitieren, so es sich denn städtebaulich und optisch harmonisch ins große Ganze einfügt. Die ersten Bilder lassen jedenfalls keine Sorge aufkommen, dass einem beim Blick über den Herzogplatz Angst und Bange werden muss. Den Bedarf an weiteren Hotelbetten wird nicht nur mit Blick auf das weggefallene Aparthotel niemand ernstlich leugnen.

Insofern steht der kommunalpolitischen La Ola nichts mehr im Weg. Auf richtig breitem Fundament wird sie am Mittwoch vieltausendfach laufen. Nach dem nächsten deutschen WM-Vorrundensieg (gegen Südkorea).

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