Krankenstand in Klinik nimmt zu

Zweibrücken · Findet es der Landesverein für Innere Mission in Ordnung, dass er seinen Zweibrücker Krankenhausmitarbeiter, die sich nach Verkündigung des Klinikaus' schnell einen neuen Job gesucht haben, nun keine Abfindung gewährt? Schweigen. Konnte das Nardini-Klinikum mitentscheiden, wer beim Betriebsübergang der Inneren Medizin zu ihm wechselt? Schweigen. Klar ist immerhin: Es melden sich immer mehr Angestellte krank.

In Sachen Sozialplan, Abfindungen und Aufhebungsverträgen weißt der Landesverein für Innere Mission in der Pfalz (LVIM) eine Ungleichbehandlung seiner Krankenhausangestellten in Zweibrücken strikt zurück. Hintergrund ist die Regelung, wonach vor der Unterzeichnung des für 185 Angestellte geltenden Sozialplans zwischen LVIM und Mitarbeitervertretung am vergangenen Freitag keine Aufhebungsverträge geschlossen wurden. Die Betroffenen mussten vielmehr selbst kündigen (wir berichteten). Die Folge: Sie gehen in Sachen Abfindungen nun leer aus. Nicht so diejenigen, die mit der Kündigung bis jetzt gewartet haben oder seit Freitag auch mögliche Aufhebungsverträge unterschreiben. Vergangene Woche hatte der LVIM 44 Kündigungen durch Mitarbeiter verzeichnet, das Haus verlassen haben seit dem 20. Juni aber erst 23. Bei manchem dürfte also gerade die Kündigungsfrist laufen. Aktuell zählt das Evangelische Krankenhaus 311 Mitarbeiter, die LVIM Service- und Dienstleistungsgesellschaft mbH (SDG) 72. In Sachen SDG laufen die Verhandlungen für einen Sozialplan noch und sollen "in den nächsten Wochen" abgeschlossen werden, so Liebold.

"Ausgewogen berücksichtigt"

Wie kann der LVIM eine faktische Abstrafung derjenigen, die ihre berufliche Zukunft zügig klären wollten, mit seinen christlichen Leitlinien vereinbaren? Auf diese Frage geht LVIM-Sprecherin Susanne Liebold nicht ein. Sie verweist allgemein darauf, dass sich "die Mitarbeitervertretung mit ihrer rechtlichen Vertretung und der LVIM sich einvernehmlich auf den Sozialplan verständigt [haben], der Arbeitnehmer- und Unternehmensinteressen ausgewogen berücksichtigt". Verantwortlich dafür, dass man wochenlang Aufhebungsverträge verweigerte, seien die sich hinziehenden Verhandlungen mit der MAV gewesen. Liebold: "Zum Abschluss von Aufhebungsverträgen mussten LVIM und Mitarbeitervertretung eine Grundlage erarbeiten, die Unternehmens- wie Mitarbeiterinteressen gerecht wird."

Versorgung weiter gesichert

Die Schließung des Krankenhauses zum 30. September setzt indes immer mehr Mitarbeitern zu. "Die Zahl der Krankmeldungen hat sich erhöht und liegt mit rund 10 Prozent über dem saisonal üblichen Schnitt", schreibt Liebold. Die Versorgung der Patienten sei aber nach wie vor gesichert, der Betrieb gehe bis Ende September weiter. Kurios: Auch Oberkirchenrat und LVIM-Aufsichtsratschef Manfred Sutter ist laut Landeskirche mindestens seit Mitte Juli und noch bis Ende August im Krankenschein. Am 20. Juni hatte er das Aus der Klinik verkündet.

Unklar ist nach wie vor, wie viele Mitarbeiter ans Nardini-Klinikum wechseln sollen. Aktuell stehen nach Merkur-Informationen 85 Personen auf der Wechselliste, die sich allerdings ständig ändere. Mancher der Wechselkandidaten hat sich demnach einen neuen Job gesucht. Der LVIM sagt offiziell dazu nichts, solange der Teilbetriebsübergang nicht vollzogen ist. "Zum Vollzug bedarf es einer formellen Unterrichtung der Mitarbeitenden mit Widerspruchsrecht", so Liebold. Ob das Nardini - um sich die belastbarsten, jüngsten, flexibelsten Mitarbeiter zu angeln - einen Einfluss darauf hatte, wer wechseln soll? Liebold weicht aus: "Bei dem Teilbetriebsübergang der Inneren Medizin wechseln sämtliche Mitarbeitenden der Abteilung ans Nardini-Klinikum", schreibt sie lapidar. Wer zur Inneren gehört, haben Mitarbeitervertretung und LVIM nach mehreren Kriterien bestimmt. Neben Naheliegendem wie der arbeitsvertraglichen Definition oder überwiegenden Tätigkeit in der Inneren sowie der organisatorischen Leitung durch diese Abteilung auch weiter Hergeholtes: Es spielt eine Rolle, ob man in Räumen gearbeitet hat, in denen überwiegend Leistungen für die Innere erbracht wurden.

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